Nach der milliardenschweren Übernahme der US-Firma Versum hält der Darmstädter Merck-Konzern sein Pulver für Zukäufe zunächst trocken.

Bis 2022 habe der Abbau der Schulden Priorität, sagte Merck-Chef Stefan Oschmann am Mittwoch anlässlich des Kapitalmarkttags des Pharma- und Spezialchemieunternehmens. "Wir schließen größere Zukäufe ab 2022 nicht aus, aber angesichts unseres starken Geschäftsportfolios ist es derzeit wahrscheinlicher, dass wir unsere Geschäfte dann eher gezielt durch vermehrt kleinere bis mittelgroße Übernahmen ergänzen." In den kommenden Jahren sollen vor allem neue Medikamente, das Geschäft mit Produkten und Dienstleistungen für die Arzneimittelherstellung sowie das Halbleitergeschäft das Wachstum von Merck antreiben.

Der Konzern hatte im vergangenen Jahr seinen Spezialchemiebereich mit dem 5,8 Milliarden Euro schweren Kauf von Versum ausgebaut. Mit der Übernahme will sich Merck als einer der führenden Anbieter im Bereich der Elektronikmaterialien für die Halbleiter- und Displayindustrien etablieren. Dank des erwarteten Umsatzschubs durch das Halbleitergeschäft erhöhte Oschmann die mittelfristige Wachstumsprognose für die Spezialchemiesparte und rechnet nun mit einem durchschnittlichen jährlichen organischen Umsatzwachstum von drei bis vier Prozent statt von bislang zwei bis drei Prozent.

Auch für den Life-Science-Bereich, der Produkte für die Pharmaforschung anbietet, zeigte sich Oschmann zuversichtlicher. Er erhöhte die mittelfristige Wachstumsprognose auf durchschnittlich jährlich sechs bis neun Prozent von bisher fünf bis acht Prozent. Für die Pharmasparte bekräftigte der Merck-Chef die Ziele. Durch neue Produkte will der Konzern im Pharmabereich rund zwei Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2022 machen. Für das Geschäft mit seinen schon länger auf dem Markt befindlichen Arzneien wie das Krebsmittel Erbitux erwartet Oschmann bis 2022 mindestens eine stabile Umsatzentwicklung. Auch an der Prognose für 2020 hält der Manager fest: Danach rechnet er mit einem Konzernumsatz zwischen 16,9 und 17,7 (2019: 16,15) Milliarden Euro und einem bereinigten Ergebnis (Ebitda) von 4,45 bis 4,85 (Vorjahr: 4,39) Milliarden Euro.