Rotkreuz (awp) - Die Handyladenkette Mobilezone hat im ersten Halbjahr einen Gewinntaucher erlitten. Schuld war die Flaute in Deutschland. Der Konzern schraubt nun die Gewinnziele herunter. Trotz einer Dividendenerhöhung reagierten die Investoren ungnädig: Die Aktie fiel markant.
"Wir hatten im Deutschland-Geschäft zu kämpfen", sagte Konzernchef Markus Bernhard am Freitag in einer Telefonkonferenz. Es habe Monate mit 10 Prozent oder sogar 20 Prozent weniger Umsatz als im Rekordvorjahr gegeben. Deshalb müsse man den Taucher relativieren: Das erste Semester 2022 sei mit grossem Abstand das beste in der Mobilezone-Geschichte gewesen.
Und so fiel der Kontrast umso deutlicher aus. Der Betriebsgewinn (EBIT) von Mobilezone sauste im Vergleich zum Vorjahressemester um 19 Prozent auf 28,1 Millionen Franken in die Tiefe. Unter dem Strich sackte der Reingewinn gar um 19,6 Prozent auf 20,9 Millionen Franken ab. Aber dies sei immer noch das zweitbeste Resultat der Gruppe, betonte Mobilezone.
Der Umsatz sank von Januar bis Ende Juni um 5,2 Prozent auf 474,2 Millionen Franken. Zum schwachen Geschäft in Deutschland kam noch die Talfahrt des Euro hinzu, die aufs Ergebnis drückte.
Mit den Zahlen hat Mobilezone die Erwartungen der Analysten bei Gewinn und Margen klar verfehlt. Die Anleger reagierten ungnädig, obwohl Mobilezone eine Dividendenerhöhung für das laufende Jahr um 6 Rappen auf 90 Rappen pro Aktie versprach: Die Aktie gab an der Schweizer Börse SIX gegen 11.20 Uhr um 5 Prozent nach.
Weniger Absatz in Deutschland
Neben dem eh schon harten Preiskampf im deutschen Online-Geschäft litt Mobilezone im ersten Halbjahr zusätzlich unter der trüben Konsumentenstimmung, was auf die Absatzzahlen drückte. So eine Passivität der Käufer habe man in den letzten zehn Jahren nur selten gesehen, sagte Bernhard.
So schrumpfte der Umsatz in Deutschland um 8,9 Prozent auf 326 Millionen Franken. Der EBIT stürzte um über einen Drittel auf 13,2 Millionen Franken ab.
In der Schweiz konnte Mobilezone indes zulegen. Der Umsatz stieg um 7,1 Prozent auf 141 Millionen Franken. Der EBIT legte leicht um 1,9 Prozent auf 15,1 Millionen Franken zu. Damit macht Mobilezone in der Schweiz mehr Gewinn als in Deutschland, obwohl das hiesige Geschäft viel kleiner ist.
Ziele gesenkt
Angesichts der Lage schraubt der Konzern die Ziele für das Gesamtjahr herunter: Der Konzern peilt neu für 2023 einen EBIT zwischen 65 und 72 Millionen Franken an. Das sind 5 Millionen weniger als bisher. Darin enthalten sind 2 Millionen für Kostensenkungsmassnahmen sowie zusätzliche Abschreibungen von 1,5 Millionen Franken. Das EBIT-Margenziel von 8,0 Prozent solle nun erst 2025 erreicht werden, das wäre ein Jahr später als bisher angepeilt.
Mobilezone hat im ersten Halbjahr 34 Stellen gestrichen, davon fast alle in Deutschland. Und die Optimierungen sowie der Stellenabbau gingen weiter, hiess es. Das Ausmass wollte Konzernchef Bernhard nicht beziffern. Die Kostensenkungsmassnahmen sollen ab dem nächsten Jahr positive Auswirkungen von 4 Millionen Franken jährlich haben.
Immerhin ist in Deutschland eine Erholung im Onlinegeschäft in Sicht. "Wir werden ein bisschen aufholen im zweiten Halbjahr", sagte Deutschland-Chef Wilke Stroman. Vor allem bei den Abos der virtuellen Netzbetreiber MVNO werde das starke Wachstum anhalten.
In den nächsten zwölf Monaten solle der Umsatz damit von rund 30 Millionen auf rund 50 Millionen (+/-10 Prozent) klettern, sagte Bernhard. Und der Betriebsgewinn (EBITDA) mit MVNO-Abos solle sich bis Mitte 2024 auf 30 Millionen verdreifachen.
jb/kw