Berlin (Reuters) - Die Verbraucher in Deutschland können im nächsten Jahr mit einer deutlichen Senkung des Aufschlags auf den Strompreis für die Ökostrom-Förderung rechnen.

Nach Berechnungen der Denkfabrik Agora, die Reuters am Mittwoch vorlagen, wird die Umlage auch ohne staatliche Zuschüsse um mindestens ein Drittel auf 4,3 Cent pro Kilowattstunde sinken. Derzeit beträgt sie 6,5 Cent. Allerdings hatte der Bund in Aussicht gestellt, nach 2021 auch 2022 mit Steuergeld den Aufschlag weiter zu dämpfen. In Regierungskreisen hieß es, dafür würden noch einmal um die drei Milliarden Euro eingesetzt. Das würde laut Agora die Umlage dann auf bis zu 3,3 Cent drücken - also nahezu eine Halbierung. Ein durchschnittlicher Privathaushalt müsste dann etwa 100 Euro weniger pro Jahr für den Aufschlag zahlen. Und auch insgesamt könnte der Strompreis für sie unter das Niveau von 2021 sinken.

In der kommenden Woche wollen die Stromnetzbetreiber die genaue Höhe des Aufschlags nach dem Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG-Umlage) bekanntgeben. Mit der Umlage, die grundsätzlich alle Stromverbraucher bezahlen müssen, werden die Subventionen zum Ausbau von Wind- oder Solaranlagen bezahlt. Diese Hilfen fließen in Form von auf 20 Jahre garantierter Abnahmepreise an die Betreiber. Da diese meist höher liegen als der erzielbare Marktpreis für den Strom, finanziert die Umlage die Differenz.

Diese war bei der Festlegung der Umlage 2020 besonders groß: Im Zuge der Corona-Krise lagen die Marktpreise für Strom extrem tief, der Unterschied zu den garantierten Abnahmepreisen war also sehr hoch. So wäre die Umlage wohl ohne staatliche Zuschüsse auf fast 10 Cent gestiegen.

HOHE STROMPREISE DRÜCKEN UMLAGE

Nun ist die Lage umgekehrt: Da die Strompreise derzeit an den Börsen auf Rekordhoch sind, ist die auszugleichende Differenz klein. Zudem sind die Hilfen in den vergangenen Jahren für neue Windräder oder Solaranlagen deutlich gesunken. Da die Regierung aber für 2021 und 2022 insgesamt elf Milliarden an Zuschüssen zugesagt hatte und laut Agora davon erst gut acht Milliarden Euro eingesetzt wurden, können erneut fast drei Milliarden für 2022 fließen. Allerdings werden die hohen Börsenstrompreise auch an die Verbraucher weitergereicht. Zwar wird die Halbierung der Umlage auch unter dem Strich zu günstigeren Preisen führen, das Minus dürfte aber relativ gering sein. Mit Steuern und Abgaben kostet die Kilowattstunde derzeit gut 30 Cent.

Die Strompreise in Deutschland gehören seit Jahren zu den höchsten in Europa, wofür vor allem Steuern und Abgaben wie die EEG-Umlage verantwortlich sind. Da Strom aus erneuerbaren Energien aber im Kampf gegen den Klimawandel immer stärker etwa in Autos oder zur Wasserstoff-Erzeugung eingesetzt werden muss, wollen die Parteien den Preis drücken. Sowohl SPD und Union haben sich die komplette Abschaffung der EEG-Umlage auf die Fahnen geschrieben. Auch die FDP strebt das an, die Grünen wollen sie zumindest weiter senken. Finanziert werden soll dies unter anderem durch die CO2-Abgabe auf Sprit, Gas und Heizöl.