Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

SWISSCOM: Swisscom-Chef Urs Schaeppi weist die die Kritik von 5G-Gegnern an den neuen Messregeln für Antennenstrahlung zurück, die das Bundesamt für Umwelt (Bafu) vergangene Woche erlassen hatte. Die adaptiven Handyantennen würden nur sehr kurzzeitig und gemittelt über sechs Minuten nie die Grenzwerte überschreiten dürfen, sagte Schaeppi in einem Interview mit dem "Sonntagsblick": "Damit stellen die Richtlinien sicher, dass die Eigenheiten dieser neuen Technologie auch berücksichtigt werden." Bis jetzt hätten die Handyantennen ununterbrochen die ganze Funkzelle versorgt. "Die neuen 5G-Antennen sind hingegen viel effizienter und strahlen dort, wo ein Kunde auch tatsächlich sein Smartphone benutzt", sagte Schaeppi. (Sobli S. 24f. Siehe separaten Text)

NESTLÉ: Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé liefert seine Teekapseln Special-T nicht mehr an Detailhändler, wie die "SonntagsZeitung" schreibt. "Nestlé hat die Strategie für das Teekapsel-Geschäft überdacht, und ist zum Entschluss gekommen, sich ausschliesslich auf den Online-Handel zu konzentrieren", bestätigte ein Nestlé-Sprecher der Zeitung. Dies nicht nur in der Schweiz, sondern auch in allen anderen Märkten. "Im Handel war das Produkt nicht so erfolgreich", sagte der Sprecher. Zu den genauen Gründen macht das Unternehmen keine Angaben. Das Geschäft mit Kapseln für Babymilch hat Nestlé sogar vollständig aufgegeben. Zuletzt waren die Milchkapseln namens Babynes noch in China erhältlich. (SoZ S. 34)

FLUGHAFEN ZÜRICH: Wegen des Reiseeinbruchs als Folge der Coronapandemie ruft der Flughafen Zürich den Bund um Hilfe an, wie die CH Media-Zeitungen vom Samstag schreiben: In einem Lobbying-Schreiben, das regelmässig an Parlamentarier und Branchenvertreter versandt wird, weise der Flughafen warnend auf die aktuelle Situation hin: "Der Schaden für die auf den internationalen Austausch angewiesene Schweizer Volkswirtschaft nimmt weiter zu." Deshalb brauche es nun "dringend ein Umdenken in Bezug auf die Reiserestriktionen". Der Bundesrat müsse die Voraussetzungen für eine Erholung des internationalen Reiseverkehrs schaffen. So soll unter anderem für Länder mit ähnlichem Ansteckungsrisiko die Quarantäne-Pflicht abgeschafft werden. Personen, die gegen Corona geimpft sind und dies nachweisen können, sollen ohne Beschränkungen fliegen können. Auch ein negativer PCR-Test soll eine Quarantäne verhindern, was vielerorts bereits der Fall ist. Doch auch ein negatives Resultat eines günstigeren und schnelleren Antigentests müsse akzeptiert werden, verlangt der Flughafen. (Aargauer Zeitung, S. 16)

SWISS: Die Swiss hat für April 9200 Flüge nahm die Airline aus dem Programm gestriechen, wie die "SonntagsZeitung" schreibt. Von den Streichungen waren rund 43 000 Passagiere betroffen.. Das Programm hatte bis dahin fast 100 Prozent des Flugplans vom Vorkrisenjahr 2019 umfasst - als hätte es nie eine Pandemie gegeben. Nun biete die Swiss im April lediglich ein gutes Viertel ihres ursprünglichen Programms an. (SoZ S. 37)

GLOBETROTTER: Die Nachfrage nach Malediven-Reisen ist eingebrochen, seit die Feriendestination ab dem 8. März auf der Quarantäneliste des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) steht, wie Globetrotter-Chef André Lüthi in einem Interview mit der "SonntagsZeitung" sagte: "Kaum wurde die Quarantänepflicht bekannt, haben bei uns die Telefone geläutet. Die Kunden haben ihre gebuchte Maledivenreise annulliert oder verschoben. Für uns heisst das viel Arbeit, null Umsatz." Man habe Kunden, die bereits fünfmal umgebucht hätten, sagte Lüthi weiter. (SoZ S. 16f.)

POST: Der Konzernchef der Schweizer Post, Roberto Cirillo, will an der A-Post festhalten. Er verstehe nicht, warum ein in der Bevölkerung beliebter Dienst wie die A-Post eingeschränkt werden sollte. Cirillo erinnerte gegenüber der Westschweizer Sonntagszeitung "Le Matin Dimanche" daran, dass auf die A-Post rund 30 Prozent aller Briefsendungen entfielen, während 20 Prozent als Briefe ohne Priorität verschickt würden. Der Rest seien Massensendungen. Insgesamt habe die Post im letzten Jahr 1,7 Milliarden Briefe befördert, 1,4 Milliarden Werbesendungen und 1 Milliarde Zeitungen. Die Post wolle die Qualität hoch halten, sagte Cirillo. ("Le Matin Dimanche")

MEDIZINALTECHNIK: Die Schweizer Medizinaltechnikbranche schlägt Alarm, wie mehrere Zeitungen schreiben. Am 26. Mai laufe das geltende Marktzugangsabkommen für Medizinprodukte zwischen der Schweiz und der EU aus, wie der "Sonntagsblick" schreibt. Bringt der Bund bis dann kein erneuertes Abkommen mit Brüssel zustande, würde wieder eine Vereinbarung aus dem Jahr 2017 gelten. Damit würden sogar Drittstaaten besser gestellt als die Schweiz. Der Branchenverband Swiss Medtech habe deshalb vergangene Woche einen Brief an mehrere Bundesräte geschrieben. Der Bundesrat solle sich für die Aufrechterhaltung des direkten Zugangs zum EU-Binnenmarkt einsetzen und sich gegen Handelsdiskriminierungen wehren. Möglicherweise müsse die Medizintechnikbranche ab Ende Mai ihre Produkte wieder im EU/EFTA-Raum zertifizieren lassen, weil eine Schweizer Zertifikat nicht anerkannt wird, und über einen Repräsentanten im Binnenmarkt verfügen, wie die Tamedia-Zeitungen vom Samstag schreiben. Auch der Spitalverband Hplus, der Verband Zürcher Krankenhäuser, der Verband der aargauischen Spitäler, Kliniken und Pflegeinstitutionen, der Dachverband Schweizerischer Patientenstellen, das Konsumentenforum und der Pharmaverband Interpharma schlagen laut der "SonntagsZeitung" Alarm: In einem Brief an den Bundesrat schreiben sie, es seien "erhebliche Störungen der medizinischen Versorgung im EU-Binnenmarkt mit direkten Auswirkungen auf die Patientenversorgung in der Schweiz und der EU zu erwarten." Jedes achte importierte Produkt könnte betroffen sein. (Sobli S. 6, TA S. 11, SoZ S. 35)

DIVIDENDEN: Neun Familien, die grosse Konzerne wie Roche, Novartis oder Ems-Chemie dominieren, erhalten in diesem Jahr zusammen mehr als 1,8 Milliarden Franken an Aktiendividenden. Das schreibt die "SonntagsZeitung". 729 Millionen Franken erhalten die Roche-Erben Hoffmann und Oeri, die den Basler Pharmakonzern Roche beherrschen. 272 Millionen Franken bekommt die Sandoz-Erbenfamilie Landolt, die 3,3 Prozent der Aktien des Pharmakonzerns Novartis hält. 263 Millionen gehen an die drei Schwestern Magdalena Martullo-Blocher, Rahel Blocher und Miriam Baumann-Blocher, die zusammen 66 Prozent der Aktien von Ems-Chemie halten. Ebenfalls grosse Bezüge erhalten die Lifthersteller-Familie Schindler-Bonnard (188 Millionen), Glencore-Chef Ivan Glasenberg (130 Millionen), Bill und Melinda Gates für ihre Aktienpakete bei Givaudan und Sika (101 Millionen), die Banken-Familie Vontobel (65 Millionen), Richemont-Hauptaktionär Johann Rupert (52 Millionen) sowie die Familien Hayek und Ammann, die grössten Aktionäre der Swatch Group (43 Millionen). (SoZ S. 38)

STEUERN: Schweizer Steuerpflichtige haben im letzten Jahr mehr als 3 Milliarden Franken Schwarzgeld offengelegt. Das ergab eine Umfrage der "NZZ am Sonntag" bei den kantonalen Steuerämtern. Demnach haben sich etwa 5300 Steuerpflichtige selbst angezeigt, weil sie bisher Steuersubstrat vor dem Fiskus versteckt gehalten hatten. Die jüngsten Zahlen zeigen, dass sich die Welle der Selbstanzeigen, die durch den automatischen Informationsaustausch ausgelöst worden ist, abgeflacht hat. Aus den Selbstanzeigen, die 2020 bearbeitet wurden, konnten die Kantone Einnahmen aus der Nachbesteuerung im Umfang von rund 400 Millionen Franken verbuchen. Grosse Probleme haben die Steuerämter, die ausländischen Daten aus dem automatischen Informationsaustausch auszuwerten. Jedes Jahr stellt die Eidgenössische Steuerverwaltung den Kantonen eine Datenbank mit insgesamt 2,4 Millionen PDF-Dokumenten zur Verfügung. Viele davon müssen in mühseliger Handarbeit den Dossiers von Schweizer Steuerpflichtigen zugeordnet werden. (NZZaS S. 25)

WATSON: Sieben Jahre nach der Gründung hat das zum AZ Medien-Verlag gehörende Onlinenachrichtenportal Watson ausgerechnet im Coronajahr 2020 erstmals schwarze Zahlen geschrieben, wie die "NZZ am Sonntag" "Wir können einen kleinen Gewinn verbuchen", sagte Watson-Chef Michael Wanner, der Sohn von AZ Medien-Patron Peter Wanner. Der erste Businessplan sah dies bereits für 2017 vor. Später vertröstete Wanner auf 2019. "Hätten wir nur auf die Quartalszahlen geschaut, wäre die Geduld vielleicht irgendwann zu Ende gewesen", sagt er. Glücklicherweise gehöre Watson aber zum Familienunternehmen AZ Medien, das langfristig denke. Geschafft habe Wanner die schwarzen Zahlen, indem er Watson zu einer Marketingmaschine umgebaut habe. Die Werbekunden werden heute von Marketingexperten darin beraten, wie man eine "Kommunikationsherausforderung" am besten löst. Das sei personalintensiv, führe aber zu längeren Kundenbeziehungen, erklärte Wanner. Am Montag will Watson in der Romandie starten.

SCHWEIZ: Die Schweiz hat in den letzten Jahren auf dem internationalen Parkett relativ zu anderen Staaten an Bedeutung eingebüsst. Das sagte der ehemalige Nationalbankpräsident Philipp Hildebrand in einem Interview mit der "NZZ am Sonntag". Die Blockbildung und die ausserordentliche Entwicklung in Asien in den letzten 20 Jahren, namentlich in Singapur, habe zu dieser Verlagerung beigetragen. Es fehle der Schweiz an Instrumenten, um in einer zunehmend komplexen Welt Einfluss zu nehmen. Die Zeiten, in denen sich die Schweiz darauf habe verlassen können, dass die guten Dienste Goodwill schafften, seien vorbei. Solch gute Dienste böten heute auch andere Länder an. Die Schweiz müsse sich dringend die Frage stellen, wie das Land seine Interessen auch im Jahr 2040 noch wahren könne. Die EU-Länder hätten hier einen grossen Vorteil, weil sie international als Gemeinschaft aufträten. "Eine Möglichkeit wäre durch einen Staatsfonds. So könnten wir unseren Reichtum für künftige Generationen mehren", sagte Hildebrand. (NZZaS S. 23. Siehe separaten Text)

CORONA I: Gesundheitsminister Alain Berset stellt weitere Lockerungen der Corona-Massnahmen für die kommenden Monate in Aussicht. Kultur- und Sportveranstaltungen könnten rasch wieder zugelassen und im Sommer sogar Grossveranstaltungen erlaubt werden. Das bestätigte Bersets Kommunikationschef Peter Lauener gegenüber der "SonntagsZeitung". Das Innendepartement werde diese Vorschläge dem Bundesrat demnächst zur Diskussion stellen. Der Entscheid dürfte in den nächsten Wochen, frühestens jedoch am 17. März, fallen. Musikfans können somit auf einen Festivalsommer hoffen. Und Profisportligen könnten ab Sommer wieder vor einem grösseren Publikum spielen. Dies aber unter strengen Auflagen. Die Organisatoren bleiben vorerst skeptisch, ob sich die Anlässe auch bei solch hohen Hürden noch rechnen. (SoZ S. 1-3)

CORONA II: Die Corona-Pandemie verschärft die soziale Ungleichheit. Das zeigt eine Studie der Konjunkturforschungsstelle (KOF) an der ETH Zürich. Demnach müssen Haushalte mit einem Einkommen von unter 4000 Franken wegen Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit mit 20 Prozent weniger Lohn auskommen, wie der "SonntagsBlick" berichtet. Ein Drittel der Angestellten im Tieflohnsektor seien in der Pandemie mit weniger Einkommen konfrontiert. Jeder zweite Geringverdiener müsse seine Ersparnisse plündern. Jede neunte Person habe sich verschuldet. Besonders stark von Lohneinbussen betroffen seien einmal mehr Migranten. Frauen litten stärker als Männer unter der Pandemie. Denn zwei Drittel der Tieflohnbezüger seien weiblich. (Sobli S. 16f.)

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