Der US-Konzern Sysco hat den Metro-Großaktionär Daniel Kretinsky nicht wegen einer möglichen Übernahme des Düsseldorfer Großhandelskonzerns angesprochen.

"Wir stehen nicht in Kontakt mit Sysco wegen Metro und haben keine Signale erhalten, dass Sysco ernsthaftes Interesse an Metro haben könnte", erklärte der tschechische Unternehmer in einem am Dienstag veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters, bei dem er Fragen schriftlich beantwortete. Kretinsky, der zusammen mit seinem Investment-Partner Patrik Tkac knapp 30 Prozent an dem deutschen Konzern hält, machte zugleich deutlich, dass er keinen raschen Ausstieg plant: "Wir beabsichtigen ein langfristiges Engagement bei Metro." Nach seinem 2019 gescheiterten Versuch einer Übernahme von Metro sieht er nun den Vorstand um Metro-Chef Olaf Koch am Zug, den Aktienpreis in die Höhe zu schrauben. Dazu erwarte er zahlreiche Initiativen des Vorstands.

Spekulationen um eine Übernahme-Offerte des US-Konzerns Sysco hatten den Metro-Aktien in den vergangenen Wochen Auftrieb gegeben, die am Morgen bei 7,86 Euro notierten. Konzernchef Koch hatte gesagt, dass es Gespräche mit dem US-Konzern gegeben hatte. Dieser müsste indes für eine Übernahme auf die Metro-Großaktionäre zugehen. Auch Beisheim und Meridian hatten erklärt, dass dies nicht geschehen sei.

Der Milliardär Kretinsky hatte im vergangenen Jahr vergeblich versucht, Metro zu schlucken und den Konzern von der Börse zu nehmen. Seine Übernahme-Offerte von 16 Euro je Aktie scheiterte damals auch am Widerstand der beiden Anker-Aktionäre Beisheim und Meridian. Kretinsky kontrolliert zusammen mit Tkac nun 29,99 Prozent der Metro-Anteile, Beisheim und Meridian verfügen über etwa 23,06 Prozent der Stammaktien. Damit haben sie eine faktische Sperrminorität bei der Hauptversammlung. Kretinsky machte deutlich, dass er nur dann einen weiteren Anlauf für eine Übernahme der Metro und ein Überspringen der Schwelle von 75 Prozent der Anteile machen werde, wenn er sich im Voraus die Zustimmung der anderen Großaktionäre gesichert habe.

Das Metro-Management, das die Kretinsky-Offerte im vergangenen Jahr als zu niedrig abgewiesen hatte, müsse nun zeigen, dass die Metro-Aktie mehr wert sein könne als die gebotenen 16 Euro, unterstrich Kretinsky. Es sei ihm klar, dass dies in der Coronakrise fast unmöglich sei - doch hätten die Metro-Anteilsscheine auch vor dem Ausbruch der Pandemie nur knapp über zehn Euro und damit deutlich unter seiner Offerte notiert. Kretinsky erhöhte den Druck auf den Vorstand: Er erwarte "zahlreiche Initiativen" zur Verbesserung des Geschäfts in wichtigen Bereichen.

Der Metro-Vorstand hatte erst in der vergangenen Woche aufgrund der Auswirkungen der Coronakrise seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr über Bord geworfen. Grund seien erwartete negative Auswirkungen der Pandemie auf Umsatz und Ergebnis im zweiten Halbjahr.