Zürich (awp) - Die Aktien von Nestlé gehören am Dienstag am Schweizer Markt zu den schwächsten Blue Chips. Händler sprechen vor allem von Gewinnmitnahmen nach dem Kurssprung im Zusammenhang mit dem Einstieg des Hedgefonds Third Point. Dieser gab am Vortag eine Beteiligung von rund 1,3% an Nestlé bekannt und stellte gleichzeitig diverse Forderungen an das Management. Obwohl viele davon bereits früher von Analysten oder Investoren formuliert worden waren, legte die Aktie stark zu.

Die Nestlé-Aktie büsst am frühen Dienstagnachmittag rund 1,3% auf 84,55 CHF ein, nachdem das Papier am Vortag noch 4,3% zugelegt und dabei mit 86,00 CHF ein neues Jahrs- bzw. Allzeit-Hoch erreicht hatte. Aufgrund des starken Gewichtes der Nestlé-Aktie im Leitindex SMI büsst auch dieser etwas an Terrain ein (-0,4%).

Analysten zeigen sich zumeist etwas überrascht, dass die von Third Point mit einem Anteil von lediglich 1,3% eingebrachten Forderungen zu einem solchen Anstieg des Kurses geführt haben. Die meisten der vier von Third Point geforderten Punkte wie höhere Marge bzw. Margenziel, Portfolio-Bereinigungen, Aktienrückkäufe oder Verkauf der L'Oréal-Beteiligung seien vor einiger Zeit vom Management bereits angestossen worden bzw. seien alles andere als neu, heisst es.

Die Analysten der Société Générale haben nach dem Kurssprung vom Montag denn auch bereits ihr Rating auf 'Hold' von zuvor 'Buy' gesenkt, wenn auch das Kursziel bei 93 CHF belassen wird. Der Einstieg des aktivistischen Investors ändere nicht viel, da die meisten der Forderungen nicht neu seien und vom (neuen) Management sicher auch schon in Betracht gezogen worden seien, heisst es dort.

Der seit Anfang Jahr amtierende CEO Mark Schneider habe aber klar betont, dass er zuerst das Unternehmen kennenlernen wolle und erst danach handeln werde. Der für Ende September angesagte Investorentag, an dem Schneider Massnahmen seine Pläne und Visionen den Investoren präsentieren wird, sei in diesem Zusammenhang denn auch ein wichtiger Moment. Allerdings glaubt der zuständige Analyst der französischen Bank, dass die Erwartungen der Investoren derart hoch sind, dass jegliche Ankündigungen als nicht genügend angesehen werden könnten und entsprechend kursbelastend sein könnten.

KURSSPRUNG EINGEPREIST

Auch bei Jefferies erwartet man keine Kurssprünge mehr. Der Einfluss des neuen Nestlé-Aktionärs sei ziemlich gering, heisst es dort, zudem hält der zuständige Analyst grössere Veränderungen spätestens nach dem gestrigen Kurssprung für eingepreist.

Überrascht ist man zum Teil auch, dass der Investor mit seinen Forderungen nicht früher gekommen ist, sondern diese erst nach dem bereits deutlichen Anstieg der Aktie in den letzten Monaten aufgestellt hat. Auf Basis des gestrigen Schlusskurses liegt die Nestlé-Aktie nämlich über 17% im Plus (SMI +11%), im Vergleich zum Tiefstand Anfang Dezember bei 67,00 CHF sind es gar +28%.

Die Analysten der Credit Suisse betonen in diesem Zusammenhang denn auch, dass Unilever-Aktien derzeit mit dem 20-fachen des Gewinns (Basis 2018) bewertet würden, während es bei Nestlé dass 22-fache sei, obwohl doch Unilever im Gegensatz zu Nestlé klare Versprechen in Bezug auf Margen, Portfolio oder Schulden gemacht habe.

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