Brüssel (Reuters) - Für Ermittlungen um eine mögliche Beeinflussung der rumänischen Präsidentschaftswahlen muss TikTok Nutzerdaten bis auf weiteres speichern.

Die Europäische Union (EU) teilte am Donnerstag mit, sie habe eine sogenannte Zurückbehaltungsverfügung erlassen. Grundlage hierfür ist der Digital Services Act (DSA), der Online-Firmen unter anderem dazu verpflichtet, gegen Desinformation vorzugehen.

Am Mittwoch hatte der rumänische Geheimdienst gewarnt, das Land sei Ziel eines "aggressiven russischen hybriden Angriffs" geworden. Über die Kurzvideoplattform TikTok sei der rechtsextreme und prorussische Präsidentschaftskandidat Calin Georgescu mit Hilfe koordinierter Konten, Empfehlungsalgorithmen und bezahlter Werbung massiv gefördert worden. Georgescu hat nach eigenen Angaben keine Mittel für diese Kampagne ausgegeben. Der Geheimdienst verzeichnete außerdem 85.000 Hackerangriffe im Zusammenhang mit der Wahl. Dabei seien offenbar auch Zugangsdaten für offizielle rumänische Wahlwebseiten erbeutet worden, die auf einschlägigen russischen Online-Foren kursierten. Russland hat den Vorwurf der Einmischung in den rumänischen Wahlkampf zurückgewiesen.

Georgescu hatte Ende November überraschend die erste Runde der Präsidentschaftswahl in dem EU- und Nato-Staat gewonnen, nachdem er in Umfragen zuvor lediglich einstellige Umfragewerte erreicht hatte. Aktuelle Befragungen deuten darauf hin, dass er seine Mitte-Rechts-Kontrahentin, Elena Lasconi von der zentristischen Partei, bei der Stichwahl mit großem Vorsprung schlagen könnte.

Das US-Außenministerium äußerte sich besorgt über die mögliche ausländische Einflussnahme. Die hart erarbeitete Westbindung Rumäniens dürfe nicht durch ausländische Akteure gefährdet werden. Dies hätte negative Folgen für die Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen und ausländische Investitionen in dem Land. Der Fall hatte vor einigen Tagen bereits das Europäische Parlament beschäftigt, wo TikTok-Manager den Abgeordneten Rede und Antwort stehen mussten.

(Bericht von Charlotte Van Campenhout; geschrieben von Hakan Ersen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)