MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Rückversicherer Munich Re muss für die Zerstörungen durch Hurrikan "Ida" und Tief "Bernd" tief in die Tasche greifen. Zudem schlägt die steigende Zahl der Corona-Toten in mehreren Ländern bei dem Konzern immer teurer zu Buche. "Allein an den Zahlen sieht man schon, dass diese Pandemie alles andere als vorüber ist", sagte Finanzchef Christoph Jurecka am Dienstag in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Der Manager sieht die Munich Re zwar auf Kurs zu einem geplanten Jahresgewinn von 2,8 Milliarden Euro. Das verdankt der Konzern auch dem lukrativen Verkauf von Aktien und Anleihen im Sommer.

An der Börse kamen die Nachrichten schlecht an. Für die Munich-Re-Aktie ging es am Morgen zeitweise um vier Prozent nach unten. Zuletzt lag sie noch mit 2,49 Prozent im Minus bei 254 Euro und gehörte damit weiterhin zu den Schlusslichtern im Dax. Der Kursgewinn seit dem Jahreswechsel liegt nun bei weniger als fünf Prozent.

Zwar hatte die Munich Re erste Eckdaten zum dritten Quartal schon im Oktober mitgeteilt. Auch die wesentlichen Faktoren wie die Katastrophenschäden, die gestiegene Corona-Belastung und den Verkauf von Wertpapieren hatte der Konzern dabei bereits genannt. Branchenexperte Philip Kett vom Analysehaus Jefferies zeigte sich von den erst jetzt veröffentlichten Detailergebnissen dennoch enttäuscht. Der Konzerngewinn aus dem Sommerquartal sei von geringer Qualität, schrieb er am Morgen.

So belasteten die Zerstörungen durch Hurrikan "Ida" in den USA und die verheerende Flutkatastrophe in Deutschland und mehreren Nachbarländern die Munich Re mit zusammen rund 1,8 Milliarden Euro. Die Beitragseinnahmen in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung dürften daher in diesem Jahr vollständig für Schadenzahlungen sowie für Verwaltung und Vertrieb draufgehen: Der Vorstand rechnet jetzt mit einer kombinierten Schaden-Kosten-Quote von 100 Prozent. Bisher hatte sie mit 96 Prozent noch im grünen Bereich liegen sollen.

Im dritten Quartal reichten die Beitragseinnahmen der Sparte nicht aus, um die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb zu decken. Die Schaden-Kosten-Quote lag mit 112,8 Prozent noch weiter im roten Bereich als von Analysten im Schnitt erwartet.

Trotzdem entfiel auf die Munich-Re-Aktionäre unter dem Strich ein Gewinn von 365 Millionen Euro. Das waren gut 80 Prozent mehr als im coronageprägten Vorjahreszeitraum, aber eher weniger als im Oktober mit rund 0,4 Milliarden Euro angekündigt. Dass dies überhaupt gelang, lag am umfangreichen Verkauf und der Umschichtung von Wertpapieren. Dadurch sprang das Kapitalanlageergebnis im Vergleich zu Sommer 2020 um knapp ein Viertel auf 2,1 Milliarden Euro in die Höhe.

Zudem profitierte der Konzern von seiner Düsseldorfer Erstversicherungstochter Ergo, die ihren Quartalsgewinn trotz der Belastungen durch die Flutkatastrophe im Juli mit 134 Millionen Euro fast stabil hielt.

Unterdessen stellt sich die Munich-Re-Führung auf noch höhere Belastungen durch die Corona-Pandemie ein. Weil in den USA, Indien und Südafrika immer mehr Menschen an Covid-19 sterben, erwartet der Konzern in der Rückversicherung Leben/Gesundheit in diesem Jahr jetzt Schäden von 600 Millionen Euro. Erst im Sommer hatte er diese Prognose von 200 auf 400 Millionen verdoppelt.

"Diese Pandemie ist alles andere als vorbei und auch alles andere als unter Kontrolle, wenn ich auf die globale Entwicklung schaue", sagte Finanzchef Jurecka. Er verwies dabei auf die Finanzzahlen genauso wie auf die menschlichen Schicksale.

Insgesamt rechnet das Management in der Rückversicherung in diesem Jahr jetzt mit coronabedingten Schäden von 800 Millionen Euro, 100 Millionen mehr als bisher gedacht. Dass der Anstieg nicht stärker ausfällt, liegt am Schaden- und Unfall-Geschäft: Dort soll die Belastung mit 200 Millionen Euro ein Drittel niedriger ausfallen als bisher prognostiziert. Ergo soll mit 20 bis 30 Millionen Euro davonkommen.

Zu den Gewinnaussichten für das kommende Jahr wollte sich Jurecka nicht genauer äußern. Für 2021 können die Aktionäre jedoch wie gewohnt mit einer Dividende rechnen, die bei der Munich Re von Jahr zu Jahr nie sinken soll. Für 2019 und 2020 hatten der Konzern je Papier 9,80 Euro ausgeschüttet. Auch einen weiteren Aktienrückkauf hält Jurecka für möglich. Eine Entscheidung darüber falle aber erst im ersten Quartal des neuen Jahres, sagte er./stw/men/stk