Vevey (awp) - Nestlé bekommt die steigenden Logistik- und Rohstoffkosten zu spüren. Während der Kitkat- und Nespresso-Konzern bei seinen Wachstumszielen mehr als auf Kurs ist, muss er bei der Marge in diesem Jahr Abstriche machen. Das soll aber nur vorübergehend sein.

Der weltgrösste Lebensmittelhersteller will die höheren Kosten an die Konsumentinnen und Konsumenten weitergeben, wie Konzernchef Mark Schneider am Donnerstag an einer Telefonkonferenz sagte. Nestlé kann die Preise jeweils nur zeitverzögert anheben, da der Konzern durch Verträge mit Partnern im Detailhandel gebunden ist.

Dieses Jahr soll es daher noch zu einer Profitabilitätsdelle kommen. Darüber hinaus bleibt es das Mittelfristziel von Nestlé, die Marge jeweils moderat zu verbessern. Für 2021 stellt Nestlé nun eine Marge von um die 17,5 Prozent in Aussicht, nach 17,7 Prozent im Vorjahr. Investoren reagierten zunächst verschreckt: Die Nestlé-Aktien verloren im frühen Handel über 3 Prozent, konnten die Verluste dann aber schnell wieder eindämmen.

Mehr Preiserhöhungen im zweiten Semester

"Die Preiserhöhungen haben nun von Quartal zu Quartal zugelegt und auch in der zweiten Jahreshälfte werden wir mehr und höhere Preiserhöhungen durchführen", kündigte Schneider an. Die Kunden müssen sich also auf weitere Preiserhöhungen gefasst machen.

Bereits in der ersten Jahreshälfte hat Nestlé an der Preisschraube gedreht: Preisanpassungen trugen 1,3 Prozent zum Umsatzwachstum bei. Es ist noch nicht lange her, dass es praktisch keine Teuerung gab oder gar Preissenkungen. Im Zuge der Erholung von der Pandemie hat sich dies nun mit einem Schlag geändert.

Schneider rechnet damit, dass sich die Kosten für Transport, Logistik, Verpackung und Rohstoffe im Gesamtjahr 2021 um rund 4 Prozent erhöhen. Um dies auszugleichen, wären Preisaufschläge von rund 2 Prozent nötig. Der Konzernchef betonte aber auch, man wolle "verantwortungsvoll" vorgehen. In Entwicklungsländern etwa sollen die Produkte weiterhin erschwinglich bleiben.

Wachstumstempo beschleunigt

Die Kauffreude wurde durch die bisherigen Aufschläge jedenfalls noch nicht getrübt, im Gegenteil. Im zweiten Quartal beschleunigte Nestlé das organische Wachstum noch einmal auf 8,6 Prozent, nachdem der Konzern bereits im ersten Quartal mit 7,7 Prozent das höchste Plus seit fast einem Jahrzehnt erzielt hatte. Im gesamten Halbjahr legte Nestlé damit um 8,1 Prozent zu. Davon gingen 6,8 Prozent auf Mengenausweitungen zurück - laut der Zürcher Kantonalbank der höchste Wert seit mindestens 1989.

Vor allem bei Kaffee, Schokolade sowie Katzen- und Hundefutter griffen die Konsumenten beherzt zu. Beim Wassergeschäft - bislang das Sorgenkind des Konzerns - zahlte sich die Konzentration auf internationale Premiummarken aus. So hat Nestlé das lahmende Geschäft mit lokalen nordamerikanischen Wassermarken verkauft. Prompt fand das Geschäft nun wieder auf den Wachstumspfad zurück.

Insgesamt sieht Nestlé-Chef Schneider den Konzern nun gut dafür aufgestellt, konstant im mittleren einstelligen Bereich zu wachsen. Dies entspricht Wachstumsraten von 4 bis 6 Prozent. In diesem Jahr traut er Nestlé sogar zu, am oberen Ende dieser Bandbreite abzuschneiden, mit einem Wachstum von 5 bis 6 Prozent.

Möglich geworden sei dieses Tempo durch den Umbau in den letzten Jahren. Nestlé hat schwächelnde Unternehmensteile verkauft und gutlaufende Geschäfte mit Zukäufen ausgebaut. "Wir haben einen Meilenstein erreicht", so Schneider. Doch das heisse nicht, dass man sich nun zurücklehnen werde.

tt/uh