Zürich (awp) - Die Aktien von Nestlé sind am Donnerstag mit deutlichen Abgaben in den Handel gestartet. Der Nahrungsmittelkonzern aus Vevey blickt auf ein uneinheitliches erstes Halbjahr zurück. Während das organische Umsatzwachstum deutlich besser als von Analysten erwartet ausfiel, blieb die Margenentwicklung dahinter zurück. Entsprechend hat Nestlé den Margenausblick leicht gesenkt, was Gewinnmitnahmen im grösseren Stil auslöst.

Die Nestlé-Aktien kosten um 09.30 Uhr mit 113,22 Franken noch 0,8 Prozent weniger als am Vorabend, nachdem sie anfänglich gar für 110,28 Franken zu haben waren. Nach einem Jahreshoch bei 117,44 Franken vor wenigen Wochen notiert das Nestlé-Papier damit aber doch wieder einiges unter dem Höchststand.

Zwar kommen die Aussagen von Nestlé zur (erwarteten) Margenentwicklung nicht überraschend, haben doch zuletzt Konzerne wie Unilever vor höheren Kosten etwa für Rohstoffe wie Verpackung, aber auch für Transport oder Logistik eindringlich gewarnt. Trotzdem scheinen einige Anleger auf dem falschen Fuss erwischt worden sein.

Dass CEO Mark Schneider gezwungen sei, die Prognosen zu senken, beeinträchtige seine bisher (fast) weisse Weste, heisst es denn auch in einem Kommentar des Brokers Baader Helvea. Die aktuellen Auswirkungen der Inputkosten zeigten, dass Nestlé zwar besser positioniert zu sein scheine als in der Vergangenheit, sich aber dennoch den derzeit härteren Realitäten des Sektors nicht entziehen könne.

Dies könnte einige Anleger dazu veranlassen, ihre Ansichten über die Investitionsmöglichkeiten bei Nestlé zu überdenken. Und es könnte die Aktie - nach dem starken Anstieg von März bis Anfang Juli - auch in den nächsten Wochen etwas belasten, so Baader Helvea weiter.

"Must-Have im Sektor"

Das sieht etwa die ZKB ganz anders und erwähnt in diesem Zusammenhang insbesondere die starke Wachstums-Entwicklung. Nestlé habe mit einem RIG (Menge/Mix) von 6,8 Prozent das beste Wachstum in einem Halbjahr mindestens seit 1989 erzielt, und dies, obwohl die Vorjahresbasis nicht tief gewesen sei. Die verbesserte Wachstumsqualität dürfte daher kontinuierlich zu einer höheren Bewertung gegenüber der Konkurrenz führen, meint der zuständige Analyst. Weitere Kurstrigger auf Jahressicht seien zudem Ergänzungsakquisitionen und eine mögliche teilweise Reduktion der L'Oréal-Beteiligung. Die Bewertung der Aktie sei angesichts des Tiefzinsumfeldes auch nicht hoch.

Auch die Bank Vontobel lässt sich von den heutigen Zahlen nicht von ihrer 'Buy'-Empfehlung abbringen. "Wir konzentrieren uns weiterhin auf die Cash-Generierung, die nach wie vor sehr gesund ist und es dem Unternehmen ermöglicht, Barmittel in Form von Dividenden und Rückkäufen zurückzugeben", schreibt der zuständige Analyst. Nestlé sei diejenige Aktie, die man in diesem Sektor haben müsse. Sein Kursziel liegt entsprechend bei 125 Franken.

uh/tt