Um die Dinge ins rechte Licht zu rücken: Sowohl der Umsatz als auch der Aktienkurs sind im Jahr 2024 genau auf dem Niveau von vor fünfundzwanzig Jahren, kurz bevor die erste Spekulationsblase im Technologiesektor platzte. Ist das ein Zeichen?
Ein Vergleich ist zwar kein Beweis, zumal sich Mercedes vor drei Jahren von Daimler Trucks getrennt hat – hält aber immerhin ein Drittel des Kapitals. Der mehrmals seit 1999 restrukturierte Hersteller hat sich hochklassiger positioniert und seine Profitabilität deutlich verbessert.
Doch in diesem Jahr erlebt Mercedes einen leichten Rückgang der Betriebsmarge, trotz – oder vielleicht gerade wegen – eines guten Wachstums im Verkauf von Elektrofahrzeugen und bemerkenswerten Preiserhöhungen: +46% bei den Autos und +38% bei den Vans im Vergleich zur Vor-Pandemie-Zeit.
Anstelle Wachstum zu generieren, hat Mercedes begonnen, sich selbst zu kannibalisieren - und das ist ein Novum. Die Hälfte des im letzten Jahr beschlossenen Aktienrückkaufprogramms von 4 Milliarden Euro ist bereits umgesetzt, und der Vorstand plant, der nächsten Hauptversammlung ein neues Rückkaufprogramm von 3 Milliarden Euro vorzuschlagen.
Es gibt eine Besonderheit bei der Art und Weise, wie Mercedes-Benz seine Ergebnisse meldet: Die Definition des "Free Cash Flow" ist unklar, da Investitionsausgaben scheinbar nicht berücksichtigt werden.
Es gibt also Fragezeichen bei den angeblichen 11,3 Milliarden Euro freier Cashflow. Wenn ein Insider den Analysten von MarketScreener weitere Einblicke geben könnte, wäre das sehr willkommen!
Tatsächlich, und Mercedes ist hier nicht allein, sind es vor allem die Finanzdienstleistungen, die die heilige Dividendenausschüttung finanzieren. Es ist bemerkenswert, dass die Ausfallrate bei diesen Kreditaktivitäten vernachlässigbar bleibt, selbst in einem aktuell ausgeprägten Rezessionsumfeld in Deutschland.
Die Kundschaft von Mercedes, das ist der Vorteil, besitzt ein "Premium"-Kreditprofil und kann die oben genannten erheblichen Preiserhöhungen verkraften.
Es ist vor allem die Rendite, die eine sinnvolle Bewertung von Mercedes ermöglicht. Diese liegt bei etwa 7%, auf einem 25-Jahres-Hoch. Ist das ein Zeichen des Markt-Misstrauens? Denn abgesehen von der großen Finanzkrise 2008 und der Corona-Episode zeigt Mercedes ein kontinuierliches Dividendenwachstum.