Frankfurt (Reuters) - Die Ankündigung neuer Maßnahmen zur Stabilisierung der Börsen in China hat die Aktienmärkte auf der ganzen Welt gestützt.

Der Dax und der EuroStoxx50 rückten um jeweils rund ein halbes Prozent vor. Auch die wichtigsten US-Indizes eröffneten im Plus. Vorher hatte schon die Börse in Shanghai um mehr als drei Prozent angezogen. Zum Wochenstart war sie noch auf ein Fünf-Jahres-Tief gefallen. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen kletterte um 3,5 Prozent.

Nach dem jüngsten Einbruch der chinesischen Börsen auf Mehrjahrestiefs bemüht sich die Volksrepublik um eine Stabilisierung der Aktienmärkte. Staatlich unterstützte Investoren weiteten ihre Aktienkäufe aus, und zugleich grenzten die Behörden Nettoverkäufe und Leerverkäufe etwa von Fonds ein. Zuversicht schürte auch ein Bericht der Agentur Bloomberg, nach dem Präsident Xi Jinping mit den Finanzaufsichtsbehörden über den zunehmenden Verfall chinesischer Aktien sprechen will. "Chinas Aktienmarkt scheint jetzt zur Chefsache geworden zu sein", sagte Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets.

Zentrales Gesprächsthema blieben auch die Notenbanken. Der Chef der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, hatte zuletzt signalisiert, dass die nächste Sitzung im März für den Beginn von Zinssenkungen wahrscheinlich zu früh sei. Die Fed hatte nach einer Phase teils aggressiver Erhöhungen zuletzt vier Mal in Folge pausiert und den Leitzins in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent gehalten. In den vergangenen Wochen hatten viele Investoren auf eine schnelle Zinswende in den USA gesetzt.

Nun wird an den Finanzmärkten spekuliert, dass die Europäische Zentralbank (EZB) den geldpolitischen Richtungswechsel als erste vollziehen könnte - und zwar möglicherweise schon im April. "Eine frühere Zinssenkung der EZB könnte den Euro gegenüber dem Dollar schwächen, was wiederum positiv für die exportorientierten Unternehmen aus dem Deutschen Aktienindex wäre", meint Jochen Stanzl von CMC Markets. Am Dienstag lag der Dollar-Index in Reichweite seines zum Wochenauftakt erreichten Drei-Monats-Hochs von 104,604 Punkten. Der Euro notierte mit 1,0738 Dollar knapp im Minus.

CHIP-WERTE NACH ZAHLEN UNTER DRUCK

Doch nicht nur das Rätselraten rund um den Zeitpunkt der ersten Zinssenkung belastete die Anleger. Einige Konzernbilanzen sorgten ebenfalls für Verdruss. Infineon schraubte nach dem Rekordergebnis im vergangenen Geschäftsjahr seine Ziele zurück - die Aktien fielen zeitweise um mehr als vier Prozent und gehörten zu den schwächsten Werten im Dax. Der Chip-Hersteller bekam zuletzt den konjunkturellen Gegenwind zu spüren. Noch stärker bergab ging es nach einem überraschenden Ebitda-Verlust für Nordic Semiconductor, die in Oslo in der Spitze um mehr als 20 Prozent einbrachen.

Mit Enttäuschung reagierten die Investoren auch auf das Zahlenwerk der Schweizer Großbank UBS. Die Aktie verlor 3,7 Prozent. Das Ergebnis des vierten Quartals 2023 habe in Bezug auf die Kosten enttäuscht, sagte Anke Reingen von RBC Capital Markets. Unter dem Strich bescherte die Notübernahme der Credit Suisse der Bank 2023 aber einen Rekordgewinn.

Gefragt waren dagegen Morphosys. Der Novartis-Konzern plant die deutsche Biotechfirma für 2,7 Milliarden Euro zu übernehmen und damit sein Krebsgeschäft weiter auszubauen. Der Schweizer Pharmariese will 68 Euro je Morphosys-Aktie zahlen. Seit Bekanntwerden des Deals am Montag haben die Papiere im SDax fast 60 Prozent auf 64,62 Euro zugelegt. Für den Vollzug sind noch die erforderlichen kartellrechtlichen Genehmigungen nötig sowie das Erreichen einer Mindestannahmequote von mindestens 65 Prozent der Morphosys-Aktien. Die Aktien von Novartis notierten an der Züricher Börse knapp im Minus.

(Bericht von Daniela Pegna und Zuzanna Szymanska. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)