NEW YORK (dpa-AFX) - Die Stärkung des Privatkundengeschäfts mit der Übernahme des Online-Brokers E-Trade kommt am Donnerstag bei den Anlegern von Morgan Stanley nicht gut an. Während die Papiere des Übernahmeziels um fast ein Viertel in die Höhe schossen und sich der Offerte von 58,74 US-Dollar näherten, ging es für die Papiere der US-Investmentbank um 4,1 Prozent bergab. Sie waren damit unter den zehn größten Verlierern des breit aufgestellten S&P 500.

Mit der Milliardenübernahme und den über 5,2 Millionen Kunden des Online-Brokers setzt die Bank auf ein breiter aufgestelltes Geschäft mit der Vermögensverwaltung für Privatkunden. E-Trade stand seit November 2019 verstärkt unter Druck, seine Zukunft schien im harten Wettbewerb mit den US-Billigbroker Charles Schwab und TD Ameritrade offen.

Das gesamte Volumen liegt den Angaben zufolge bei 13 Milliarden US-Dollar, was den Deal zu einem der größten eines Wall-Street-Hauses seit der Finanzkrise macht. Die Aktionäre von E-Trade sollen für ihre Papiere 1,0432 Morgan-Stanley-Anteilscheine erhalten.

Analyst Gerard Cassidy von RBC Capital glaubt, dass der Zukauf Ausdruck der Bemühungen von Morgan Stanley ist, einen Übergang zu einem weniger bilanzintensiven Geschäftsmix mit beständigeren Erträgen zu schaffen. Er rechnete vor, dass die Geschäfte in den Bereichen Vermögensverwaltung und Investment-Management künftig mehr als die Hälfte des Vorsteuergewinns der US-Bank ausmachen werden. 2010 seien dies lediglich 10 Prozent gewesen.

Glenn Schorr von Evercore ISI sieht eine Menge strategische Möglichkeiten, die für Morgan Stanley erwachsen. Neben einer stabileren Ertragsquelle erweitere das Wall-Street-Haus sein Spektrum und schließe Lücken in seinem Angebot. Er betonte aber zugleich, dass jeder Deal auch Haken habe. In diesem Falle sieht er eine Verwässerung des materieller Buchwertes, Unsicherheit um künftige Aktienrückkäufe und ein vorhandenes Integrationsrisiko./tih/he