Gwatt (awp) - Der in der Krise steckende Solarzulieferer Meyer Burger geht neue Wege. Die Thuner planen mit dem Solarmodulhersteller REC eine strategische Partnerschaft. Gemeinsam wollen sie die Heterojunction-Technologie am Solarmarkt voranbringen.

Meyer Burger und REC hätten eine Vereinbarung zur strategischen Zusammenarbeit unterschrieben, teilte Meyer Burger am Donnerstag mit. Diese Absichtserklärung stehe in Zusammenhang mit der Ende Juli angekündigten Prüfung aller strategischen Optionen.

REC plane im Rahmen der Partnerschaft, die Produktionskapazität in ihren Solarmodulen um mehrere Gigawatt zu erhöhen. Dabei sei der Partner im Gegenzug für einen gewissen Exklusivschutz grundsätzlich bereit, mit Meyer Burger einen Gewinnbeteiligungsplan abzuschliessen. Davon sollen beide Parteien langfristig profitieren, hiess es weiter.

Schwaches erstes Halbjahr

Meyer Burger ist in der Klemme, das Geschäft läuft schlecht. Mit dem Preisverfall im Standard-PV-Geschäft, insbesondere beim derzeitigen Industriestandard PERC (Passivated Emitter Rear Cell), sind die Margen unter Druck geraten.

Das zeigen auch die Zahlen zum ersten Halbjahr, deren Eckwerte das Unternehmen ebenfalls im Juli kommuniziert hat und nun definitive Ergebnisse dazu vorlegt. So ging der Umsatz auf 122,6 Millionen Franken von zuvor 232,2 Millionen deutlich zurück. Bereinigt um den bereits abgestossenen Wafering-Teil betrug das Umsatzminus 37 Prozent.

Operativ (EBITDA) resultierte ein Verlust von 13,2 Millionen Franken nach noch einem Gewinn von zuvor 29 Millionen. Und unter dem Strich konnte sich Meyer Burger mit 1,8 Millionen knapp in der Gewinnzone halten. Das auf Stufe Reingewinn dennoch eine schwarze Null resultierte, war dem ausserordentlichen Ertrag aus dem Wafering-Verkauf zu verdanken.

Auch im ersten Halbjahr musste Meyer Burger einen Cash-Abfluss hinnehmen. Dieser lag bei 57,6 Millionen Franken, nachdem er im Vorjahressemester 16,4 Millionen gewesen waren. Grund dafür sei in erster Linie der Anstieg des Nettoumlaufvermögens.

Zuversicht im Ausblick

Mit Blick in die Zukunft gibt sich Meyer Burger zuversichtlich: Mit der aktuellen Klimadiskussionen hätten sich die mittel- und langfristigen Wachstumsaussichten für die Solarindustrie weiter verbessert, hiess es etwa. Nach der Wachstumspause der letzten zwölf Monaten sei nun wieder mit einem deutlichen globalen Ausbau der installierten Solarstromleistung im zweistelligen Prozentbereich zu rechnen.

Firmenchef Hans Brändle sieht sein Unternehmen mit den in der HJT-Technologie gesteigerten Wirkungsgraden gut positioniert. "Wir gehen davon aus, dass sich in der Folge das grosse Marktinteresse an unseren Technologien in konkreten Aufträgen niederschlagen wird", so Brändle in der Mitteilung.

Derweil habe die bisherige Zusammenarbeit mit REC habe zu einem Quantensprung bei der Produktion von HJT/Smart Wire Solarmodulen geführt. Und in der strategischen Partnerschaft mit Oxford PV hat sich Brändle die Sicherung der Technologieführerschaft zum Ziel gesetzt. Ausserdem sei man mit dem im vergangenen Oktober lancierten Transformationsprogramm auf Kurs.

Aktionäre machen Druck

Allerdings steigt der Druck der Aktionäre, die Resultate sehen wollen. Gewichtige Aktionäre um die Gesellschaft Sentis Capital des russischen Investors Petr Kondrashev halten gemeinsam mehr als 10 Prozent und forderten diese Woche die Einberufung einer ausserordentlichen Generalversammlung. Dort soll Sentis-Co-Geschäftsführer Mark Kerekes in den Verwaltungsrat gewählt werden.

Die Gruppe um Sentis kritisiert insbesondere, dass Meyer Burger im Verlauf des Jahres bei den Investoren viel Vertrauen verloren hat.

mk/rw