VEVEY (dpa-AFX) - Der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestle will das Risiko von Kinderarbeit in der Kakao-Produktion reduzieren. Unter anderem sollen Kakaobauern einen finanziellen Anreiz für die Anmeldung ihrer Kinder in der Schule erhalten, wie das Unternehmen mit Sitz in Vevey am Genfersee am Donnerstag mitteilte. Gleichzeitig sollen die Bauern zu nachhaltigem Anbau animiert werden. Dazu gibt es weitere Anreize für landwirtschaftliche Praktiken, die etwa die Umwelt schonen, den Ertrag steigern und für die Erschließung neuer Einkommensquellen, etwa Hühnerhaltung oder Imkerei.

In diesem Jahr will Nestle 10 000 Familien in der Elfenbeinküste berücksichtigen, ab 2024 auch Kakaobauern in Ghana. Diese beiden Länder sind die größten Kakao-Produzenten der Welt. Armut ist weit verbreitet, und der Klimawandel, der die Kakaobäume beeinflusst, stellt die Bauern vor immer neue Herausforderungen. Nach Schätzungen des Aktionsbündnisses "Make Chocolate Fair" arbeiten in den beiden Ländern 1,5 Millionen Minderjährige "unter ausbeuterischen Bedingungen" auf Kakaoplantagen in Westafrika. Das Bündnis "Aktiv gegen Kinderarbeit" schätzt, dass es weltweit mehr als 200 000 Kinder gibt, die wie Sklaven auf Kakaoplantagen arbeiten müssen.

Aus dem neuen Nestle-Programm sollen Familien in den ersten beiden Jahren jeweils bis zu 500 Franken (482 Euro) bekommen, anschließend 250 Franken pro Jahr. Das Geld geht sowohl an die Bauern als auch deren Frauen, die sich traditionell um die Kinderbetreuung kümmerten, wie das Unternehmen mitteilte. Nestle will irgendwann nur noch zertifizierte Kakao-Produkte verwenden, also solche, die nachhaltig und fair produziert werden. Wann es so weit ist, teilte das Unternehmen nicht mit. Es will seine jährlichen Investitionen zur Förderung der Nachhaltigkeit verdreifachen und bis 2030 insgesamt 1,3 Milliarden Franken (1,25 Mrd Euro) dafür ausgeben./oe/DP/stk