FRANKFURT (Dow Jones)--Auch wenn die Prämieneinnahmen steigen und die Naturkatastrophen im Rahmen bleiben, es war nicht alles eitel Sonnenschein für Munich Re im zweiten Quartal. Der Rückversicherer dürfte unter einem schwachen Anlageergebnis gelitten haben, auch der Ausblick auf das Gesamtjahr kann mit einem Fragezeichen versehen werden. Die Folgen des Ukraine-Krieges sind dagegen schon im ersten Quartal weitgehend in der Bilanz verarbeitet worden. Im Blick steht auch die Erneuerung der Rückversicherungsverträge, die einen Einblick in das Preisgefüge des Marktes gibt. Munich Re legt die Zahlen am Dienstagmorgen gegen 07.30 Uhr vor.


Worauf Anleger achten sollten:


UNWETTER: Naturkatastrophen haben im ersten Halbjahr deutlich weniger Gesamtschäden angerichtet als im Vorjahr. Wie aus der Naturkatastrophenbilanz der Munich Re hervorgeht, sanken die Schäden auf rund 65 Milliarden US-Dollar von 105 Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum. Die Summe der versicherten Schäden - etwa aus Überschwemmungen, Schwergewittern und Stürmen - blieb mit rund 34 Milliarden US-Dollar aber im Rahmen der vergangenen Jahre. Wettbewerber Swiss Re litt allerdings unter einer Reihe von Hagelstürmen in Frankreich im Juni, die zu den Naturkatastrophen des ersten Quartals hinzukamen, so dass die Schweizer insgesamt mit unerwartet hohen Schäden zu kämpfen hatten.

UKRAINE: Im ersten Quartal hatte Munich Re auf russische und ukrainische Anleihen bereits Abschreibungen in Höhe von knapp 700 Millionen Euro brutto bzw 370 Millionen Euro netto vorgenommen. Es gibt noch einen Restwert, der laut dem DAX-Konzern aber vergleichsweise klein ist.

ANLAGEERGEBNIS: Der Schwachpunkt des Quartalsberichtes könnte das Anlageergebnis werden, das Analysten 40 Prozent niedriger sehen. Die fallenden Aktien- und Anleihekurse fordern ihren Tribut. Auch Swiss Re hatte bereits über eine Kapitalanlagerendite berichtet, die sich im Halbjahr gegenüber dem Vorjahr mehr als halbiert hat. Allerdings sind auch positive Überraschungen möglich. Wettbewerber Hannover Rück gelangen im Quartal deutliche Zuwächse beim Kapitalanlageergebnis, so dass die Hannoveraner für die Kennziffer sogar die Jahresprognose anhoben.

AUSBLICK: Angesichts der erwarteten Belastung beim Anlageergebnis interessiert die Anleger, wie viel von der Zuversicht der Munich Re vom Jahresbeginn noch geblieben ist. Bisher hält der Konzern an seinem Ausblick fest, den Nettogewinn auf 3,3 Milliarden Euro von 2,9 Milliarden im Vorjahr zu steigern. Das Rückversicherungsgeschäft soll 2,7 Milliarden Euro beitragen, der Erstversicherer Ergo 0,6 Milliarden Euro. Analysten sind skeptisch, ob das gelingt. Sie rechnen im Factset-Konsens nur mit 3,1 Milliarden Euro.

Auch die Analysten von Metzler halten das Gewinnziel von Munich Re für 2022 inzwischen für schwieriger erreichbar. Die Entwicklung des Dollar während des zweiten Quartals könne sich dagegen positiv ausgewirkt haben. Die Analysten schätzen, dass 40 bis 45 Prozent des Nettogewinns eines durchschnittlichen Geschäftsjahres von Munich Re in Dollar erzeugt werden.

Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum zweiten Quartal und Gesamtjahr 2022:


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.                           PROG   PROG  PROG 
2. QUARTAL                  2Q22   ggVj  Zahl    2Q21 
Bruttoprämien             15.800    +8%    17  14.642 
Anlageergebnis             1.161   -40%    17   1.933 
Operatives Ergebnis          958   -38%    17   1.554 
Ergebnis nach Steuern        719   -35%    17   1.106 
Ergebnis je Aktie           5,18   -34%    17    7,89 
Schaden-Kosten-Quote*       93,8     --    17    90,1 
 
.                           PROG   PROG  PROG 
GESAMTJAHR                  Gj22   ggVj  Zahl    Gj21 
Bruttoprämien             62.863    +6%    10  59.567 
Anlageergebnis             5.509   -23%     4   7.156 
Operatives Ergebnis        4.107   +17%     9   3.517 
Ergebnis nach Steuern      3.111    +6%    15   2.932 
Ergebnis je Aktie          22,24    +6%    15   20,93 
Schaden-Kosten-Quote*       94,1     --     5    99,6 
Dividende je Aktie         11,51    +5%    17   11,00 
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ERLÄUTERUNGEN:

-* Rückversicherung - Schaden/Unfall

- alle Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis und Dividende je Aktie in Euro, Schaden-Kosten-Quote in Prozent

- Bilanzierung nach IFRS

- Quellen: Angaben des Unternehmens und Factset

- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum

- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr

- alle Angaben ohne Gewähr

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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August 08, 2022 23:45 ET (03:45 GMT)