MAINTAL (dpa-AFX) - Der Verbindungstechnik-Spezialist Norma hat turbulente Monate hinter sich. Das SDax-Unternehmen aus dem hessischen Maintal konnte sich dem Sog der schwachen Automärkte nicht entziehen und musste im abgelaufenen Geschäftsjahr gleich mehrfach seine Prognose kappen. Zudem wurde der Chefsessel bei den Maintalern neu besetzt. Was im Konzern los ist, wie Analysten die weiteren Aussichten einschätzen und wie sich die Aktie entwickelt hat.

DAS IST LOS BEI NORMA:

Der neue Norma-Vorstandsvorsitzende ist ein alter Bekannter. Mit Michael Schneider wurde bei den Hessen der langjährige Finanzchef dauerhaft zum Konzernlenker ernannt. Schneider hatte den Posten zuvor bereits übergangsweise inne, nachdem sein Vorgänger Bernd Kleinhens ihn im Sommer geräumt hatte. Kurz zuvor musste Norma bei seiner Prognose erstmals zurückrudern.

Auf Schneider, der bis auf Weiteres auch seine Position als Finanzchef weiter bekleiden soll, wartet eine Menge Arbeit. Er muss das in der Nähe von Frankfurt beheimatete Unternehmen, das in diesem Jahr vom MDax in den SDax abgestiegen ist, durch die trüberen konjunkturellen Aussichten und durch die maue Stimmung in der Autobranche steuern, die Norma derzeit zu schaffen macht.

Der Zulieferer leidet zunehmend unter den schwächeren Geschäften mit der Autoindustrie und musste unter anderem einen Einbruch im USA-Geschäft verkraften. Auch in Asien und Europa lief es nicht rund. Hinzu kommen gestiegene Personalkosten sowie Kosten aus der Einführung eines neuen IT-Systems an einem Standort in Südamerika, die in den ersten drei Jahresvierteln auf die Marge drückten.

Schneider ist sich der schwierigen Lage bewusst. Ein Spar- und Umbauprogramm soll zur Kostensenkung beitragen, bis zum Jahr 2023 will Norma dadurch jährlich 40 bis 45 Millionen Euro einsparen. Bis dahin sollen für das Programm Kosten von insgesamt 45 bis 50 Millionen Euro anfallen. Ungeachtet der aktuellen Probleme betonte der neue Chef kürzlich, dass der Konzern nachhaltig stabil aufgestellt sei. Schneider verwies dabei unter anderem darauf, dass sich das Geschäftsfeld Wassermanagement positiv entwickelt habe.

Norma ist zwar auch von der Autoindustrie abhängig, im Gegensatz zu manch anderen Zulieferern aber breiter aufgestellt. Die Produkte der Maintaler, die nach eigenen Angaben weltweit rund 9000 Mitarbeiter haben, kommen etwa auch in der Luftfahrt und Marine oder in Kühlsystemen zum Einsatz. Norma stellt unter anderem Rohre, Befestigungen, Verschraubungen und Schläuche her.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Trotz des Abwärtstrends überwiegt bei den Marktexperten derzeit noch die Zuversicht. Von den insgesamt 14 im dpa-AFX-Analyser erfassten Analysten empfehlen gleich 7 die Norma-Aktie zum Kauf - und damit mehr als die Hälfte. Sechsmal lautet das Votum, die Papiere zu halten und die weitere Entwicklung des Unternehmens genau im Blick zu behalten. Lediglich Analyst Kai Müller von der US-Investmentbank Bank of America rät dazu, sich von den Anteilsscheinen zu trennen und verweist dabei auf die Risiken beim Brexit und dem Handelsstreit.

Besonders zuversichtlich zeigen sich die Privatbank Berenberg und das Analysehaus Warburg Research. Deren Warburg-Experte Franz Schall geht davon aus, dass vor allem die zusätzlichen Effizienzmaßnahmen des Autozulieferers am Markt gut ankommen dürften. In eine ähnliche Richtung tendiert Berenberg-Analyst Philippe Lorrain. Aus seiner Sicht dürfte der Fokus vom kurzfristigen konjunkturellen Gegenwind abrücken und sich auf das Optimierungspotenzial von Norma richten.

Skeptischer gibt sich Frank Schwope von der NordLB. Die Neunmonatszahlen von Norma hätten nicht überzeugt, befindet er. Hans-Joachim Heimbürger vom Analysehaus Kepler Cheuvreux glaubt derweil daran, dass die Ernennung Schneiders zum neuen Konzernchef eine gute Entscheidung war und begrüßt es, dass der Finanzchef den Posten jetzt dauerhaft innehat.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Die Entwicklung ist negativ: Im gerade abgelaufenen Jahr hat die Norma-Aktie 12 Prozent an Wert eingebüßt. Damit gehört das Unternehmen zu den schwächeren Titeln im Nebenwerteindex SDax, der im gleichen Zeitraum fast ein Drittel zulegen konnte. Auf längere Sicht sieht es für die Hessen etwas besser aus: In den zurückliegenden drei Jahren beläuft sich das Minus wegen des starken Jahres 2017 nur auf rund 6 Prozent.

2019 erlebten die Norma-Papiere ab Mitte April zunächst einen heftigen Absturz. Von über 47 Euro sackten sie bis Mitte August zunächst auf unter 27 Euro ab und erlitten damit einen über 40-prozentigen Wertverlust. Im Anschluss kletterte die Aktie dann wieder über die 33-Euro-Marke, ehe Anfang Oktober ein weiterer Rücksetzer auf unter 28 Euro erfolgte. Seitdem ging es wieder bergauf, zuletzt kostete ein Anteilsschein knapp 29 Euro.

Im April 2011 ging Norma an die Börse, der Ausgabepreis lag bei 21 Euro. Danach ging es für die Titel mit Ausnahme kleinerer Einbrüche über viele Jahre hinweg überwiegend bergauf. Ihr Hoch erreichte die Aktie dann im Mai 2018, als sie in der Spitze gut 70 Euro kostete. Damit lag ihr Wert mehr als dreimal so hoch wie beim Start am Kapitalmarkt. Im Anschluss begann jedoch ein kontinuierlicher Abwärtstrend im Zuge der Krise der Automärkte und des Konjukturabschwungs./eas/men/fba