(neu: Kursgewinne abgegeben, historische Einordnung)

NEW YORK (dpa-AFX) - Nach etlichen Skandalen rund um Datenschutz, Fake News und einer zweifelhaften Löschpolitik gibt es neuerdings für Facebook-Anleger wieder Grund zur Freude. Die Spekulation darauf, dass das soziale Netzwerk mit einer eigenen Digitalwährung einen großen Wurf landet, trieb die Aktie zuletzt auf ein Hoch seit sechs Wochen. Am Dienstag wurden die Erwartungen nun mit der offiziellen Ankündigung erfüllt.

Im frühen Handel rückten die Papiere daraufhin um fast 3 Prozent vor, dann aber zogen Anleger die Handbremse an, nachdem das Papier im Hoch zu fast 195 US-Dollar und damit auf dem höchsten Niveau seit Anfang Mai gehandelt wurde. Zuletzt wurde die Aktie mit 189 Dollar nur noch auf ihrem Vortagsniveau gehandelt. Der Hype war von Anlegern zuletzt schon vorweg genommen worden.

Mit der neuen Währung namens Libra will Facebook das Bezahlen im Internet revolutionieren. Dabei soll die Technologie dank einer Kopplung an bestimmte staatliche Währungen ohne die extremen Kursschwankungen auskommen, die sonst bei digitalem Geld oft üblich sind. Der Konzern lässt keinen Zweifel daran, dass Libra am Ende eine globale Währung werden soll, mit der man genauso wie mit dem heutigen Geld alles und überall kaufen kann - egal, ob online oder in einem Laden.

Das Projekt stieß in der Analystenwelt auf positive Resonanz. RBC-Analyst Mark Mahaney sieht in Libra einen potenziellen Wendepunkt sowohl für das soziale Netzwerk als auch die globale Akzeptanz von Kryptowährungen. Facebook wolle mit dem Digitalgeld eine globale Währung schaffen, die Milliarden Menschen am internationalen Zahlungsverkehr teilhaben lassen soll. Die Bedeutung komme in etwa der Einführung des Betriebssystems iOS durch Apple vor über einem Jahrzehnt gleich.

Weil auch die Zahl der aktiven Nutzer weiter steige, traut Mahaney dem Facebook-Papier mittelfristig einen Anstieg auf 250 Dollar zu. Das wäre ein knappes Drittel mehr als der aktuelle Wert und ein neuer Rekord, den die Aktien bislang vor ungefähr einem Jahr bei 218,62 Dollar schrieben. Bei 190 Dollar fehlen den Aktien für eine neue Bestmarke "nur" noch 14 Prozent.

Auch JPMorgan-Analyst Douglas Anmuth sieht das Kursziel mit 245 Dollar in einer Rekordhöhe. Er glaubt, dass die neue Währung das Engagement der Mitglieder auf der Social-Media-Plattform und deren kommerziellen Nutzen steigern wird. Er glaubt, dass Libra die Diversifizierung des Unternehmens beschleunigen kann. Die Währung spiegele die Agilität von Facebook bei Produktinnovationen wider.

Libra soll nun im nächsten Jahr an den Start gehen. Bei dem Projekt kann Facebook auf die Unterstützung anderer Großkonzerne bauen. Unter den 28 Mitgliedern einer extra geschmiedeten Allianz sind Finanzdienstleister wie Visa, Mastercard oder Paypal, aber auch andere Konzerne wie Vodafone, Ebay sowie der Musikstreaming-Dienst Spotify oder der Fahrdienst-Vermittler Uber.

Die Zeiten des holprigen Börsengangs im Jahr 2012, als die Aktie zunächst gehörig floppte, sind mittlerweile längst abgehakt. Wer damals zu 38 Dollar zum Zuge kam, hat mittlerweile das vierfache im Depot. Selbst der Datenskandal konnte der Aktie im Frühjahr 2018 zunächst nichts anhaben, erst Monate später stürzte sie richtig ab, als dieser erste Folgen beim Nutzerverhalten zeigte. Vom Dezember-Tief bei 123 Dollar haben sie mittlerweile wieder die Hälfte zugelegt./kro/tih/fba