Von Carol Ryan

NEW YORK (Dow Jones)--Anspruchsvolle Verbraucher auf der ganzen Welt greifen weiterhin in Rekordzahlen zu Louis-Vuitton-Handtaschen. Doch die jüngsten Ergebnisse des Markeneigentümers LVMH gaben den Anlegern nicht alle Antworten, die sie wollten. LVMH Moët Hennessy Louis Vuitton berichtete, dass der Umsatz in den drei Monaten bis September im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent in die Höhe schoss. Noch beeindruckender: Der Umsatz rangierte um 11 Prozent höher war als im Vergleichszeitraum vor der Pandemie im Jahr 2019.

Das Geschäft verlangsamte sich zwar in einigen Regionen nach einem Rekordergebnis im zweiten Quartal, aber insgesamt ist die Nachfrage weiterhin stark. So verbesserte sich der Umsatz von LVMH in den USA sogar um 22 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2019.

Gerade in diesem Quartal achteten die Märkte auf die Ergebnisse von LVMH. Die Aktie des Vorzeigeunternehmens der Luxusbranche ist nämlich um 9 Prozent gefallen, seit Chinas Präsident Xi Jinping Mitte August eine Rede hielt, in der er ein hartes Durchgreifen gegen "übermäßigen" Reichtum im Land versprach. In der gesamten Branche sind deshalb die Konsumausgaben, die seit der Finanzkrise 2008 stark von den chinesischen Verbrauchern abhängen, in die Knie gegangen.


   Xis Frontalangriff kann LVMH sogar in die Karten spielen 

In einem Telefongespräch mit Investoren erklärte die LVMH-Konzernführung, dass Pekings neuer Fokus auf die Umverteilung des Reichtums nicht unbedingt eine schlechte Sache für die wohlhabenden Verbraucher sei, die ihre Waren kauften. Nach Schätzungen von UBS tätigen Mitglieder der Mittelschicht bis zu 80 Prozent der Luxuskäufe in China und nicht die Superreichen.

Diese langfristige Hoffnung steht jedoch nicht unbedingt im Widerspruch zu Befürchtungen, dass es dem Sektor in den kommenden ein bis zwei Jahren schwerer fallen könnte zu wachsen. Einen Hinweis auf härtere Zeiten lieferte die Uhren- und Schmucksparte von LVMH, wo sich die Umsätze gegenüber dem Vergleichszeitraum 2019 nur um 1 Prozent vorschoben - nach 9 Prozent Wachstum im Vorquartal. Die Nachfrage nach der teuren Schmuckmarke Bulgari schwächte sich vor allem in Asien ab. Tiffany & Co, das LVMH im vergangenen Jahr für 15,8 Milliarden US-Dollar aufkaufte, schwächelte im August in China ebenfalls ein wenig.


   Unsicherheit in China lastet auf Aktie 

Dies könnte auch einfach daran liegen, dass Teile des Landes nach einer Häufung von Covid-19-Fällen wieder abgeriegelt wurden. Es könnte aber auch ein frühes Anzeichen dafür sein, dass sich die wohlhabendsten Verbraucher in China derzeit mit größeren Anschaffungen zurückhalten. Die Anleger sollten sich im November ein klareres Bild von den Geschehnissen machen, wenn der Schweizer Eigentümer von Cartier, Cie. Financière Richemont, seine Ergebnisse vorlegt.

LVMH-Aktien werden derzeit mit dem 28-Fachen der erwarteten Gewinne gehandelt, ein Rückgang gegenüber dem 32-Fachen vor der Rede von Xi und der niedrigste Wert seit 16 Monaten. Es ist jedoch noch sehr früh, um die Auswirkungen von Pekings jüngstem politischen Kurswechsel zu beurteilen. Die meisten Anleger dürften es vorziehen, mit größeren Käufen zu warten, bis sich die Lage aufklart.

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October 14, 2021 07:24 ET (11:24 GMT)