Gwatt (awp) - Der Solarzulieferer Meyer Burger hat im Geschäftsjahr 2016 auf Stufe EBITDA wie im November angekündigt wieder schwarze Zahlen geschrieben. Allerdings liegt der Betriebsgewinn am unteren Ende der damals abgegebenen Prognosen. Der Umsatz hat dagegen den in Aussicht gestellten Wert übertroffen.

Gleichzeitig hat das Unternehmen den Ausstieg aus der Produktion von Diamantdraht in den USA angekündigt, was das Ergebnis 2016 mit Sonderkosten belastet. Erste Kommentare fallen eher neutral aus, die Aktie gibt nach einem guten Lauf über die vergangenen Tage etwas nach.

Aufgrund vorläufiger Ergebnisse zeichne sich ein EBITDA von rund 10,5 Mio CHF ab, teilte das Unternehmen am Mittwochabend mit. Im Vorjahr hatte noch ein Minus von 55,9 Mio CHF resultiert. Grundlage für die Verbesserung ist ein um 40% auf 453 Mio CHF gestiegener Umsatz.

Der Bestellungseingang zog gleichzeitig um knapp 9% auf 456 Mio CHF an. Im November hatte Meyer Burger für das Gesamtjahr 2016 einen Umsatz zwischen 420 und 450 Mio CHF prognostiziert sowie einen positiven EBITDA zwischen 10 und 20 Mio CHF. Die detaillierten Zahlen wird das Unternehmen am 22. März vorlegen.

WERKSCHLIESSUNG IN COLORADO

Zugleich wurde bekanntgegeben, dass die Produktion von Diamantdraht bei der Tochterfirma Diamond Materials Tech Inc. (DMT) in Colorado Springs (USA) eingestellt wird. DMT sei seit längerem mit einem verschärften Preis- und Margendruck konfrontiert gewesen, so die Begründung. Trotz Optimierungen, Kapazitätsanpassungen sowie diverser Restrukturierungen sei die Rückkehr zu schwarzen Zahlen nicht gelungen.

Der Entscheid führt zu einem Personalabbau von 72 Mitarbeitenden in Colorado Springs. Durch die Aufgabe des Bereichs sollen die operativen Kosten ab dem zweiten Semester 2017 annualisiert um rund 10 Mio CHF zurückgehen.

In der Jahresrechnung 2016 werde der Entscheid hingegen zu einmaligen, nicht liquiditätswirksamen Abschreibungen und Wertberichtigungen in der Grössenordnung von insgesamt rund 12 Mio CHF führen. Diese werden in der Erfolgsrechnung als "ausserordentliches Ergebnis" separat unmittelbar vor dem Gewinn vor Steuern ausgewiesen.

"Der Entscheid ist uns nicht leicht gefallen", lässt sich CEO Hans Brändle in der Mitteilung zitieren. "Es ist aber ein wichtiger und notwendiger Schritt."

VERAISON VERKAUT ANTEIL AN WANDELANLEIHE

Am Mittwochabend gab ausserdem die Beteiligungsgesellschaft Veraison bekannt, dass sie ihren Anteil von 13,3% an der Meyer-Burger-Wandelanleihe verkauft hat, ohne dafür spezifische Gründe zu nennen. Die Wandelanleihe spielt beim Sanierungsplan für den finanziell angeschlagenen Solarzulieferer eine wichtige Rolle.

So hatten Gläubiger und Banken Ende 2016 grünes Licht für die Anpassung der Bedingungen der Wandelanleihe und die Verlängerung von Kreditverträgen gegeben - unter der Voraussetzung, dass die Kapitalerhöhung zustande komme. Letzteres gelang. Im Januar genehmigte das Berner Obergericht dann die Anpassungen der Wandelanleihe. Da keine Einsprache gegen das Urteil eingegangen ist, hat die umfangreiche Refinanzierung von Meyer Burger mittlerweile die letzte Hürde genommen.

An der Börse schwanken Meyer Burger am Donnerstagmittag zwischen -1,2% und -2,5%, das heisst im Bereich von 78 bis 79 Rappen. Meyer Burger habe zwar erstmals seit 2011 wieder einen positiven EBITDA erreicht, dieser befinde sich aber noch immer auf einem tiefen Level, hiess es dazu bei der Bank Vontobel. Die Marktkonditionen hätten sich offenbar etwas verbessert, sie seien aber noch immer schwierig.

Für die Zürcher Kantonalbank lag der Umsatz leicht über den Erwartungen, der EBITDA hat das Institut aber nicht überzeugt. Die Belastung für das Jahresergebnis durch die Sonderkosten wegen der Werkschliessung in Colorado sei zwar unschön, schreibt die Bank, indes sei der Ausstieg aus diesem Geschäft sinnvoll.

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