(Neu: Schlusskurse)

ZÜRICH (dpa-AFX) - Mit einem milliardenschweren Aktienrückkaufprogramm und einer neuen Strategie hat Nestle am Mittwoch die Anleger beglückt. Mit einem Plus von 1,30 Prozent gingen die Papiere des weltgrößten Nahrungsmittelkonzerns als zweitbester Wert im Schweizer Leitindex SMI aus dem Handel. Mit dem zwischenzeitlichen Anstieg auf 85,90 Franken kamen die Aktien dabei ganz nahe an ihr am Montag erreichtes Rekordhoch bei 86 Franken heran.

Alleine der Rückkauf von Aktien im Gesamtwert von 20 Milliarden Franken in den kommenden drei Jahren dürfte den Gewinn je Nestle-Aktie um rund 7 Prozent steigern. Der Fokus auf wachstums- und margenstarke Bereiche werde die Profitabilität in den kommenden Jahren zusätzlich schärfen, hieß es von Analysten.

EINSTIEG VON HEDGEFONDS

Einige Experten zeigten sich aber überrascht vom Zeitpunkt der Bekanntgabe eines solch umfassenden Rückkaufprogramms. Nach Ansicht der Deutschen Bank könnten die bekanntgegebenen Maßnahmen als eine Reaktion auf den Einstieg des US-Hedgefonds Third Point fehlinterpretiert werden. "Das Timing vermittelt den Eindruck, dass das Management von einem aktivistischen Investor, der 1,3 Prozent des Unternehmens besitzt, eingeschüchtert wurde", schrieben auch die Experten von Bernstein.

Eine Bewilligung der Schweizer Börse für einen Aktienrückkauf in dieser Größenordnung sei nicht in nur 48 Stunden erhältlich, erklärte hingegen Barclays Capital. Zudem habe das Unternehmen in seiner Mitteilung hervorgehoben, die Überprüfung der Kapitalstruktur und der Prioritäten des Unternehmens sei bereits Anfang 2017 initiiert worden.

Dass sich Nestle nicht durch den Vorstoß des Großaktionärs zu einer Reaktion genötigt sah, beteuerte laut der Zeitung "NZZ" auch Finanzchef François-Xavier Roger in einer kurzfristig für Dienstagabend einberufenen Telefonkonferenz. Die für den Aktienrückkauf erforderliche Bewilligung der Schweizer Börse sei "erst jetzt" eingetroffen.

UNGLÜCKLICHES TIMING

Ein anderer Analyst sagte, dass sich Nestle die Ankündigung des Aktienrückkaufs besser für die Publikation des Halbjahresberichts Ende Juli aufgespart hätte. Andere Analysten verwiesen auf den im September stattfindenden Investorentag in London. Dort sei nun wohl nicht mehr mit größeren Überraschungen zu rechnen, erklärte Bernstein. Neben zusätzlichen Kosteneinsparmaßnahmen könnte sich Nestle nun höchstens noch einem nicht sonderlich ambitionierten Margenziel verschreiben.

Etwas zuversichtlicher zeigten sich die UBS-Experten: Nestle habe ein starkes Signal an die Märkte ausgesandt mit der wichtigsten Botschaft: Da kommt noch mehr./ra/hr/AWP/das/edh/jha/