(Neu: Reaktionen von EPGC und DSW)

DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Fast sechs Milliarden Euro will der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky für die Metro zahlen: Doch beim Düsseldorfer Handelskonzern stößt das Übernahmeangebot auf Widerstand. Vorstand und Aufsichtsrat der Metro lehnten den von Kretinskys Holding EPGC gebotenen Preis in einer am Mittwoch veröffentlichten Stellungnahme einstimmig als zu niedrig ab und empfahlen den Aktionären, ihre Aktien nicht zu verkaufen. Das Angebot spiegele nicht das Zukunftspotenzial des Konzerns wider.

Der Metro-Spitze ist jedoch nicht nur der Preis zu gering, Sorgen macht Konzernchef Olaf Koch auch die geplante Finanzierung der Übernahme. Dem Angebotsprospekt zufolge soll sie ganz überwiegend mit Hilfe von Krediten erfolgen. Wenn dieser Schuldenberg - wie es bei solchen Transaktionen häufig der Fall ist - am Ende zum Großteil dem Handelskonzern aufgeladen werde, könne dies die Wachstumsmöglichkeiten und Investitionsspielräume der Metro in Zukunft deutlich einschränken, warnte der Manager. Tatsächlich haben die Ratingagenturen Standard & Poor's und Moody's bereits eine Prüfung der Bonität auf eine mögliche Herabstufung angekündigt.

Das letzte Wort muss das "Nein" der Metro-Führungsgremien dennoch nicht sein. Vorstand und Aufsichtsrat ließen sich ein Hintertürchen offen. "Wir sind gegenüber Änderungen im Aktionärskreis aufgeschlossen", betonte Koch. Grundsätzlich habe er auch nichts gegen ein Übernahmeangebot und eine Privatisierung des Unternehmens. Aber eben nicht zu diesen Konditionen. Was Kretinsky tun müsse, um die bislang ablehnende Haltung der Metro-Führung zu verändern, dazu wollte sich Koch nicht äußern.

Kretinsky hatte vor zwei Wochen sein Übernahmeangebot für den Handelskonzern vorgelegt, der in 26 Ländern mehr als 770 Großhandelsmärkte betreibt und zu dem derzeit auch noch die Supermarktkette Real gehört. Darin wird das Unternehmen mit rund 5,8 Milliarden Euro bewertet. Das Kaufangebot an die Aktionäre läuft noch bis zum 7. August. Es ist an die Bedingung geknüpft, dass Kretinsky Zugriff auf mindestens 67,5 Prozent der Stammaktien erhält. Sein erklärtes Ziel ist der Abschluss eines Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrages.

Was genau Kretinsky und seine Partner mit dem Unternehmen danach vorhaben, darüber gibt das Übernahmeangebot allerdings nur wenig Informationen. Man sei langfristig orientiert und wolle die Metro losgelöst vom Druck des Kapitalmarkts und der Aktionäre auf den Wachstumspfad zurückführen. "Dazu müssen operative Strukturen vereinfacht, Entscheidungsprozesse dezentralisiert und beschleunigt, Verantwortung auf lokale Managementteams verlagert und das Lieferservicegeschäft, das hohes Wachstumspotenzial hat, weiter ausgebaut werden", heißt es im Angebot lediglich. Vor allem im administrativen Teil der Organisation seien "bestimmte organisatorische und prozessuale Änderungen erforderlich".

Metro-Chef Koch glaubt allerdings nicht, dass der Konzern solche Nachhilfe braucht. Der Handelskonzern habe gerade erst "eines der besten Quartale der jüngeren Geschichte der Metro" hinter sich, betonte er. Außerdem habe die Metro in den vergangenen Jahren durch den Verkauf der Warenhauskette Kaufhof und die Trennung von den Elektronikmärkten Media Markt und Saturn schon große Fortschritte bei der strategischen Neuausrichtung gemacht.

Ein Blick auf die jüngsten Quartalszahlen zeigt allerdings, dass auch heute bei der Metro noch viel Raum für Verbesserungen ist. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2018/19 lag das Umsatzwachstum bei weniger als einem Prozent, das operative Ergebnis - Ebitda ohne Immobilientransaktionen - sank, und unter dem Strich schrieb die Metro wegen der Abschreibungen auf die Supermarkttochter Real sogar rote Zahlen.

Kretinskys Holding EPGC wies die Kritik der Metro an der Höhe des Angebots und Bedenken gegen die Finanzierung des Deals zurück. Die Kapitalstruktur für das Angebot sei "sehr solide". EPGC sei außerdem bereit, "das zukünftige Wachstum der Metro durch Reduzierung künftiger Dividenden über einen längeren Zeitraum zu unterstützen".

Doch nicht nur die Metro, auch die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hält die Offerte für deutlich zu niedrig. Die stellvertretende DSW-Hauptgeschäftsführerin Jella Benner-Heinacher am Mittwoch: "Aus unserer Sicht spricht eigentlich kaum etwas für eine Annahme des Angebots."/nas/jha/rea/DP/zb