FRANKFURT (Dow Jones)--Die größten Autokonzerne der Welt sind mit einem kräftigen Umsatzwachstum ins neue Jahr gestartet: Obwohl der Pkw-Absatz im ersten Quartal nur um knapp 4 Prozent gestiegen ist, kletterte der Umsatz um 19 Prozent und erreichte mit 494 Milliarden Euro einen neuen Rekordwert. Der Gewinn stieg im gleichen Zeitraum allerdings nur noch um 6 Prozent und die Marge ging von 9 auf 8 Prozent zurück, wie eine Analyse der Finanzkennzahlen der 16 größten Autokonzerne durch die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY ergab.

"Erstmals seit Anfang 2021 sehen wir deutliche Bremsspuren beim Gewinn, der längst nicht mehr so stark steigt wie der Umsatz", sagte Constantin M. Gall, Managing Partner und Leiter Mobility bei EY für die Region Europe West, laut der Mitteilung. Diese Entwicklung werde anhalten. "In dem Maß, wie die Produktion hochgefahren wird, normalisiert sich der Markt. Ein Neuwagen wird bald nicht mehr das knappe Gut sein, das er im letzten Jahr noch war. Das heißt auch: Für die Autohersteller wird es immer schwieriger werden, hohe Fahrzeugpreise am Markt durchzusetzen und auf Rabatte zu verzichten", sagte er. "Die Zeit der Traummargen wird für einige Unternehmen bald vorbei sein."

Während alle 16 von EY analysierten Unternehmen ihren Umsatz steigern konnten, meldeten nur elf einen Zuwachs beim Neuwagenabsatz, fünf verkauften weniger Autos als im Vorjahreszeitraum.


   "Wachablösung" beim Margenranking 

Beim Umsatz führte Volkswagen mit 76 Milliarden Euro das Branchenranking an - vor Toyota mit 68 Milliarden Euro und Stellantis mit 47 Milliarden Euro. Auch beim Gewinn lag Volkswagen mit 5,7 Milliarden Euro vorn - vor Mercedes-Benz (5,5 Milliarden Euro) und BMW (5,4 Milliarden Euro). Zwei Unternehmen - Renault und Stellantis - haben keine Zahlen zum operativen Gewinn im ersten Quartal veröffentlicht.

Bei der Marge hat Mercedes-Benz den US-Konzern Tesla überholt, der zuletzt regelmäßig an der Spitze lag. Mercedes-Benz und BMW mit Margen von 14,7 bzw. 14,6 Prozent waren im ersten Quartal die profitabelsten Autokonzerne der Welt, gefolgt von Kia mit 12,1 Prozent vor Tesla mit 11,4 Prozent.

Der Chipmangel verliere stark an Bedeutung, ergänzte EY-Partner Peter Fuß. Allerdings erzielten die meisten Hersteller erzielen derzeit mit Verbrennern deutlich höhere Gewinne als mit Elektrofahrzeugen, deren Anteil am Absatz aber insgesamt steigen soll. Das drücke auf die Marge.

"Am Hochfahren der Elektroabsatzes führt aber kein Weg vorbei - daher muss es zum einen gelingen, den Deckungsbeitrag von Elektroautos deutlich zu erhöhen, zum anderen müssen insgesamt die Kosten runter", sagte Fuß. "An mehr Kostendisziplin führt kein Weg vorbei, sonst droht dauerhaft eine deutlich niedrigere Profitabilität."

Schwierig sei die Situation derzeit in China, wo der Neuwagenabsatz im ersten Quartal um 22 Prozent eingebrochen sei. Bis auf Mercedes-Benz verzeichneten alle Unternehmen in China einen Absatzrückgang. Der Anteil des Landes am weltweiten Absatz der deutschen Autokonzerne ging von 36,6 Prozent im Jahr 2022 auf 32,9 Prozent im ersten Quartal dieses Jahres zurück.

"Der Markt ist längst kein Boom-Markt mehr, einheimische Hersteller gewinnen kräftig Marktanteile, der starke Wachstum der Elektro-Neuzulassungen sorgt dafür, dass die Karten neu gemischt werden", sagte Gall. "Alle westlichen Hersteller sind gefordert, noch besser auf die spezifischen Bedürfnisse dieses Marktes einzugehen und gleichzeitig die Abhängigkeit von diesem Einzelmarkt nicht zu groß werden zu lassen."

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May 29, 2023 07:17 ET (11:17 GMT)