LONDON (dpa-AFX) - Die seit der Finanzkrise größtenteils verstaatlichte britische Großbank Royal Bank of Scotland (RBS) muss auf ihrem Sanierungskurs den nächsten Tiefschlag verdauen. Das Institut kündigte am Mittwoch neue Rückstellungen von 3,6 Milliarden britischen Pfund (4,7 Mrd Euro) für diverse Altlasten in der Bilanz für 2015 an. Damit steht die Bank vor dem achten Jahresverlust nacheinander, wie Vorstandschef Ross McEwen sagte. Das endgültige Ergebnis will er am 26. Februar vorlegen.

An der Börse rutschten RBS-Aktien bis zum Mittag vier Prozent ab. Analysten beklagten, dass auch mit den aktuellen Rückstellungen immer noch nicht für alle Altlasten Vorsorge getroffen sei. Der Vorstand versicherte, dass er Rechtsrisiken so schnell wie möglich beseitigen wolle. Finanzchef Ewen Stevenson mahnte Investoren zu Vorsicht. Vor der Bank lägen auf dem Weg zurück zu einer Dividendenzahlung in diesem Jahr noch einige Schlaglöcher.

Allein für einen möglichen Vergleich wegen krummer Hypothekengeschäfte in den USA legte die Bank 1,5 Milliarden Pfund zur Seite. Dabei geht es allerdings nur um den Fall der staatlich kontrollierten Hausfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac. Noch keine Rückstellungen hat die RBS für die Vergleichsverhandlungen mit dem US-Justizministerium getroffen. Dieses hatte in den vergangenen Jahren viele Banken wegen windiger Immobiliengeschäfte zu Milliardenstrafen verdonnert.

Hinzu kommt ein neues Probleme für die RBS. Das Institut hat die Bilanzierung für seine Pensionsverpflichtungen umgestellt. Das führt dazu, dass die Bank im ersten Quartal für ein schon vor mehr als zehn Jahren geschlossenes Betriebsrentenprogramm 4,2 Milliarden Pfund überweisen muss. 1,6 Milliarden Pfund davon belasten nun die Bilanz - für den Rest hatten die Briten bereits Geld zur Seite gelegt.

Zudem braucht die Bank weitere 500 Millionen Pfund für die Entschädigung von mit Kreditausfallversicherungen falsch beratenen Kunden. Damit soll dieses unrühmliche Kapitel aber abgeschlossen sein, betonte McEwen. Die britische Aufsichtsbehörde FCA hatte zuletzt einen Schlussstrich unter den teuersten Skandal in der britischen Bankengeschichte erwogen. Demnach sollen betroffene Kunden noch bis Anfang 2018 Entschädigungen beantragen können. Banken hatten ihnen massenhaft unnütze Versicherungen für Kredite angedreht und mussten dafür nach einem Gerichtsurteil bereits Milliarden zahlen.

McEwen hat seit seinem Amtsantritt im Oktober 2013 der Bank einen harten Schrumpfkurs verordnet. Er streicht im Investmentbanking tausende Stellen und will das Institut vor allem auf das britische Privatkundengeschäft konzentrieren. Ziel ist es, so bald wie möglich wieder eine Dividende zu zahlen. Doch davor stehen noch einige Hindernisse. So muss die Bank erst dem britischen Staat dessen Vorzugsaktien für 1,2 Milliarden Pfund abkaufen. Zudem haben die Aufsichtsbehörden die Bank dazu verpflichtet, zunächst die Rechtsfälle in den USA beizulegen. Auch ein Bestehen des nächsten Stresstests in Großbritannien ist Pflicht.

Im August hatte die britische Regierung erstmals seit der Verstaatlichung 2008 Anteile der Bank an der Börse verkauft. Für die veräußerten gut fünf Prozent der Aktien erlöste der Staat rund 2,1 Milliarden Pfund. Aktuell hält der Staat, der in der Finanzkrise 45,5 Milliarden Pfund in die Bank gepumpt hatte, noch knapp 73 Prozent der Aktien. Dieser Anteil ist aktuell noch gut 21 Milliarden Pfund wert. Seit Jahresbeginn hat die Aktie rund 17 Prozent an Wert verloren./enl/men/jha/