Von Stephen Wilmot

DETROIT (Dow Jones)--Die Art und Weise, wie Tesla die etablierte Autoindustrie herausforderte, ist eher die Ausnahme als die Regel bei der Umstellung auf Elektrofahrzeuge. Und deshalb wird Nikola wohl nie so sein wie Tesla, auch wenn Investoren, vor allem aber General Motors, so sehr darauf gehofft hatten. Das Elektrofahrzeug-Startup hat sein auffälliges Pickup-Projekt "Badger" am Montag im Rahmen einer radikal geschrumpften Version seines Vertrags mit GM auf Eis gelegt.

Von der im September unterzeichneten ursprünglichen Vereinbarung ist nicht mehr übrig geblieben, als der Plan einer Zusammenarbeit bei der Ausstattung von großen Nikola-Trucks mit Brennstoffzellentechnologie von GM. Detroits größter Autobauer hatte vor, sich im Austausch für den Bau des unter Vertrag stehenden Badger an Nikola zu beteiligen. In dem Deal steckte jedoch fast von Beginn an der Wurm, nachdem ein Hedgefonds-Bericht die Grenzen der Nikola-Technologie offengelegt hatte. Nikolas Vorstandschef und Gründer Trevor Milton nahm daraufhin seinen Hut.

GM wird Nikola auch nicht so bald mit Brennstoffzellen beliefern. Bei allem Hype um Wasserstoff konzentriert sich das Startup derzeit auf batteriebetriebene Versionen seines ersten Elektrofahrzeugs, des "Tre". Nikola hofft, im vierten Quartal nächsten Jahres in Deutschland und Anfang 2022 in Coolidge, Arizona, mit der Serienproduktion beginnen zu können. Wasserstoff-Lkw werden hingegen nicht vor 2023 kommen. Zudem will Nikola in Europa Bosch als Brennstoffzellenlieferanten nutzen.

Nikola denkt immer noch darüber nach, die Batterietechnologie für den Tre von GM statt vom bestehenden Partner Romeo Systems aus Kalifornien zu beziehen. Für GM wäre es ein Gewinn, zusätzliche Einnahmen aus seinen enormen Batterieinvestitionen zu erzielen. Ein solches Geschäft wäre eine willkommene Ergänzung für die Pläne, Honda zu beliefern. Dabei ist unklar, wie viel Geschäft auf dem Spiel steht. Noch hat Nikola keine Bestellungen für den Tre entgegengenommen.

Die Nikola-Aktie verlor am Montagmorgen ein Fünftel ihres Werts. Das Unternehmen hatte noch im Juni viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen, als Milton über die Annahme von Bestellungen für den Badger twitterte. Für die Aktie folgte eine wilde Rallye, die Nikolas Marktwert kurzzeitig auf das Niveau von Ford katapultierte.

Das vorläufige Ende des Badger führt das Unternehmen zurück zu seinem ursprünglichen Versprechen: Es wollte den Fernverkehr neu erfinden. Auch einige Jahre später ist das noch eine spektakuläre Verheißung, aber einen Vergleich mit Tesla rechtfertigt das nicht. Der Marktwert von Nikola beträgt jetzt weniger als ein Viertel des von Ford. Das ist immer noch viel für ein Unternehmen, das bis heute keinen nennenswerten Umsatz erzielt.

Daimler und Toyota hatten sich in den Anfangsjahren an Tesla beteiligt, waren aber zu früh wieder ausgestiegen. Der ungewöhnliche Vertrag von GM mit Nikola könnte durch den Wunsch motiviert worden sein, eine weitere Erfolgsgeschichte mit Elektrofahrzeugen ja nicht zu verpassen.

Aber Autos zu bauen ist schwierig, und Tesla könnte die Ausnahme und nicht die Regel beim Wandel der Branche hin zur Elektromobilität sein. Das Seltsame ist, dass GM diese Lektion erst einmal lernen musste.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/DJN/rer/jhe

(END) Dow Jones Newswires

December 01, 2020 03:28 ET (08:28 GMT)