REDMOND (dpa-AFX) - Die Corona-Pandemie hat viele Einschränkungen mit sich gebracht, beim Thema Digitalisierung hat sie aber auch viel bewegt. Unternehmen stellen auf Homeoffice um, Schulunterricht findet immer wieder zu Hause statt - damit steigt die Nachfrage nach bestimmten Produkten. Davon profitiert auch Microsoft. Was bei dem Unternehmen los ist, was die Aktie macht und was die Analysten sagen.

DAS IST LOS BEIM UNTERNEHMEN:

Microsoft-Chef Satya Nadella fasste es bereits im April so zusammen: Die Corona-Pandemie beeinflusse alle Lebens- und Arbeitsbereiche, "und wir haben ein Ausmaß digitaler Transformation von zwei Jahren in zwei Monaten erlebt". So lief es für den Softwarekonzern immer besser.

Immer wieder war es das Cloud-Geschäft, das im Fokus stand. Der Tech-Riese hat sich in den vergangenen Jahren über das langjährige Kerngeschäft mit dem Windows-Betriebssystem und Office-Büroprogrammen auf das Cloud-Geschäft ausgerichtet. Die Sparte wurde zum Wachstumstreiber und sorgte dafür, dass Microsoft auch stark in das neue Geschäftsjahr (Anfang Juli) gestartet war.

Aber auch bei seinen Office-Programmen profitierte der Konzern davon, dass viele pandemiebedingt das Büro gegen den heimischen Arbeitsplatz tauschen mussten. Dazu drängt Microsoft mit seinem Softwarepaket Teams in den Markt, das unter anderem mit der Kommunikationssoftware Slack und dem Videokonferenzdienst Zoom konkurriert.

Viele Veränderungen der Arbeitswelt, die wegen der Corona-Pandemie vorgenommen wurden, würden voraussichtlich von Dauer sein, sagte Nadella. "Es ist klar, dass die Menschen mehr Flexibilität brauchen werden, wann, wo und wie sie arbeiten." Die wirtschaftliche Leistung jedes Unternehmens im kommenden Jahrzehnt werde durch die Geschwindigkeit ihrer digitalen Transformation bestimmt. Glänzend sah auch das zweite Quartal (per Ende Dezember) aus. Für das laufende dritte Quartal rechnet Nadella mit weiterem Wachstum.

Abgesehen von seinem bisherigen Geschäft will Microsoft anscheinend noch in einem anderen Bereich Stellung beziehen: Laut Insidern plant der Konzern unabhängiger vom Chiphersteller Intel zu werden. Der größte Software-Konzern der Welt nutze Technologie des Chip-Designers Arm für die Arbeit an einem Prozessor für Server in Datenzentren, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg im Dezember.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Die Analysten sind sich bei Microsoft alle einig: Alle sieben seit Oktober vergangenen Jahres im dpa-AFX-Analyser gelisteten Experten raten zum Kauf der Aktie. Halten- oder Verkaufsempfehlungen gibt es keine. Beim durchschnittlichen Kursziel innerhalb der nächsten 12 Monate gehen die Meinungen der Experten aber auseinander. Im Schnitt liegt das Kursziel bei 262 Dollar. Das wäre ein Plus von fast zehn Prozent.

Erst vor wenigen Tagen hob das Analysehaus Jefferies das Kursziel auf 300 Dollar an: Der Softwarekonzern sei hervorragend positioniert für zweistelliges prozentuales Wachstum bei Umsatz und operativem Gewinn, schrieb Analyst Brent Thill. Für die Schätzungen des laufenden Jahres bestehe angesichts des Wachstums erhöhte Sicherheit.

Auch das Analysehaus Bernstein ist zuversichtlich: Zum einen seien die Quartalszahlen des Windows-Konzerns zuletzt besser ausgefallen als erwartet, zum anderen habe auch der Ausblick die Erwartungen in jeder Hinsicht übertroffen. Analyst Raimo Lenschow von Barclays sieht die Microsoft-Aktie als eine Art Pflichtinvestition in einem ohnehin volatilen Jahr.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Die Microsoft-Aktie kennt seit langer Zeit quasi nur den Weg nach oben. Ende 2018 bekam der Kurs eine leichte Delle nach unten, weil Investoren Tech-Aktien schmähten und die Branche abverkauften. Doch dem längerfristigen Kursverlauf tat das kaum einen Abbruch. Mit einem starken Kursanstieg 2019 war die kleine Delle schnell behoben.

Der Corona-Crash 2020 war auch nur eine kurze Episode für den Tech-Konzern, bereits Mitte des Jahres hatten die Aktie die Einbußen wieder wettgemacht. Kurze Zeit später knackte das Papier die 200-Dollar-Marke.

Der jüngste Rekord ist erst wenige Tage her: Ende Januar stand die Aktie zeitweise bei fast 243 Dollar, mittlerweile notiert sie aber wieder etwas tiefer. Das schmälert den Erfolgslauf innerhalb des vergangenen Jahres aber kaum: Anleger, die vor einem Jahr die Aktie gekauft haben, können sich über ein Plus von rund 30 Prozent freuen. Innerhalb der vergangenen drei Jahre hat der Kurs sogar etwa 150 Prozent zugelegt. Der Börsenwert schnellte auf zuletzt rund 1,8 Billionen Dollar./knd/ngu/jha/