Der weltgrößten Übernahme in der Luxusgüter-Branche droht das Aus: Der französische Konzern LVMH mit Marken wie Louis Vuitton-Mode, Moet & Chandon-Champagner und Bulgari-Parfum will bei dem geplanten 16 Milliarden Dollar schweren Kauf den US-Juweliers Tiffany die Reißleine ziehen.

Begründet wurde der Schritt am Mittwoch mit drohenden US-Zöllen auf Produkte aus Frankreich. Tiffany will das aber nicht hinnehmen. Das 1837 in New York gegründete Unternehmen kündigte eine Klage an, um die Fusionspläne gerichtlich durchzusetzen.

LVMH teilte mit, vom französischen Außenministerium aufgefordert worden zu sein, die Übernahme über den 6. Januar 2021 hinaus zu verschieben, da zusätzliche US-Zölle auf Produkte aus Frankreich drohten. Auch Tiffany habe um eine Verlängerung der Frist für den Abschluss der Übernahme gebeten. Der LVMH-Vorstand habe aber beschlossen, sich an die Bedingungen des ursprünglichen Übernahmevertrages zu halten, wonach der Deal bis zum 24. November abgeschlossen sein muss. "Beim gegenwärtigen Stand der Dinge wäre die Gruppe daher nicht in der Lage, die Übernahme von Tiffany vorzunehmen." Beiden Firmen fehlen aktuell für eine Fusion Genehmigungen von Kartellbehörden in mehreren Ländern.

Die schon 2019 vereinbarte Transaktion war auch wegen der Corona-Krise ins Wanken geraten. Anfang Juni hatten Insider gesagt, LVMH-Chef Bernard Arnault wolle die Bedingungen des Deals nochmals überdenken, weil in Folge der Pandemie weltweit Umsätze und Aktienkurse von Luxusgüter-Herstellern eingebrochen sind.

Tiffany-Titel sind an der Börse aktuell deutlich weniger wert als die zuletzt vereinbarten 135 Dollar je Aktie. Ursprünglich hatte LVMH 120 Dollar pro Tiffany-Papier geboten, was einen Aufschlag von 20 Prozent auf den Kurs vor Bekanntwerden des Interesses bedeutet hatte. Tiffany hatte die Offerte zurückgewiesen und erst bei 135 Dollar eingewilligt.

Der gesamten Luxusindustrie brechen nach einem Jahrzehnt des Wachstums derzeit in ungeahntem Ausmaß die Erlöse weg. Studien zufolge werden die Umsätze allein in diesem Jahr branchenweit um mehr als ein Drittel zurückgehen. Das Beratungsunternehmen Bain rechnet damit, dass es zwei bis drei Jahre dauern wird, ehe die Einnahmen wieder das Niveau von 2019 erreichen. LVMH hatte 2019 knapp 54 Milliarden Euro umgesetzt, Tiffany rund 4,2 Milliarden Dollar.

Tiffany-Aktien sackten am Mittwoch an der Wall Street vorbörslich um rund zehn Prozent ab. LVMH-Titel verloren in Paris 1,3 Prozent.