Gwatt (awp) - Beim in der Transformation steckenden Solartechnikunternehmen Meyer Burger verzögert sich der Hochlauf der neuen Fabriken wegen Lieferkettenengpässen. Die Anlaufphase dauert einige Wochen länger als bei der Bestätigung der Kundenaufträge angenommen, wie Meyer Burger am Freitag mitteilte.

Als Grund nannte Meyer Burger fehlende Standardkomponenten, die wegen Engpässen in den Lieferketten erst später geliefert werden als geplant. Dadurch könnten Teile der Produktionslinien erst später in Betrieb genommen werden als eigentlich beabsichtigt. Die volle Produktionskapazität werde deshalb nicht wie geplant Ende August erreicht, sondern erst einige Wochen später.

Mit den betroffenen Kunden sucht Meyer Burger nun individuelle Lösungen für die Auslieferung der bestellten Module. Auf die publizierten Finanzziele hätten die Verzögerungen indessen keine Auswirkungen, schrieb das Unternehmen.

Neue Fabriken als Teil der Transformation

Mit den neuen Fabriken in Ostdeutschland will Meyer Burger eine neue Geschäftsära einläuten: Der frühere Zulieferer für die Photovoltaik-Industrie hat sein Geschäftsmodell komplett über den Haufen geworfen und produziert neu selber Solarzellen und PV-Module. Erste von Meyer Burger hergestellte Module sind laut der Mitteilung wie geplant im Juli ausgeliefert worden.

Obwohl die verzögerten Lieferketten das Hochfahren der Fabriken verspätet, fehlen für die Modul- und Zellproduktion selbst offenbar keine Komponenten. Materialien wie Siliziumwafer, Glas und Modulrahmen seien uneingeschränkt verfügbar, weil die die Lieferketten frühzeitig abgesichert wurden, heisst es. Die Fertigung der Module laufe an beiden Standorten schon rund um die Uhr.

Meyer Burger will laut eigenen Angaben mit Solarzellen und -modulen, die in der Schweiz entwickelt und in Deutschland unter nachhaltigen Bedingungen gefertigt werden, zu einem führenden Photovoltaik-Unternehmen in Europa heranwachsen. Um die Transformation zu schaffen, hat sich das Unternehmen seit Anfang Jahr mehr als 430 Millionen Euro frisches Kapital in Form von Konsortialkrediten, Privatplatzierungen, Anleihen und öffentlichen Geldern besorgt.

Mit der vollständigen Implementierung der ersten 400-MW-Produktionskapazität im Jahr 2022 dürfte das Unternehmen nach Ansicht von Firmenchef Gunter Erfurt wieder in die Gewinnzone zurückfinden. Meyer Burger hatte 2020 bereits zum neunten Mal in Folge einen Jahresverlust eingefahren.

tv/