London (Reuters) - Britische Staatsbedienstete müssen TikTok von ihren Diensthandys löschen.

Das Verbot der chinesischen Kurzvideo-App gelte mit sofortiger Wirkung, verkündete Kabinettsminister Oliver Dowden am Donnerstag. Darüber hinaus dürften auf den Smartphones künftig nur noch Programme laufen, die auf einer Liste mit genehmigten Anwendungen stünden. "Die Sicherheit sensibler Regierungsinformationen muss an erster Stelle stehen", betonte Dowden. Es werde allerdings in begrenztem Umfang Ausnahmen geben, wenn dies aus betrieblichen Gründen notwendig sei. Außerdem dürften Staatsbedienstete TikTok weiterhin auf privaten Geräten nutzen.

Mit dem Bann folgt die britische Regierung einer Empfehlung der nationalen Cybersicherheitsbehörde auf Grundlage von Datenschutz-Bedenken. Einige andere Staaten wie die USA haben ähnliche Verbote ausgesprochen. Auch Beschäftigte der EU-Kommission dürfen die für Tanzvideos bekannte Plattform nicht auf Dienstgeräten nutzen. TikTok äußerte sich enttäuscht über die britische Entscheidung. "Der Bann beruht auf grundlegenden Missverständnissen und wird von der Geopolitik getrieben."

DATENSPIONAGE DURCH VOLKSREPUBLIK CHINA BEFÜRCHTET

Das Unternehmen und seine Konzern-Mutter ByteDance stehen wegen ihrer Nähe zur chinesischen Regierung weltweit in der Kritik. Sicherheitsbehörden befürchten, dass die Volksrepublik persönliche Nutzerdaten abgreift oder zur Manipulation der öffentlichen Meinung missbraucht. TikTok und die chinesische Regierung haben die Vorwürfe zurückgewiesen.

Die USA drohen dennoch damit, TikTok komplett zu verbieten, sollte Bytedance die Video-App nicht verkaufen. Dies würde dort mehr als 100 Millionen Nutzer treffen. Im Jahr 2020 war der damalig US-Präsident Donald Trump mit einem ähnlichen Versuch an den Gerichten gescheitert. "Wenn der Schutz der nationalen Sicherheit das Ziel ist, löst eine Veräußerung das Problem nicht: Eine Änderung der Eigentumsverhältnisse würde keine neuen Beschränkungen für den Datenfluss oder den Zugang zu den Daten mit sich bringen", kritisierte TikTok-Sprecherin Brooke Oberwetter.

An der Börse gab ein mögliches allgemeines US-Verbot von TikTok den Konkurrenten Meta und Snap Auftrieb. Die Aktien der Instagram-Mutter und des Snapchat-Betreibers stiegen im vorbörslichen US-Geschäft um bis zu vier Prozent.

(Bericht von Muvija M und Farouq Suleiman; geschrieben von Hakan Ersen, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)