Frankfurt (Reuters) - Ein wirksamer Corona-Impfstoff wird aus Sicht von EZB-Präsidentin Christine Lagarde die Wirtschaftsprognosen der Euro-Notenbank wahrscheinlich nicht grundlegend umschmeißen.

"Ich bin nicht sicher, dass das groß die Spielregeln für unsere Prognosen verändern wird", sagte sie am Dienstag in einem Online-Forum der Agentur Bloomberg. In ihrem Basisszenario habe die Europäische Zentralbank (EZB) bereits angenommen, dass es irgendwann im ersten Halbjahr 2021 einen Impfstoff gebe, der dann im Jahresverlauf verteilt werde. Lagarde rechnet damit, dass 2021 die wirtschaftliche Unsicherheit etwas abnimmt. Das erste Halbjahr werde aber dennoch schwierig sein, fügte sie hinzu.

Nach dem Mainzer Biotechunternehmen BioNTech und seinem Partner Pfizer hatte am Montag auch der US-Pharmakonzern Moderna positive Daten aus einer entscheidenden Studie mit seinem Impfstoff vorgelegt. In einer Zwischenanalyse hatte die Impfung eine Wirksamkeit von 94,5 Prozent gezeigt.

Die Euro-Notenbank will ihre neuen Konjunktur- und Inflationsprognosen am 10. Dezember veröffentlichen. Dann halten die Währungshüter ihre letzte Zinssitzung in diesem Jahr ab. Bislang rechnet die EZB damit, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesem Jahr um 8,0 Prozent einbrechen wird. Für das nächste Jahr wird bislang ein Wachstum von 5,0 Prozent vorausgesagt, für das übernächste Jahr sind es 3,2 Prozent. Die Notenbank geht bislang für 2020 von einer Teuerungsrate von lediglich 0,3 Prozent aus. Für 2021 werden 1,0 Prozent und für 2022 1,3 Prozent vorausgesagt. Damit würde die EZB ihr Stabilitätsziel, das bei knapp zwei Prozent Inflation liegt, auch weiterhin deutlich verfehlen.