Von David Benoit

NEW YORK (Dow Jones)--Die meiste Zeit des Jahres 2020 bis hinein ins erste Quartal dieses Jahres erzielten die Größten unter den US-Banken traumhafte Ergebnisse mit dem Handel von Aktien und Anleihen sowie der entsprechenden Beratung von Unternehmen. Die US-Notenbank flutete den Markt mit Geld. Firmen hatten es eilig, neue Anleihen zu verkaufen und an die Börse zu gehen. Banken, die in der Mitte all dieser Transaktionen standen, ernteten die Früchte. Jetzt warnen sie, dass ihre Einnahmen im Kapitalmarktgeschäft einbrechen, zumindest im Vergleich zum vergangenen Jahr.

Der CEO von JP Morgan Chase, James Dimon, sagte während einer Finanzkonferenz in dieser Woche, dass die Handelseinnahmen seiner Bank, sowohl bei festverzinslichen Wertpapieren als auch bei Aktien, im zweiten Quartal voraussichtlich bei über sechs Milliarden US-Dollar liegen werden. Das wäre ein Rückgang von etwa 38 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, in dem die Bank einen Rekordumsatz von 9,7 Milliarden US-Dollar erzielte. "Immer noch ziemlich gut" kommentierte Dimon. Und in der Tat wären sechs Milliarden US-Dollar zu jedem Zeitpunkt vor 2020 in der Nähe eines Quartalsrekords gewesen.

Der Finanzvorstand der Citigroup, Mark Mason, warnte, dass der Handelsumsatz im zweiten Quartal um etwa 30 Prozent unter dem des Vorjahreszeitraums liegen wird. Insbesondere bei festverzinslichen Wertpapieren sei der Handel rückläufig.


   Erträge werden sich "normalisieren" 

Führungskräfte der Banken hatten zuvor schon gewarnt, dass ihre erheblichen Gewinne wohl nicht nachhaltig sein werden. Der CEO von Morgan Stanley, James Gorman, bemerkte in dieser Woche, dass die Erträge aus dem Handel mit festverzinslichen Wertpapieren sinken und dass sich die Dinge allem Anschein nach normalisieren würden. "Ganz offensichtlich wird es nicht so sein wie im ersten Quartal, das bärenstark war, oder wie vor einem Jahr", sagte Gorman. "Das waren die beiden mit Abstand besten Quartale in unserer Geschichte." Dennoch werde das zweite Quartal kein schlechtes sein. Es gäbe einige wirklich ermutigende Zeichen. Sowohl Gorman als auch Dimon zeigten sich optimistisch, dass die Erträge aus dem Handel auch in diesem Quartal stark bleiben könnten.

Die aktuellen Zahlen sind zwar nicht brillant, aber auch nicht schlechter als von Analysten erwartet. Der Konsens war ohnehin, dass die Erträge der Wall Street-Banken in diesem Quartal sinken werden.


   Bankaktien im Juni bislang schwächer 

Bankaktien hatten das Jahr mit rekordverdächtigen Sprüngen begonnen. Die jüngsten Rückgänge kehrten sich am Mittwochnachmittag um, als die US-Notenbank Fed andeutete, dass sie die Zinsen früher als erwartet erhöhen könnte. Höhere Zinssätze können sich in höheren Kreditmargen der Banken niederschlagen.

Auf Jahressicht ist der KBW Nasdaq Bank Index um 31 Prozent gestiegen, während der S&P 500 um etwa zwölf Prozent zulegte. Im bisherigen Verlauf des Juni schnitt der Bankenindex hingegen unterdurchschnittlich ab. Die Aktien von JP Morgan und Morgan Stanley konnten am Mittwoch leichte Gewinne verbuchen, nachdem sie zuvor gefallen waren. Die Papiere der Citigroup fielen um 3,2 Prozent auf 71,46 US-Dollar und verzeichneten damit ihren zehnten Rückgang in Folge. Dabei büßten sie insgesamt 10,5 Prozent ihres Wertes ein.

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June 17, 2021 05:59 ET (09:59 GMT)