Bern (awp) - Die Aktien von Nestlé sind am Mittwoch mit starken Gewinnen in den Handel gestartet. Zum einen hat der weltgrösste Nahrungsmittel-Hersteller mit seinen Q3-Umsatzzahlen die Erwartungen beim Quartalswachstum deutlich übertroffen, zum anderen hatten die Aktien im Vorfeld der Zahlen aus Angst vor Enttäuschungen stark an Wert eingebüsst.

Um 09.15 Uhr gewinnen die Nestlé-Papiere 3,4 Prozent auf 116,80 Franken. Am Vortag hatten die Papiere zum Schluss allerdings 1,8 Prozent eingebüsst, was diesen Anstieg damit etwas relativiert. Das Jahreshoch von 117,44 Franken rückt aber wieder näher. Der Gesamtmarkt (SMI) notiert dank der Nestlé-Avance gegenüber dem Schlussstand vom Vortag um rund 0,7 Prozent höher.

In Expertenkreisen wird insbesondere das organische Wachstum in Höhe von 6,5 Prozent im dritten Quartal hervorgehoben, dies trotz starken Vorjahreswerten. Es hat den AWP-Konsens um volle 2,7 Prozentpunkte übertroffen und sich gegenüber den sehr hohen 8,6 Prozent aus dem zweiten Quartal nicht allzu stark verlangsamt.

Positiv sei dabei zu werten, dass der Anstieg grösstenteils auf RIG (Volumen/Mix) und nicht auf die Preisgestaltung zurückzuführen sei, heisst es etwa bei Goldman Sachs dazu. Was die regionale Leistung betreffe, so hätten die Zonen AMS und EMENA positiv überrascht, während AOA herausfordernd geblieben sei.

Die ZKB betont vor allem auch, dass das überraschend starke organische Umsatzwachstum breit abgestützt sei. Von den sieben Produktkategorien würden über den Neunmonatszeitraum fünf ein Wachstum von mindestens 6,4 Prozent erzielen, mit den margenstarken Bereichen Kaffee und Heimtiernahrung als Lokomotiven.

Die Analysten von Barclays sprechen von einem "glänzenden" Ergebnis, das die gestrige Schwäche der Aktien wettmache. Man habe zwar erwartet, dass die Zahlen besser ausfallen würden als der Konsens. Das Ausmass sei aber bemerkenswert.

Entsprechend hat der Konzern auch die Wachstumsprognose für das Gesamtjahr 2021 auf 6 bis 7 Prozent (von 5-6%) angehoben, was wenig überraschend in Analystenkreisen gut ankommt. Barclays meint sogar, dass dies immer noch zu wenig sein könnte angesichts der 7,6 Prozent nach 9 Monaten.

Margen-Aussagen positiv gesehen

Positiv wird bei den Analysten ausserdem vermerkt, dass Nestlé offenbar ab nächstem Jahr wieder eine leichte jährliche Margenverbesserung anstrebe. Dank Hedges, der Einkaufsmacht und den starken Produktkategorien dürfte Nestlé das verstärkt inflationäre Umfeld gut meistern können, meint man bei der ZKB.

Die Analysten von Bernstein meinen: "Was wir wirklich alle erwartet haben, waren zusätzliche Aussagen zu Rohstoffen und Margen." Die Aussagen seien aber unverändert geblieben (Prognose von 17,5% in diesem Jahr, dann eine moderate Verbesserung im nächsten Jahr), und Nestlé habe nicht von einer Verschlechterung der Lage gesprochen. Stattdessen investiere das Unternehmen weiterhin in die Wiederherstellung der Landwirtschaft und in seine ESG-Agenda. Bei einem derartigen Wachstum dürfte es einige operative Hebelwirkungen geben, um Rückgänge bei den Rohstoffen ausgleichen zu können,.

Eine Analystenkonferenz ist wie üblich auf 14.00 Uhr angesetzt.

uh/tt