Von Jacky Wong

SYDNEY (Dow Jones)--Das Kräftemessen zwischen Big Tech und einer Regierung "Down Under" ist ein Vorgeschmack auf eine Auseinandersetzung, die bald weltweit zu erwarten ist. Das australische Parlament begann in dieser Woche mit der Debatte über ein Gesetz, das digitale Plattformen zwingen soll, mit Medienunternehmen über die Bezahlung von Nachrichten zu verhandeln. Nach dem Gesetzentwurf müssen beide Seiten, wenn sie sich nicht einigen können, vor ein verbindliches Schiedsgericht.

Das Gesetz würde Technologieunternehmen außerdem dazu verpflichten, Nachrichtenunternehmen über Algorithmusänderungen zu informieren, die den Datenverkehr wesentlich beeinflussen, und den Verlegern ein kollektives Verhandlungsrecht zu geben. Die Regierung würde bestimmen, welche Tech-Plattformen dem Gesetz unterliegen, aber sie dürfte wahrscheinlich mit Google und Facebook beginnen, den dominierenden Unternehmen im Bereich der Online-Werbung. Angesichts überparteilicher Unterstützung wird das Gesetz vermutlich bald verabschiedet werden.

Die beiden US-Konzerne haben sich heftig zur Wehr gesetzt. Google drohte vergangenes Jahr damit, seine Suchmaschine in Australien abzuschalten. Facebook warnte, Nutzern in dem Land werde möglicherweise nicht erlaubt, Links zu Nachrichtenartikeln zu teilen, wenn das Gesetz verabschiedet wird. Doch die bevorstehende Gesetzgebung scheint die beiden Tech-Giganten an den Verhandlungstisch zu zwingen. Google hat in dieser Woche Vereinbarungen mit zwei der größten Sender Australiens getroffen, darunter ein Deal mit Nine Entertainment, der laut lokalen Medien in Volumen von 23,3 Millionen Dollar pro Jahr hat.


   Regulierer weltweit schauen genau hin 

Auch wenn Australien ein kleiner Markt für die Konzerne ist - der australische Online-Werbemarkt hatte 2019 laut dem Branchenverband Interactive Advertising Bureau einen Wert von nur 7 Milliarden Dollar - könnte das neue Gesetz große Auswirkungen haben, wenn andere Länder dem Beispiel folgen. Die Europäische Union hat 2019 ihre Urheberrechtsgesetze überarbeitet, wobei die Änderungen in Bezug auf Umfang und Macht begrenzter zu sein scheinen. Wie gut der australische Ansatz funktioniert, könnte am Ende die regulatorische Richtung in Europa prägen. Europäische Beamte haben im vergangenen Monat zwei Gesetzesentwürfe zur Regulierung von Internetunternehmen vorgelegt.

Und es sind nicht nur Regierungen und Medienunternehmen, die solche Schritte unterstützen. Microsoft sagte vergangene Woche, dass die USA den Vorschlag Australiens kopieren sollten. Microsofts Suchmaschine Bing ist ein wesentlich kleinerer Konkurrent von Google, sodass der Konzern weniger zu verlieren hat und sogar potenziell von neuen Regelungen profitieren könnte. Brad Smith, Microsofts Präsident, schrieb vergangene Woche in einem Blog-Post, dass es für das Unternehmen in Ordnung sei, einen Suchdienst mit niedrigeren Margen zu betreiben.

Während das erklärte Ziel des australischen Gesetzes darin besteht, Ungleichgewichte in der Verhandlungsmacht zwischen Tech-Plattformen und Verlagen zu beseitigen, besteuert es effektiv die Ersteren, um die Letzteren zu subventionieren. Ihre überragende Marktposition und die daraus resultierenden enormen Einnahmequellen haben die Tech-Konzerne zu großen Zielscheiben der Regulierer gemacht. Man kann davon ausgehen, dass bald weitere Regierungen weltweit das Feuer eröffnen werden.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/DJN/sha/thl

(END) Dow Jones Newswires

February 17, 2021 08:05 ET (13:05 GMT)