MARTINSRIED (dpa-AFX) - Das Biotechnologieunternehmen Morphosys hat nach der Unterzeichnung einer regionalen Lizenzvereinbarung für ein wichtiges Krebsmedikament seine Prognose für das laufende Jahr erhöht. Der Umsatz dürfte im laufenden Jahr höher ausfallen als bisher veranschlagt und der operative Verlust etwas geringer. Am Markt kam das sehr gut an: Morphosys-Aktien schnellten am Donnerstag nach der Nachricht als TecDax-Spitzenreiter um mehr als sechs Prozent auf 81,86 Euro in die Höhe. Damit näherten sie sich wieder ihren vor rund einer Woche erreichten Zwischenhoch bei 83,83 Euro an.

Für 2017 seien nun Umsätze von 63 bis 66 Millionen Euro zu erwarten nach zuletzt 49,7 Millionen Euro, teilte das TecDax -Mitglied am Donnerstag mit. Bisher waren lediglich 46 bis 51 Millionen Euro angestrebt worden. Der Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) dürfte mit 66 bis 71 Millionen Euro im laufenden Jahr niedriger ausfallen als bisher mit minus 75 bis minus 85 Millionen Euro erwartet. Vor einem Jahr hatte das Minus rund 60 Millionen Euro betragen.

I-Mab erhalte exklusive Entwicklungs- und Vermarktungsrechte für den Antikörper MOR202 in China, Taiwan, Hongkong und Macao, hieß es. MorphoSys erhalte im Gegenzug eine Vorabzahlung von 20 Millionen US-Dollar und erwerbe Ansprüche auf gestaffelte Tantiemen auf den Nettoumsatz von MOR202 im zweistelligen Prozentbereich sowie auf Meilensteinzahlungen von bis zu 100 Millionen Dollar von I-Mab.

MOR202 ist ein Antikörperwirkstoff von MorphoSys, der sich gegen das therapeutische Zielmolekül CD38 richtet. In Europa wird das Mittel bei Patienten mit wiederkehrendem beziehungsweise therapieresistentem Knochenmarkkrebs klinisch erprobt. Die Partnerschaft dürfte zu einer Beschleunigung der Entwicklung des Medikaments in China führen, erläuterte ein Sprecher.

Nach einigen Problemen mit Partnerprogrammen in den vergangenen Jahren entpuppt sich 2017 zunehmend als Erfolgsjahr für Morphosys: Im Juli hatte die FDA das Schuppenflechte-Mittel Tremfya der Johnson & Johnson-Tochter Janssen zugelassen, das auf Morphosys' Antikörper-Bibliothek basiert. Im Oktober verlieh die US-Gesundheitsbehörde FDA dem firmeneigenen Antikörper MOR208 zur Behandlung einer bestimmten Blutkrebsart, dem diffusen großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL), den Status "Therapiedurchbruch". Nun hofft Morphosys auf eine schnellere Marktzulassung als ursprünglich mit dem Jahr 2021 anvisiert. Nun folgte die Partnerschaft mit I-Mab für MOR202 in ausgewählten Regionen.

Der Erfolg mit MOR208 stärkte Morphosys zuletzt den Rücken. Der Konzern will in den kommenden Jahren unabhängiger von Partnerprogrammen werden und setzt auf die Entwicklung eigener Produkte, die zunehmend zur Umsatzquelle werden sollen. Die höheren Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen gehen erwartungsgemäß zulasten des Ergebnisses.

Erst zum Wochenstart hatte Analyst Keyur Parekh von der Investmentbank Goldman Sachs sein Kursziel für Morphosys von 72 auf 80 Euro angehoben, die Einstufung dabei aber auf "Neutral" belassen. Dabei hatte er aber auch auf weiteres Potenzial verwiesen, sollte es unerwartet starke Studiendaten für MOR202 oder MOR208 geben, die zu einer größeren Partnerschaft bei einem der Antikörper führen könnten./jha/oca