Die Hauptversammlung des Handelsriesen am Freitag in Düsseldorf wird von Protesten der Real-Mitarbeiter begleitet. "Wir wissen immer noch nicht, wie es mit uns weitergeht", klagt eine Beschäftigte aus Dortmund. Der Handelsriese will die Kette mit ihren rund 34.000 Beschäftigten an ein Konsortium um den Investor SCP Group verkaufen, doch die Verträge sind noch nicht unterzeichnet. Vertreter der Arbeitnehmer fürchten eine Zerschlagung der Kette. Schätzungen, dass rund 10.000 Arbeitsplätze gefährdet seien, seien realistisch, sagte Verdi-Vertreter Orhan Akman.

Metro-Chef Olaf Koch hat Real zum Verkauf gestellt, um Metro auf das Geschäft rund um den Großhandel zu konzentrieren. Das sei mit "schmerzhaften Weichenstellungen" verbunden, räumt er vor den Aktionären ein. "Wir wollen den Olaf sehen", skandierten draußen die Demonstranten, vereinzelt krachten Böller. "Beim heutigen Streik geht es um die Existenzen der Menschen und auch darum, der Erosion der Tarifbindung im Handel endlich einen Riegel vorzuschieben", sagte Akman.

"Wir schließen das Kapitel des Konglomerates", rief Koch den Aktionären zu. "Es ist eine schmerzhafte Entscheidung, auch eine, die mich persönlich schmerzt." Koch hatte nach langem Tauziehen eine grundsätzliche Einigung mit dem Investoren-Konsortium aus SCP Group und X+Bricks verkündet. Diese sollen die Kette mit etwa 270 Märkten komplett übernehmen. Letzte offene Fragen sollten bald geklärt werden, bis zum Auftakt des Aktionärstreffens gelang dies aber noch nicht. Das soll sich aber bald ändern. "Die Teams sitzen beim Notar", sagte Koch. In die Kassen des Düsseldorfer Konzerns sollen bei Vollzug der Transaktion rund 300 Millionen Euro fließen, rund 200 Millionen Euro weniger als ursprünglich angekündigt. Koch zufolge ist ein Grund dafür die schlechte Geschäftsentwicklung der kriselnden Supermarktkette.

Der Löwenanteil der Filialen soll nach der Übernahme durch die Investoren an Wettbewerber wie Kaufland, Edeka oder Rewe gehen. Die Übereinkunft sehe aber vor, dass die Investoren einen Kern von rund 50 Filialen für mindestens zwei Jahre erhalten, hatte Koch angekündigt. Weniger als 30 Filialen stünden vor dem endgültigen Aus. "Wir sind keine Artikel, die im Regal liegen und einfach verkauft werden können", sagte dagegen Andreas Stegemann, der in der Düsseldorfer Zentrale dabei hilft, die Real-Geschäfte zu steuern und der auch demonstrierte. "Gruß an Koch, wir sind die Vorhut, der Sturm kommt."

Koch hatte Real vor über einem Jahr ins Schaufenster gestellt. Die Supermarktkette passt nicht zu seiner Strategie, den Konzern auf das Geschäft rund um den Großhandel zu konzentrieren. Dazu hatte er im weit verzweigten Metro-Reich aufgeräumt, die Elektronikmärkte Media Markt und Saturn wurden abgespalten, der Warenhauskonzern Kaufhof verkauft. Auch vom China-Geschäft trennt sich Metro. Der Vertrag zum Verkauf einer Mehrheitsbeteiligung an eine Tochter des chinesischen Einzelhändlers Wumart sei unterzeichnet. Mehr als 1,5 Milliarden Euro sollen aus den beiden Verkäufen insgesamt in die Kassen des Düsseldorfer Konzern fließen. Metro wolle Geld in das Großhandelsgeschäft investieren und auch Zukäufe stemmen, kündigte Koch an.