(neu: Aussagen aus Veranstaltung, Kursentwicklung, Analystenstimme.)

STUTTGART (dpa-AFX) - Mercedes-Benz will mit seinen teuersten Luxusautos in den kommenden Jahren stark wachsen und die Gewinne weiter in die Höhe treiben. Der Anteil der Top-Modelle am Verkauf soll deutlich zulegen, was die operative Gewinnmarge bis zur Mitte des Jahrzehnts noch stärker erhöhen soll als bisher geplant. So rechnet Mercedes-Chef Ola Källenius unter normalen Marktbedingungen für das Jahr 2025 nun mit einer Umsatzrendite von zwölf Prozent. In einem starken Marktumfeld sollen es sogar 14 Prozent sein, wie der Dax-Konzern am Donnerstag bei einer Strategiepräsentation mitteilte. Bisher hatte Mercedes im Normalfall eine hohe einstellige Marge angestrebt und im günstigen Fall eine zweistellige. Bei sehr schlechten Bedingungen soll die Rendite um die acht Prozent liegen statt im mittleren einstelligen Bereich, wie bisher avisiert.

Källenius rechnet mit einer steigenden Zahl reicher Menschen in der Welt und sieht deshalb große Chancen für einen höheren Absatz von Luxusautos. Vor allem in China seien die Aussichten dank eines steigenden Lebensstandards größerer Bevölkerungsschichten bedeutend, sagte er in einer Telefonkonferenz. Der Anteil der Top-Modelle an den Autoverkäufen insgesamt soll zwischen 2019 und 2026 um 60 Prozent zulegen. 2019 lag der Anteil mit rund 250 000 verkauften Luxuskarossen bei rund elf Prozent, wie Finanzchef Harald Wilhelm sagte. Bis 2026 ist demnach ein Anteil im mittleren bis oberen Zehnerprozentbereich angepeilt.

Bereits in den vergangenen Quartalen profitierte der Konzern davon, dass er die teuren Autos bevorzugt mit knappen Elektronikchips ausstattete und deren Absatz in der Lieferkettenmisere sogar steigerte. Das trieb die Margen zusammen mit dem allgemeinen Preisauftrieb bei Neu- und Gebrauchtwagen stark in die Höhe.

Die Fantasie der Anleger konnte das Management mit den Plänen zunächst nicht positiv beflügeln. Die Mercedes-Benz-Aktie verlor am Nachmittag 3,3 Prozent auf 62,62 Euro. Seit dem Börsenabsturz infolge des Kriegsausbruchs in der Ukraine pendelt das Papier im Wesentlichen um die 65 Euro. Im Dax und dem europäischen Branchenindex aus Autoherstellern und -zulieferern waren Verluste an einem schwachen Börsentag geringer. Analyst Philippe Houchois von der Investmentbank Jefferies sprach von angemessenen Erwartungen.

Die Angebotspalette soll bei Mercedes-Benz künftig in drei Kategorien eingeteilt werden. Im Top-End-Bereich sind vor allem die Fahrzeuge der Luxussubmarke Maybach, der Sportwagentochter AMG und die S- und G-Klasse mit ihren jeweiligen Elektro- und SUV-Ablegern einsortiert. Das Kernangebot (Core) soll die absatzstärksten Modelle rund um C- und E-Klasse umfassen. Im Einstiegssegment (Entry) mit den günstigeren Autos will Mercedes hingegen ausdünnen: Die Zahl der Karosserievarianten soll hier von sieben auf vier sinken, dafür soll deren Technik aufgewertet werden, auch um die Preise deutlich erhöhen zu können.

Seit langem wird spekuliert, ob die A- oder die B-Klasse dem Drang der Stuttgarter hin zum Luxus weichen muss. Dazu wollte sich Källenius nun zwar nicht detailliert äußern. Das Einstiegsmodell des Autobauers werde künftig aber ein anderes als heute sein, sagte Källenius. Insbesondere in der Investitionsplanung schafft das Management ohnehin Fakten: Mercedes will künftig über 75 Prozent der Investitionen für die Fahrzeugentwicklung auf die beiden oberen Fahrzeugkategorien konzentrieren.

Für die Einhaltung von CO2-Emissionszielen sieht Källenius durch den "Schwenk im Portfolio" hin zu den typischerweise verbrauchslastigeren teuren Autos keine Probleme, weil auch die größeren Autos mehr und mehr elektrifiziert würden./men/jsl/he