Frankfurt (Reuters) - Die Bayerische Versicherungskammer (VKB) steigt ins Geschäft mit Gasnetzen ein.

Der größte öffentliche Versicherer in Deutschland übernimmt den Netzbetreiber Ferngas für 720 Millionen Euro, wie die VKB am Mittwoch in München bestätigte. Das Unternehmen, das bisher dem australischen Investor First Sentier (FSI) gehört, betreibt ein mehr als 3000 Kilometer langes Fernleitungs- und Verteiler-Netz in Süd- und Ostdeutschland. Um Ferngas hatten Insidern zufolge den Angaben zufolge auch die italienische Snam, Swiss Life und JPMorgan Infrastructure gebuhlt. Für die VKB ist es das erste direkte Investment im Infrastruktur-Segment, wie ein Sprecher sagte.

Versicherer beteiligen sich an Infrastruktur-Einrichtungen, weil diese mittel- und langfristige sichere Erlöse versprechen - bei höheren Renditen als die klassischen Anleihen, in die sie das Geld ihrer Kunden anlegen. Das Netz von Ferngas liegt zum großen Teil im Geschäftsgebiet der bayerischen VKB sowie in den angrenzenden Regionen. "Ihre Infrastruktur spielt eine wichtige Rolle in der deutschen Energiewende, und wir beabsichtigen Investitionen in den Zukunftssektor Wasserstoff zu fördern", sagte VKB-Vorstandsmitglied Isabella Pfaller. Zurzeit erneuert Ferngas gerade eine Gas-Pipeline in Thüringen für 180 Millionen Euro.

First Sentier Investors hatte 2013 die Ferngas Nordbayern vom Versorger E.ON und ein Jahr später mit der Erdgasversorgungsgesellschaft Thüringen-Sachsen zusammengelegt. Seit dem vergangenen Jahr suchte FSI zusammen mit der Investmentbank Rothschild einen neuen Eigentümer für Ferngas. Hinter First Sentier Investors steht die japanische Großbank Mitsubishi UFJ. Vor fast genau einem Jahr war FSI für 753 Millionen Euro beim Regionalversorger MVV in Mannheim eingestiegen und hält dort 45,1 Prozent der Anteile. Auch am Ostsee-Fährenbetreiber ist FSI beteiligt.