HAMBURG (dpa-AFX) - Der Xing-Betreiberin New Work ist im vergangenen Jahr trotz der Pandemie ein Umsatz- und Gewinnanstieg geglückt. Das Unternehmen hinter dem Karrierenetzwerk stemmt sich mit Einsparungen, neuen Formaten und dem geplanten Relaunch der Xing-App gegen die Belastungen der Virus-Krise. Denn trotz stark gestiegener Mitgliederzahlen geht Corona nicht spurlos an den Hanseaten vorüber, wie Unternehmenschefin Petra von Strombeck am Mittwoch in der Mitteilung zur Vorlage der vorläufigen Jahreszahlen erklärte.

"Natürlich spüren auch wir die Auswirkungen der Corona-Pandemie", sagte von Strombeck. Gleichzeitig zeige sich New Work in dem herausfordernden Umfeld stabil und das Geschäftsmodell als widerstandsfähig. "Wir blicken insgesamt zuversichtlich in die Zukunft", betonte die Managerin des deutschen Linkedin-Rivalen.

An der Börse reagierten die Anleger am Morgen positiv auf die Eckdaten für 2020. Die im Nebenwerteindex SDax notierte Aktie legte zuletzt um mehr als zwei Prozent zu. Die operativen Kennziffern seien auf den ersten Blick im Rahmen der Erwartungen ausgefallen, wenngleich sie durch die vom Unternehmen vorgenommenen Bereinigungen nur schwer vergleichbar seien, sagte ein Händler. Das Papier selbst hat in der Corona-Pandemie bereits reichlich Blessuren abbekommen: Der Kurs ist seit Beginn 2020 um ein Viertel eingeknickt.

Durch die Pandemie leidet bei New Work vor allem der Event-Bereich, weil Unternehmensveranstaltungen reihenweise ausfallen müssen. Und auch im Neugeschäft mit den Unternehmen spürten die Hamburger eine gewisse Zurückhaltung.

Gleichzeitig floriert wegen der Pandemie das sogenannte E-Recruiting, also die Personalsuche von Arbeitgebern über digitale Kanäle. New Work konnte so seine Umsätze im wichtigen Firmenkundengeschäft weiter ausbauen - der Bereich steuert ohnehin den größten Anteil zu den Konzernerlösen bei.

Konzernweit stiegen die pro-forma-Erlöse nach vorläufigen Berechnungen im Vergleich zum Vorjahr um 2 Prozent auf 276 Millionen Euro. Der Wert wurde zur besseren Vergleichbarkeit um den Effekt der Übernahme der Jobplattform Honeypot bereinigt. Das vergleichbare Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) lag mit 92,3 Millionen Euro um etwa 9 Prozent über dem Vorjahreswert. Das Konzernergebnis stieg pro forma um 4 Prozent auf 37,4 Millionen Euro. Die Aktionäre sollen eine stabile Dividende von 2,59 Euro erhalten. Fünfzig Prozent der Aktien hält der Verlagsriese Burda mit seiner Digitaltochter. Ihren endgültigen Jahresfinanzbericht will New Work am 25. März vorlegen.

Pandemiebedingte Probleme machte im vergangenen Jahr auch das Geschäft mit Privatkunden, obwohl wegen der Lockdowns auch die Jobsuchenden zunehmend den Weg über das Internet gehen. 2020 gewann Xing 1,8 Millionen neue Mitglieder hinzu, die Zahl der Mitgliedschaften im deutschsprachingen Raum erreichte Ende des Geschäftsjahres fast 19 Millionen. Davon zahlen laut einem Sprecher rund eine Million für ihre Mitgliedschaft. Das verschaffte der Betreiberin New Work zwar einen Umsatzanstieg aus bezahlten Mitgliedschaften - andererseits belasteten aber die Kontakt- und Veranstaltungsverbote die Umsätze des Expats-Netzwerks Internations. Daher stagnierten die Gesamterlöse im Privatkundenbereich.

Unternehmenschefin von Strombeck, die den Führungsjob bei New Work erst mitten in der Pandemie im vergangenen Mai übernommen hatte, hatte nur wenige Monate danach ein Sparprogramm auf den Weg gebracht. Sie strich die Kosten um 16,5 Millionen Euro zusammen, rund 100 Stellen fielen weg. Stattdessen will von Strombeck nun in Wachstumsformate investieren, um sich vom Wettbewerb abzusetzen. Bereits im vergangenen Jahr baute die Xing-Redaktion ihr Angebot um diverse multimediale Formate aus. 2021 soll nun die neue Xing-App folgen. Die Vorstellung des Relaunches sei für die Mitte des Jahres geplant, sagte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage./tav/men/mis