Rede des Vorstandsvorsitzenden der METRO AG

Dr. Steffen Greubel

auf der Hauptversammlung der METRO AG, 24. Februar 2023

Sperrfrist für Zitate:

ES GILT DAS GESPROCHENE WORT AB REDEBEGINN!

Rede Dr. Steffen Greubel, CEO METRO AG, Hauptversammlung, 24. Februar 2023

Meine sehr geehrten Damen und Herren Aktionäre,

auch ich begrüße Sie sehr herzlich zur Hauptversammlung der METRO AG!

Diese Hauptversammlung findet erneut virtuell statt. Darin haben wir jetzt etwas Übung. Anders als im vergangenen Jahr haben Sie als Aktionärinnen und Aktionäre in der Veranstaltung erweiterte Frage- und Interaktionsrechte. Wir freuen uns also auf Ihre Fragen, die wir gerne im weiteren Verlauf der Hauptversammlung beantworten werden.

Meine Damen und Herren, heute schauen wir zurück auf das vergangene Geschäftsjahr; das zweite Jahr, in dem ich in der Funktion als Vorstandsvorsitzender Verantwortung übernehme. Ich habe vor einem Jahr an dieser Stelle gesagt, dass ich von dem Potenzial dieses Unternehmens zutiefst überzeugt bin. Von der Marke, von den Mitarbeitern, den Produkten, von dem Geschäftsmodel.

Ich bin heute ein Jahr um Erfahrungen reicher und ich versichere Ihnen: Meine Einschätzungen haben sich alle bestätigt. METRO ist ein erstklassiges Unternehmen im Lebensmittelgroßhandel. Der Kurs steht. Wir sind auf dem richtigen Weg!

METRO hat im vergangenen Jahr einen entscheidenden Schritt in Richtung unserer ambitionierten Wachstumsziele getan.

Wir haben bei der Umsetzung unserer sCore Strategie erkennbare Fortschritte gemacht, und zwar in allen Bereichen.

Unsere Kunden machen weiter gute Geschäfte, die Branche wächst, die Restaurants sind voll.

Und zu guter Letzt zeigen unsere Mitarbeiter ihr ganzes Können, setzen die Strategie in der täglichen Arbeit um und halten als ONE METRO zusammen.

Und das in einem Jahr, das alles andere als einfach war. Wenn man zwei Begriffe finden wollte, die dieses Jahr aus Sicht der METRO charakterisieren, dann wäre es das Wortpaar aus Ambivalenz und Konsequenz.

Ambivalenz der politischen und wirtschaftlichen Bedingungen.

Und Konsequenz in der Verfolgung unserer strategischen Ziele.

Hier METRO, die mit ihrer Strategie durchstartet, Marktanteile gewinnt und Rekordumsätze macht; dort multiple Krisenzustände mit enormen Schockwellen für die Welt. Allen voran der Krieg Russlands in der Ukraine, der am 24. Februar 2022 begann, also genau vor einem Jahr und damit kurz nach unserer letzten Hauptversammlung.

Lassen Sie mich darauf etwas näher eingehen, weil der Krieg nicht nur die Welt vor einem Jahr erschüttert hat, sondern auch uns in der METRO vor große Herausforderungen stellt.

In der Bewertung des Krieges sind wir uns alle einig. Dieser Krieg bringt Tod und unendliches Leid für große Teile der ukrainischen Bevölkerung und er hat eine Versorgungs- und Energiekrise für Länder und

2

Rede Dr. Steffen Greubel, CEO METRO AG, Hauptversammlung, 24. Februar 2023

Kontinente ausgelöst. Die wirtschaftlichen und politischen Folgen dieses Angriffskriegs sind noch nicht absehbar.

Die METRO verurteilt ohne Wenn und Aber den Krieg Russlands gegen die Ukraine. An dieser Haltung hat sich seit Beginn des Krieges vor einem Jahr nichts geändert.

Diese Verurteilung ist auch deshalb so klar, weil wir mit 3.400 Kolleginnen und Kollegen in der Ukraine ein Großhandelsgeschäft betreiben. Trotz der allgegenwärtigen Gefahr tun sie jeden Tag ihren Dienst in unseren Märkten. Unsere Kolleginnen und Kollegen in der Ukraine versorgen die Bevölkerung und die Armee mit Lebensmitteln und Alltagsgegenständen.

Nicht zuletzt deshalb stehen wir in der METRO klar auf der Seite der Ukraine und haben viel dafür getan, unser Geschäft in dem Land auch unter Kriegsbedingungen aufrechtzuerhalten. So haben wir einen Hilfsfonds aufgelegt, unterstützen Kollegen vor Ort mit finanziellen Hilfen und stellen Lebensmittellieferungen in die Ukraine weiterhin sicher.

Es grenzt an ein kleines Wunder, aber wir verdanken es dem starken Willen der Ukrainerinnen und Ukrainer sowie der Solidarität innerhalb der METRO Gruppe, dass wir seit Beginn des Krieges in der Lage waren, regelmäßig über 20 unserer 26 Märkte geöffnet zu halten, aktuell sind es sogar 23 Märkte.

Doch so klar unsere Verurteilung des russischen Angriffskriegs ist und unsere Entschlossenheit, das ukrainische Geschäft nach Kräften zu unterstützen, so sind wir doch auch früh zu der Überzeugung gelangt, dass ein Festhalten an unserem Geschäft in Russland für METRO die richtige Entscheidung ist.

Dem Vorstand und auch dem Aufsichtsrat war bewusst, dass die Entscheidung, in Russland zu bleiben, Kritik hervorrufen würde. Es war und ist auch für uns ein schwieriger Abwägungsprozess.

Und so waren letztlich folgende Gründe für uns ausschlaggebend, am Russland-Geschäft der METRO festzuhalten: Wir tragen Verantwortung für unsere 10.000 Mitarbeiter vor Ort sowie für unsere Kunden, die von METRO Russland ihre Lebensmittel beziehen. METRO Russland ist zudem ein großes Geschäft mit Bedeutung für das Gesamtportfolio des Konzerns.

Meine Damen und Herren, wir haben uns die Entscheidung, an METRO Russland festzuhalten, nicht leicht gemacht und wir überprüfen die Lage regelmäßig im Vorstand. Aber wir sind bis heute der Überzeugung: Es war die richtige Entscheidung. Nicht nur, aber auch im Interesse der Werterhaltung dieses Unternehmens für seine Aktionärinnen und Aktionäre.

Wir haben eine konsequente Entscheidung im Sinne des Unternehmens getroffen. Eine Politik der scheibchenweisen Zugeständnisse wäre mit diesem Vorgehen nicht vereinbar gewesen.

Meine Damen und Herren, kommen wir zurück zur Gesamtbetrachtung des vergangenen Geschäftsjahres aus Sicht der METRO. In Summe können wir auf ein wirtschaftlich erfolgreiches Jahr zurückblicken.

3

Rede Dr. Steffen Greubel, CEO METRO AG, Hauptversammlung, 24. Februar 2023

Im Jahresverlauf konnten wir die Umsatz- und EBITDA-Prognose zweimal erhöhen und haben aufgrund der sehr guten Geschäftsentwicklung die obere Hälfte der angepassten Prognose erreicht:

METRO ist im Geschäftsjahr 2021/22 um 20% im Umsatz gewachsen und kratzt damit erstmals in der reinen Großhandelsausrichtung an der 30 Milliarden-EURO-Marke. Damit ist es METRO gelungen, in einem volatilen Markt ein Rekordumsatzwachstum zu erzielen.

Wir können mit Fug und Recht sagen, dass die Gesamtleistung der Gruppe auf starken Regionen basiert, sowohl beim Umsatz als auch beim EBITDA bereinigt. Dabei wuchsen die Umsätze in den Segmenten WEST und OST überproportional mit zweistelligen Umsatzsteigerungen, die Umsätze in Deutschland und Russland lagen erwartungsgemäß unter dem Konzernniveau. Der Umsatz im Segment Sonstige stieg getrieben durch die Expansion des Online-Marktplatzes METRO MARKETS.

Die Inflation hat das Wachstum unterstützt, jedoch zeigt ein hohes 1-stelliges Volumenwachstum gegenüber Vorjahr, dass wir auch im Kerngeschäft ordentlich gewachsen sind. Und wir haben Marktanteile hinzugewonnen.

Beim operativen Ergebnis stand am Geschäftsjahresende ein sattes Plus von 214 Mio. Euro beim bereinigten EBITDA.

Trotz dieser sehr guten Entwicklung im Kerngeschäft ging das Ergebnis pro Aktie EPS zurück auf -92 Euro- Cent. Die deutlichen operativen Gewinne wurden durch einmalige und überwiegend nicht zahlungswirksame Buchungen im Zusammenhang mit Russlands Krieg in der Ukraine sowie dem Verkauf des belgischen Geschäfts geschmälert.

Gemäß unserer Dividendenpolitik ist daher keine Dividenden-ausschüttung vorgesehen. Ohne diese Einmaleffekte hätten wir im vergangenen Geschäftsjahr ein positives EPS und damit ein deutliches Wachstum im Vergleich zum Vorjahr erreicht. Das zeigt, das operative Kerngeschäft von METRO ist resilient und stabil aufgestellt für die jetzige Phase.

Die gute Nachricht ist: Für das laufende Geschäftsjahr 2022/23 erwarten wir die Rückkehr zur Zahlung einer Dividende.

Auch die Aktienmärkte würdigen die Gesamtentwicklung von METRO nach Vorlage der Geschäftszahlen ab Mitte Dezember mit einer deutlichen Aufwärtsentwicklung auf aktuell etwas unter 9 Euro, nach 7,16 Euro pro Stammaktie zum Geschäftsjahresende.

Blickt man jedoch auf den Gesamtjahresverlauf des Aktienkurses, so kann man erneut von einer ambivalenten Entwicklung sprechen.

In den ersten 4 Monaten des Geschäftsjahres war die Stimmung an den Aktienmärkten gut. Der SDAX hatte seinen Höchststand am 8. November 2021 und auch die METRO Aktie entwickelte sich positiv und

4

Rede Dr. Steffen Greubel, CEO METRO AG, Hauptversammlung, 24. Februar 2023

stand zeitweise bei über 11,00 Euro. Die Aussicht auf eine steigende Inflation und zunehmende Covid-19- Infektionszahlen hat die Aktienmärkte Ende November 2021 dann erneut belastet.

Nach dem Kapitalmarkttag und der Vorstellung der neuen METRO Wachstumsstrategie Ende Januar 2022 erholte sich der Kurs auf über 9,00 Euro. Allerdings belastete ab Ende Februar Russlands Krieg in der Ukraine. Die Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Krieg und mögliche Auswirkungen auf das METRO Geschäft spiegelten sich auch im Kurs wider mit einem Tiefststand der Aktie im vergangenen Geschäftsjahr am 8. März 2022.

METRO hat dennoch weiter an der konsequenten Umsetzung der sCore Strategie festgehalten. Die damit einhergehende operative Verbesserung zeigte sich dann auch im Aktienkurs, der sich im Laufe des Jahres 2022 wieder erholte, auch wenn nicht alle Verluste kompensiert werden konnten.

Insgesamt entwickelte sich die METRO Aktie im Geschäftsjahr analog des SDAX, der in diesem Zeitraum einen Rückgang von 36 % ggü. dem Vorjahr zu verzeichnen hatte.

Meine Damen und Herren Aktionäre, Sie haben während dieser volatilen Zeit an der METRO Aktie festgehalten. Ich danke Ihnen im Namen des gesamten Vorstands und aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das dadurch zum Ausdruck gebrachte Vertrauen in Ihr Unternehmen.

Die aktuelle Aufwärtsentwicklung des Aktienkurses gibt Ihnen nun Recht. Er wird gestützt durch die weiterhin positive Marktentwicklung: Die Restaurants sind trotz kritischer Nachrichten gut gefüllt, die Nachfrage ist weiterhin hoch. Und wir als METRO geben mit unserer sCore-Strategie die richtigen Antworten als Partner unserer Kunden. Das bestärkt uns in der Zuversicht, mit unserer konsequenten Umsetzung der eingeschlagenen Großhandelsstrategie auf dem richtigen Weg zu sein.

Wir werden weiter Kurs halten!

Es gibt gute Gründe für die gute operative Entwicklung von Umsatz und Ergebnis von METRO. Drei Aspekte sind dafür ausschlaggebend, auf die ich näher eingehen werde:

Wir setzen auf einen Markt mit großem Wachstumspotential. Der Außer-Haus-Konsum von Lebensmitteln wächst weltweit und wir sehen anhaltende Nachholeffekte aus der Pandemie.

Unsere Wachstumsstrategie sCore wirkt und setzt die richtigen Schwerpunkte. Wir kommen hier sehr gut voran, das werden wir auch in Zahlen zeigen, denn wir wachsen in allen Kanälen, Segmenten und bei allen strategischen Kennzahlen. Gleichzeitig managen wir die momentanen Volatilitäten im Markt, treffen wichtige Portfolioentscheidungen und halten auch bei unseren Nachhaltigkeitszielen Kurs.

Die kulturelle Transformation von METRO beschleunigt die Business Transformation - wir agieren als ONE METRO und das macht uns in der Umsetzung unserer Strategie stark und schlagkräftig.

Schauen wir zunächst auf den Markt und das Umfeld.

5

Attachments

  • Original Link
  • Original Document
  • Permalink

Disclaimer

Metro AG published this content on 24 February 2023 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 24 February 2023 15:40:53 UTC.