HAMBURG (dpa-AFX) - Der Windkraftanlagenbauer Nordex besorgt sich erneut frisches Geld von Anlegern. Dieses Mal sollen durch eine Kapitalerhöhung mit Bezugsrechten brutto 212 Millionen Euro in die Kasse fließen, wie das Unternehmen am Sonntagabend in Hamburg mitteilte. Zuletzt hatte Nordex vor zwei Wochen eine Privatplatzierung bei seinem spanischen Großaktionär Acciona angekündigt, die brutto gut 139 Millionen Euro einbringen sollte. Am Finanzmarkt kamen die Nachrichten schlecht an.

Im vorbörslichen Handel auf der Plattform Tradegate verlor die Nordex-Aktie am Montagmorgen im Vergleich zum Xetra-Schlusskurs vom Freitag rund sieben Prozent an Wert.

Der Mitteilung vom Sonntag zufolge wurde der Bezugspreis für die neuen Aktien auf 5,90 Euro festgelegt. Am Freitag war die Nordex-Aktie bei 8,90 Euro aus dem Xetra-Hauptgeschäft gegangen. Nordex-Aktionäre könnten 10 neue Aktien für je 49 bestehende Aktien zum Bezugspreis erwerben, hieß es.

Acciona werde die Bezugsrechte für ihren derzeitigen Anteil am Grundkapital von 39,66 Prozent ausüben, hieß es weiter. Aktien, für die die Bezugsrechte im Rahmen des Bezugsrechtsangebots nicht ausgeübt wurden, würden vollständig von einem Bankenkonsortium gezeichnet. Der Bezugszeitraum läuft vom 13. bis 26. Juli.

Branchenexperte Constantin Hesse vom Analysehaus Jefferies hält trotz des erneuten Kursrutsches an seinem Kursziel von 16 Euro fest und empfiehlt das Papier weiterhin zum Kauf. Zwar stimmt ihn die zweite Kapitalerhöhung binnen zwei Wochen weniger zuversichtlich, dass das Unternehmen das obere Ende seiner Zielspanne für 2022 erreichen kann. Allerdings sei die Bedeutung des Barmittelbestands in der Windkraft-Branche besonders wichtig. Für die Perspektiven des Unternehmens vor allem in Europa zeigt sich der Analyst weiterhin optimistisch. Die US-Großbank Citigroup senkte ihr Kursziel für die Aktie hingegen von 10 auf 9 Euro.

Mit der Bezugsrechtskapitalerhöhung will Nordex nach eigenen Angaben seine Kapitalstruktur durch eine Erhöhung der Eigenkapitalquote stärken. Die erhöhte Liquidität schütze vor kurzfristigen branchenspezifischen Risiken in dem derzeit schwankungsanfälligen Marktumfeld für den Windenergiesektor.

Nordex war mit hohen Verlusten in das neue Jahr gestartet. Als Gründe nannte das Unternehmen bei der Zahlenvorlage die Kosten für die Neuausrichtung der Rotorblattfertigung, eine geringere Installationsleistung sowie gestiegene Rohstoff- und Logistikkosten. Auch andere Windanlagenbauer wie Vestas und Siemens Gamesa blicken wegen der steigenden Kosten sowie Störungen der Lieferketten verhalten auf das laufende Jahr.

Nordex hatte die Vorlage seiner Quartalsergebnisse wegen eines Cyber-Sicherheitsvorfalls auf Mitte Juni verschoben und war wegen der verspäteten Bekanntgabe aus dem Nebenwerte-Index SDax geflogen. Seine Zahlen zum ersten Halbjahr will das Unternehmen am 11. August veröffentlichen./he/stw/ngu/stk