(neu: neue Fassung mit aktuellen Kursen und Analystenkommentaren)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Eine Privatplatzierung beim Ankeraktionär Acciona hat am Montag den Nordex-Aktien einen Erholungsschub beschert. Der Hersteller von Windkraftanlagen bekommt das frische Kapital vom Baukonzern Acciona, um Kasse und Bilanz aufzubessern und sich so gegen kurzfristige Risiken abzusichern. Ein Händler sprach von einem "dringend benötigten Bekenntnis" der Spanier zu ihrer Hamburger Beteiligung.

Die Anteile von Nordex reagierten entsprechend positiv. Die erst vor rund einer Woche zur Vorlage der Jahresauftaktzahlen auf ein Tief seit Frühjahr 2020 gesackten Aktien sprangen zeitweise um rund 11 Prozent hoch. Die Hürde in Form der 21-Tage-Linie, die aktuell bei rund 9,90 Euro verläuft und den kurzfristigen Trend signalisiert, konnten sie allerdings bislang nicht überwinden. Gegen Mittag stand ein Plus von 10,3 Prozent auf 9,596 Euro zu Buche.

Jefferies-Analyst Constantin Hesse sprach von einem "erwarteten Schritt". Der Zeitpunkt und der Umfang der Kapitalerhöhung jedoch seien überraschend. Er habe später damit gerechnet, dann aber in einem deutlich größerem Ausmaß, da derzeit der Barmittelbestand bei Nordex noch solide sei. Dennoch wertete er die Vereinbarung zwischen Nordex und Acciona positiv und wies auf die Bedeutung eines soliden Netto-Cash-Polsters für die Aufrechterhaltung eines gesunden Auftragseingangs hin. "Wir glauben, dass der Schritt die Zuversicht des Managements untermauert, das obere Ende der Jahresprognose 2022 erreichen zu können. Voraussetzung allerdings ist, dass es keine zusätzlichen Lieferunterbrechungen und Kostensteigerungen gibt."

Der Windanlagenbauer hatte im ersten Quartal hohe Verluste gemacht. Als Gründe wurden am vergangenen Dienstag vom Unternehmen die Kosten für die Neuausrichtung der Rotorblattfertigung, eine geringere Installationsleistung sowie gestiegene Rohstoff- und Logistikkosten genannt. An seiner bereits Ende Mai gesenkte Prognose für 2022 hatte Nordex bei der Zahlenvorlage aber festgehalten. In den vergangenen Wochen hatten Hersteller wie Vestas oder die Siemens-Energy-Tochter Siemens Gamesa wegen der steigenden Kosten sowie Störungen der Lieferketten ihre Jahresprognosen gesenkt.

Analyst Guido Hoymann vom Bankhaus Metzler schrieb, die Privatplatzierung von Nordex passe zu dessen strategischem Ziel: Das mittelfristige Erreichen einer operativen Marge (Ebitda-Marge) von 8 Prozent auf Konzernebene, sobald sich das Marktumfeld stabilisiert hat und die Preismechanismen für neue Aufträge greifen. Zugleich allerdings verwies er darauf, dass die neuen Aktien mit vollen Dividendenrechten ab Jahresbeginn 2022 ausgestattet seien. Sein Kursziel senkte er für die Nordex-Aktie nun von 18 auf 16 Euro, bekräftigte aber seine Kaufempfehlung. Das neue Ziel bedeutet immerhin ein Kurspotenzial von aktuell fast 70 Prozent.

Die Aktienstory indes ist schon länger mehr als trüb: Für die nach dem Corona-Börsencrash 2020 zunächst wieder stark gelaufene Aktie ging es seit mehr als einem Jahr erneut fast nur noch abwärts. Nach einer jahrelangen Flaute erreichte sie im April 2021 wieder ein Hoch bei unter 30 Euro. Seither sieht es erneut düster aus: Bis dato beläuft sich der Verlust in diesem Zeitraum auf rund 70 Prozent. Vom Ausbau der Erneuerbaren Energien im Zuge des Klimawandels profitierte der Kurs bislang nicht./ck/ajx/stk