Frankfurt (Reuters) - Eine hohe Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen für die Arzneimittelherstellung hat Merck zum Jahresstart Schub gegeben.

Zwar bekommt das Darmstädter Unternehmen vorerst keinen zusätzlichen Rückenwind mehr durch Geschäfte im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Im Segment Life-Science, das Produkte für die Pharmaforschung und Arzneimittelherstellung anbietet, erzielte Merck aber erneut ein Rekordquartal. "Das herausragende Quartal von Life Science ist ein Beleg dafür, dass unser Kerngeschäft ein beeindruckendes Wachstum unabhängig vom Covid-19-bedingten Geschäft erzielen kann", erklärte Merck-Chefin Belen Garijo am Donnerstag.

Im vergangenen Jahr hatte die Pandemie für eine nie dagewesene Nachfrage bei Merck gesorgt, vor allem von den Entwicklern von Covid-19-Impfstoffen. So ist das Unternehmen etwa Lieferant von Lipiden für das Vakzin von BioNTech und Pfizer. Doch inzwischen flaut der Boom ab. Garijo erwartet für dieses Jahr nun noch einen Beitrag aus Covid-bedingten Umsätzen von bis zu 700 Millionen Euro statt von bis zu 900 Millionen Euro (Vorjahr: 1,15 Milliarden). Man habe nun mehr Sichtweite, etwa über den Einsatz von Boostern, sagte sie.

Für das Gesamtjahr präzisierte Garijo die Ziele des Pharma- und Life-Science-Konzerns. Merck erwartet 2022 nun einen Umsatz zwischen 21,6 und 22,8 (Vorjahr: 19,7) Milliarden Euro und ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) zwischen 6,6 und 7,1 (6,1) Milliarden Euro. Wesentlicher Wachstumsträger soll dabei das Life-Science-Geschäft sein. Bislang war ein starkes organisches Wachstum von Umsatz und bereinigtem Ergebnis in Aussicht gestellt worden.

Die Prognose sieht Garijo angesichts des Krieges in der Ukraine, steigender Kosten, Unterbrechungen der Lieferketten und der Corona-Lockdowns in China mit einer erhöhten Unsicherheit behaftet. Von den Lockdowns in China erwartet sie im laufenden Quartal höhere Auswirkungen, sieht diese aber als zeitlich begrenzt an und geht von einer Normalisierung spätestens im Juni aus. Um sich zu wappnen, lege Merck unter anderem mehr Vorräte für kritische Rohstoffe an und nutze Produktionsstandorte außerhalb der von den Abriegelungen betroffenen Gebiete. Auch für ein mögliches Embargo von russischem Gas sieht sich Merck gerüstet. "Wir sind recht zuversichtlich und optimistisch, dass wir unsere Produktion in Darmstadt halten können", sagte Garijo.

Im ersten Quartal legte der bereinigte Betriebsgewinn um fast acht Prozent auf rund 1,63 Milliarden Euro zu. Analysten hatten im Schnitt mit 1,62 Milliarden gerechnet. Der Umsatz erhöhte sich um gut zwölf Prozent auf 5,2 Milliarden Euro. Merck profitierte auch von kräftigen Zuwächsen bei seinen Krebsmedikamenten sowie im Geschäft mit der Halbleiterindustrie. Rückenwind kam zudem von positiven Wechselkurseffekten. Unter dem Strich fuhr Merck einen Gewinn von 884 Millionen Euro ein, ein Plus von gut 18 Prozent.