Während andere Autohersteller - darunter auch die beiden Lokalrivalen Nissan und Honda - ihre Produktion wegen des weltweit grassierenden Engpasses bei Halbleitern drosseln müssen, kündigte der japanische Vorzeigekonzern am Mittwoch an, den Ausstoß sogar zu erhöhen. Der Konzern verfüge über einen Vorrat an Chips für bis zu vier Monate und rechne derzeit nicht mit einer Beeinträchtigung der Produktion.

Auf die Frage, warum sich die Auswirkungen bei Toyota in Grenzen hielten, antwortete Finanzchef Kenta Kon, Toyota halte seine Lieferanten ständig über seine kurz- und langfristigen Produktionspläne auf dem Laufenden. "Kurzfristig sehen wir keinen Rückgang des Produktionsvolumens aufgrund der Chip-Knappheit, aber wir sehen die Risiken einer Chip-Knappheit." Es gebe Stimmen, die von einem Mangel an Halbleitern bis zum Sommer ausgingen. Möglicherweise werde es aber nicht so lange dauern.

Toyota pflegt - im Gegensatz zu westlichen Konkurrenten - traditionell eine enge Beziehung zu Lieferanten auf verschiedenen Ebenen und war lange an vielen finanziell beteiligt. In diesem Geflecht, im Japanischen Keiretsu genannt, ist eine enge Abstimmung möglich. Der Mangel an direkten Absprachen mit Halbleiterherstellern wird als einer der Gründe für den Chip-Engpass bei vielen anderen Herstellern gesehen. Volkswagen will daher künftig direkte Lieferbeziehungen eingehen. Bisher beziehen die Wolfsburger Teile bei Zulieferern wie Bosch und Continental, die wiederum von Halbleiterherstellern beliefert werden.

Autohersteller rund um den Globus sind von dem Mangel an Microcontrollern betroffen, die in Motormanagement- und Fahrerassistenzsystemen verwendet werden. Auch VW und Daimler leiden darunter. Um die Folgen des Engpasses zu erörtern, wollen am Mittwoch Vertreter des Auto- und Elektroniksektors sowie des französischen Staates zu einem Krisentreffen zusammenkommen.

BEIM GEWINN IN EINER EIGENEN LIGA

Auch beim Gewinn hebt sich Toyota ab: Der operative Gewinn kletterte im Zeitraum Oktober bis Dezember um mehr als die Hälfte auf 987,9 Milliarden Yen (rund 7,8 Milliarden Euro). Das war deutlich mehr als Analysten erwartet hatten. Für das im März endende Geschäftsjahr rechnet das Management nun mit einem Betriebsgewinn von zwei Billionen Yen, weit mehr als das Management bisher in Aussicht gestellt hatte. Die Toyota-Aktien schlossen 1,7 Prozent höher, nachdem sie zuvor auf den höchsten Stand seit Juli 2015 gestiegen waren. Die Tatsache, dass Toyota nicht so stark von der Chip-Knappheit betroffen ist, sei ein ermutigendes Zeichen, sagte Hideyuki Suzuki von SBI Securities.

Toyota rechnet für dieses Jahr mit einem Absatz von 9,73 Millionen Fahrzeugen, das sind 3,3 Prozent mehr als der Konzern bisher prognostiziert hatte, aber weniger als die 10,46 Millionen des vergangenen Jahres. Der Hersteller von Autos wie dem SUV RAV4 und dem Hybridmodell Prius ist dank des asiatischen Marktes - vor allem aufgrund seiner Stärke in China - besser durch die Corona-Krise gekommen und hat erstmals seit fünf Jahren den deutschen Rivalen Volkswagen von der Weltmarktspitze verdrängt. Seine Prognose für das operative Ergebnis hatte der Konzern erst im November auf 1,3 Billionen Yen angehoben.