Vevey (awp) - Nestlé ist im vergangenen Geschäftsjahr 2017 relativ langsam, aber im Rahmen der Anfang Jahr geäusserten Erwartungen gewachsen. Unter dem Strich hat der weltgrösste Nahrungsmittelkonzern wegen einer Goodwill-Abschreibung auch deutlich weniger verdient als im Jahr davor. Die Dividende soll aber wiederum leicht erhöht werden. Und für 2018 geht die Gruppe von einem organischen Wachstum von 2 bis 4% mit höheren bereinigten Margen aus.

Die wichtigste Umsatzkenngrösse, das organische Wachstum, erreichte im Berichtsjahr 2,4%, wie Nestlé am Donnerstag mitteilte. Der Westschweizer Konzern blieb damit klar hinter den Werten der letzten Jahre zurück und verfehlte bereits zum fünften Mal in Folge das frühere, viele Jahre geltende jährliche Wachstumsziel von 5-6% p.a. Das organische Wachstum, bei dem Wechselkurs- und Akquisitionseffekte herausgerechnet werden, setzt sich zusammen aus einem Mengenwachstum (RIG) von 1,6% und Preisanpassungen von 0,8%. Der Gesamt-Umsatz erreichte 89,8 Mrd CHF (+0,4%).

Die operative Gewinnmarge der Gruppe sank im vergangenen Jahr um 60 Basispunkte (BP) auf 14,7%, auf bereinigter Basis hingegen stieg sie um 40 BP auf 16,4%. Nestlé legt den Fokus aufgrund grösserer Restrukturierungen seit kurzem auf letztere. Der Reingewinn ging um 16% auf 7,2 Mrd CHF zurück. Der Rückgang sei in erster Linie auf eine ausserordentliche Wertminderung bei Nestlé Skin Health zurückzuführen, welche die momentanen Geschäftsaussichten des Unternehmens widerspiegle, heisst es dazu.

Der Verwaltungsrat hält aber an seiner Politik der kontinuierlichen Dividendenerhöhung fest und schlägt eine Erhöhung um 5 Rappen auf 2,35 CHF pro Aktie vor.

Mit den vorgelegten Zahlen wurden die Schätzungen der Analysten (AWP-Konsens) bis auf die bereinigte Marge verfehlt. Der AWP-Konsens lag für das organische Wachstum bei +2,6% (RIG +1,9%), für die bereinigte operative Marge bei 16,2% und für den Reingewinn bei 9,62 Mrd. Der Markt-Konsens für die Dividende lag bei 2,40 CHF.

Der nun seit gut einem Jahr amtierende CEO Mark Schneider wird dazu in der Mitteilung folgendermassen zitiert: "Das organisches Wachstum lag 2017 lag zwar innerhalb der angegebenen Bandbreite, aber unter unseren Erwartungen, insbesondere nach einer schwachen Umsatzentwicklung zum Ende des Jahres." Die Umsatzsteigerung in Europa und Asien sei erfreulich gewesen, doch das Handelsumfeld in Nordamerika und Brasilien bleibe weiterhin herausfordernd. Kosteneinsparungen hätten derweil zu einer Margenverbesserung geführt, die trotz deutlich höherer Rohstoffpreise die Erwartungen für 2017 übertreffe.

Für das laufende Jahr rechnet das Nestlé-Management mit einem organischen Umsatz-Wachstum zwischen 2% und 4% sowie eine Verbesserung der zugrunde liegenden operativen Ergebnismarge gemäss der Zielvorgabe für 2020. Nestlé-CEO Schneider sieht seine Gruppe denn auch auf Kurs, das gesetzte Margenziel bis 2020 zu erreichen.

Die Restrukturierungskosten werden für 2018 auf etwa 700 Mio CHF veranschlagt. Es wird zudem ein Anstieg sowohl des zugrunde liegenden Gewinns je Aktie bei konstanten Wechselkursen als auch der Kapitaleffizienz erwartet.

Nestlé habe zudem gute Fortschritte in der Portfoliomanagementstrategie gemacht. Die Gruppe entwickle das eigene Portfolio tatkräftig in Kategorien, die hohes Wachstum und hohe Margen aufweisen, die das Angebot differenzieren und Wertschöpfungsmöglichkeiten bieten würden, so die Strategie.

Eine weiterhin wichtige Anlage bleibe die Beteiligung an L'Oréal. Nestlé stehe zum Unternehmen, das über die Jahre sehr gute Renditen eingebracht habe. Man habe volles Vertrauen in die Konzernleitung und in die strategische Ausrichtung bei L'Oréal. Um die für die Nestlé-Aktionäre indes alle Optionen offen zu halten, werde das Abkommen zwischen Nestlé und der Familie Bettencourt, das am 21. März 2018 ausläuft, nicht mehr erneuert. Nestlé beabsichtige aber nicht, die Beteiligung an L'Oréal zu erhöhen und ist entschlossen, die konstruktive Beziehung zur Familie Bettencourt aufrechtzuerhalten, so die Mitteilung vom Donnerstag.

Bezüglich dem zum Portfolio gehörenden Gerber Life Insurance-Geschäft werden strategische Optionen geprüft. Dazu gehöre auch eine mögliche Veräusserung. Das Geschäft wurde zusammen mit Gerber im Jahr 2007 von Novartis erworben und erwirtschaftete 2017 einen Umsatz von 840 Mio. Nestlé bleibt aber weiterhin fest entschlossen, das Gerber Babynahrungsgeschäft als Teil seiner Wachstumsplattform Säuglingsnahrung zu behalten und auszubauen.

uh/gab