(neu: aktualisierter Aktienkurs)

DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Handelskonzern Metro hat die Übernahmeofferte des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky abgelehnt. Allerdings ließen sich Vorstand und Aufsichtsrat in der am Mittwoch veröffentlichten Stellungnahme ein Hintertürchen offen. Der von Kretinskys Holding EPGC gebotene Preis sei nicht angemessen, teilte der Konzern in Düsseldorf mit. Zudem sorge sich Metro, dass die eigene operative Flexibilität und die strategische Handlungsfähigkeit durch eine Übernahme eingeschränkt werden könnte, da das Angebot zu einem guten Teil fremdfinanziert sei.

"Wir sind gegenüber Änderungen im Aktionärskreis aufgeschlossen", erklärte Metro-Chef Olaf Koch. Unabhängig davon sei Metro jedoch aus Sicht von Vorstand und Aufsichtsrat "bereits heute in der Lage, auf das sich dynamisch entwickelnde Marktumfeld zu reagieren". Auch wegen des zu niedrigen Preises empfiehlt das Unternehmen seinen Aktionären, das Angebot nicht anzunehmen. So sieht Metro die aus ihrer Sicht erreichten Fortschritte beim Umbau zu einem reinen Großhändler und die daraus resultierenden Wachstumspotenziale "nicht hinreichend reflektiert". Der Manager ließ in einer Telefonkonferenz jedoch offen, was er für angemessen halte.

Andrew Gwynn vom Analysehaus Exane BNP hatte bei der Vorlage der Quartalszahlen am Vorabend bereits eine Ablehnung erwartet. Er gehe dabei nicht von einer Erhöhung des Angebots aus, der faire Wert liege unter der Offerte. Auch Bernstein-Analyst Bruno Monteyne teilt die Argumentation von Metro, das Angebot sei zu niedrig, nicht. Die Aktie schwankte am Mittwoch und lag am frühen Nachmittag rund ein Prozent im Minus. Mit knapp 15,40 Euro notierte das Papier weiter unter dem Angebotspreis.

EPGC erklärte, die Stellungnahme "eingehend" prüfen zu wollen. Man schätze "die allgemeine Offenheit" des Metro-Managements sowie die Bereitschaft, den Dialog mit allen Aktionären fortzusetzen. EPGC sei aber weiter überzeugt, dass der angebotene Kaufpreis attraktiv sei. Zudem bekräftigte die Holding frühere Aussagen, nach denen sie die Kapitalstruktur für das Angebot als "sehr solide" ansieht. "EPGC ist fest davon überzeugt, dass Metro von einer klaren Aktionärs- und Führungsstruktur profitieren würde, die es dem Unternehmen ermöglicht, die Herausforderungen durch Digitalisierung, Konsolidierung und steigende Kundenanforderungen besser zu meistern", erklärte die Holding.

Kretinsky und sein slowakischer Partner Patrik Tkac wollen Metro in einem rund 5,8 Milliarden Euro schweren freiwilligen Angebot übernehmen. Dabei biete die Holding EPGC für die Stammaktien der Metro AG 16 Euro und für die Vorzugsaktien 13,80 Euro. Die Mindestannahmeschwelle liegt bei 67,5 Prozent, das Angebot läuft noch bis 7. August. Bernstein-Analyst Monteyne argumentiert dabei, dass es schwierig werde, diese Schwelle zu erreichen. Dies könne von EPCG jedoch einkalkuliert sein, um dann später mit einem niedrigeren Pflichtangebot wiederzukommen.

Der Metro-Aufsichtsratsvorsitzende Jürgen Steinemann forderte zudem mehr Klarheit über die künftige Strategie der Kretinsky-Holding EPGC sowie über die Auswirkungen "der Akquisitionsfinanzierung auf die Handlungsfähigkeit des Unternehmens". So sorgt sich Metro darum, dass der hohe Anteil des Fremdkapitals den Verschuldungsgrad des Handelskonzerns erhöhen könnte und fürchtet negative Auswirkungen auf die Bonität. So hatten die Ratingagenturen Standard & Poor's und Moody's bereits eine Prüfung der Bonität auf eine mögliche Herabstufung angekündigt.

Die Entscheidung von Aufsichtsrat und Vorstand sei einstimmig ausgefallen, erklärte Koch zudem. Nicht mit abgestimmt hat dabei Großaktionär Haniel, der seine gut 15 Prozent bereits Kretinsky angedient hat. Metro begrüße jedoch die grundsätzliche Unterstützung des derzeit laufenden Umbauprogramms durch die EPGC und stehe "einem konstruktiven Dialog weiterhin offen gegenüber", hieß es in der Stellungnahme. Niemand habe etwas gegen EPGC, ergänzte Koch.

Der Handelskonzern erkenne auch an, dass kurzfristig orientierte Anleger sich für eine Annahme des Gebots entscheiden könnten. Doch nicht nur die Metro, auch die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hält die Offerte für deutlich zu niedrig. Die stellvertretende DSW-Hauptgeschäftsführerin Jella Benner-Heinacher am Mittwoch: "Aus unserer Sicht spricht eigentlich kaum etwas für eine Annahme des Angebots.

Kretinsky will eigenen Aussagen nach mit seinem slowakischen Partner Patrik Tkac die volle operative Kontrolle über Metro übernehmen, um eine "klare Wachstumsstrategie" verfolgen zu können. Details dazu ließ sich der potenzielle Käufer bislang aber nicht entlocken. Von EPGC hieß es dazu am Mittwoch, Kretinsky und sein Partner Tkac seien langfristige orientierte, strategische Investoren, die sich für eine langfristige Wachstumsstrategie einsetzten.

Der Konzern befindet sich seit längerem im Wandel. Einst ein großer Gemischtwarenladen mit verschiedensten Groß- und Einzelhandelsaktivitäten, ist er nun auf dem Weg zum reinen Händler für Profikunden und Gastronomie. Im Zuge dessen trennte sich Metro neben Kaufhof von einer Reihe von Geschäftsbereichen. Vor rund zwei Jahren spaltete sich der Konzern als wichtigsten Baustein in einen Großhändler und einen Elektronikkonzern (heute Ceconomy) auf. Der Hintergedanke: ein reiner Großhändler soll dem zäh laufenden Geschäft wieder mehr Wachstumschancen bieten.

Metro kämpft weiter mit Problemen, vor allem im wichtigen russischen Geschäft. Hier sinken Umsatz und Ergebnis kontinuierlich. Der Abschwung dort setzte sich auch im dritten Quartal fort, dessen Zahlen der Konzern bereits Dienstagabend vorlegte. In Russland hatte Metro zuletzt unter anderem mit Preissenkungen reagiert, um das Geschäft wieder anzukurbeln. Die Maßnahmen griffen jedoch weiterhin etwas langsamer als erwartet. Das operative Ergebnis des für Metro wichtigen Geschäfts ging erheblich zurück.

Dazu hängt Metro die Supermarktkette Real trotz aller Sanierungsprogramme wie ein Mühlstein um den Hals. Das Management will Real an den Immobilienkonzern Redos verkaufen, der Deal ist jedoch noch nicht abgeschlossen. Koch geht davon aus, den Vertrag bis Mitte September unterschriftsreif zu bekommen. Real weitete seine Verluste aus, trotz eines späten Ostergeschäft, welches die Umsätze ankurbelte.

Das diesmal auf den April fallende Osterfest ließ auch den Konzernumsatz im dritten Quartal um 2,8 Prozent auf knapp 7,6 Milliarden Euro steigen - auf vergleichbarer Fläche lag das Plus bei 3,4 Prozent, was etwas besser war als von Analysten geschätzt. Ohne den Ostereffekt lag das Plus bei rund 2 Prozent. Der Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft stagnierte jedoch, auch, da Metro in Russland weniger verdiente.

Zwar stieg der Nettogewinn um gut 40 Prozent auf 79 Millionen Euro. Das lag aber daran, dass Metro Abschreibungen bei Real in Höhe von 124 Millionen Euro ausgesetzt hat. Im zweiten Quartal hatte der Handelskonzern im Rahmen des laufenden Verkaufsprozesses 385 Millionen Euro auf das seit Jahren schwächelnde Geschäft abgeschrieben.

Blickt man auf den Neunmonatszeitraum, legte der Umsatz nur leicht zu, sank das operative Ergebnis (Ebitda) und stand unter dem Strich wegen der Real-Abschreibungen ein Verlust. Dennoch liegt die Entwicklung im Rahmen der Planungen, so dass Metro die Prognose für das Geschäftsjahr 2018/19 (per 30. September) bekräftigte./nas/stw/jha/