UNTERFÖHRING (dpa-AFX) - ProSiebenSat.1 hat das vergangene Jahr mit schlechten Nachrichten für die Anleger beendet. 2019 lässt ein negativer Analystenkommentar die Papiere auf einen neuen Tiefpunkt seit 2011 fallen. Ist das Gröbste für den Fernsehsender nun überstanden? Was bei dem Unternehmen los ist, was die Analysten sagen und was die Aktie macht.

DAS IST LOS BEI PROSIEBENSAT.1:

Die Sendergruppe ist hart vom Medienwandel betroffen. Das klassische Fernsehen nach einem festgelegten Programm ist für junge Menschen immer unattraktiver. Sie wollen lieber selbst wählen, wann sie was schauen - und finden dabei zahlreiche Angebote bei der mächtigen US-Konkurrenz von Netflixund Amazon. ProSiebenSat.1 will mit der Produktion hochwertiger Serien aufholen, doch der Umbau geht ins Geld. Ende des Jahres kappten die Münchener daher ihre Dividende, was bei den Aktionären nicht gut ankam.

Ob die Rechnung am Ende aufgeht, ist außerdem fraglich. Viele wollen von dem Online-Video-Trend etwas abhaben. Das gilt für den europäischen Mitbewerber RTL ebenso wie für neue Player, zu denen die Filmschmiede Disney und der iPhone-Hersteller Apple gehören.

ProSiebenSat.1 will daher zweigleisig fahren. Neben dem Ausbau des Streamingangebots soll das Geschäft mit Internetportalen über die Tochterfirma Nucom Group verstärkt werden. Dazu holte sich der Fernsehsender bereits den US-Finanzinvestor General Atlantic mit an Bord. Dieser erhöhte zuletzt seine Anteile an Nucom von einem Viertel auf rund 28 Prozent und bringt zudem Anteile an dem Internet-Portal Aroundhome in Nucom ein, wie die Unternehmen Mitte Januar mitteilten. Aroundhome ist ein Portal, das Produkte von Whirlpool bis Wintergarten sowie Dienstleistungen rund ums Haus vermittelt. Damit ergänzt es die bisherigen unter Nucom laufenden Onlineshops. Dazu gehören zum Beispiel das Vergleichsportal Verivox, die Partnervermittlung Parship und der Parfüm- und Kosmetikanbieter Flaconi. Für 2019 soll die Nucom-Gruppe einen Umsatz von rund einer Milliarde Euro einbringen.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Das Fernseh-Werbegeschäft weckt bei Marktbeobachtern Bedenken. Adrien de Saint Hilaire, Analyst bei der Investmentbank Merrill Lynch, sorgt sich wegen des beschleunigten Trends hin zu Online-Video-Angeboten um den Anteil von TV-Anbietern am Werbeetat. Er rät, die Finger von den Aktien europäischer TV-Konzerne zu lassen. Nachdem der Anteil des klassischen Fernsehens am gesamten Werbekuchen seit 2012 bei in etwa 30 Prozent recht stabil geblieben sei, dürfte er bis 2025 auf nur noch rund 20 Prozent sinken, erklärte der Experte. Außerdem koste der Aufbau des Online-Geschäfts viel Geld, erklärte er seine Zurückhaltung.

Analyst Daniel Kerven von der US-Bank JPMorgan schätzt die Lage etwas optimistischer ein. Zwar geht auch er von einem stärkeren Rückgang der Werbeerlöse als bisher aus. Jedoch traut er dem Medienkonzern ein stärkeres Wachstum der E-Commerce-Beteiligung Nucom sowie der Holding Red Arrow Studios zu, was die Verluste ausgleichen könnte.

Von 18 im dpa-AFX-Analyser gelisteten Experten raten zehn zum Halten der Aktie, fünf zum Kauf und drei zum Verkaufen. Das durchschnittliche Kursziel auf zwölf Monate liegt bei 20,90 Euro. Dabei gehen die Kursziele von 11,20 Euro bis 30,00 Euro weit auseinander.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Die Anleger von ProSiebenSat.1 hatten in den letzten Jahren wenig Freude mit ihren Papieren. Seit ihrem Rekordhoch von fast 51 Euro Ende 2015 haben sie mehr als 70 Prozent ihres Wertes verloren.

Mit der gekappten Dividende Ende 2018 beschleunigten die Aktien ihre Talfahrt. Anfang 2019 sanken sie auf einen Tiefpunkt bei 13,90 Euro. Weniger haben sie zuvor vor mehr als sieben Jahren gekostet. Zuletzt kostete die Aktie etwa 15 Euro./elm/nas/fba