BASEL (dpa-AFX) - Die Corona-Krise lastet weiterhin auf den Geschäften des Pharmakonzerns Novartis. Weil in manchen Absatzregionen der Schweizer noch immer Lockdowns und Einschränkungen herrschen, musste das Unternehmen Gewinneinbußen hinnehmen und schnitt dabei noch schlechter ab als von Analysten befürchtet. Schlecht lief es auch für die Tochter Sandoz, für die Konzernchef Vas Narasimhan deshalb die Jahresprognosen senkte. An der Schweizer Börse lag die Novartis-Aktie am Dienstagmorgen kurz nach dem Handelsbeginn leicht im Minus.

Dass viele Menschen mit dem Arztbesuch zögerten, wirkte sich bei Novartis vor allem auf die Geschäfte mit Medikamenten gegen Haut- und Augenkrankheiten und bei Brustkrebsarzneien aus, wie der Konzern am Dienstag in Basel mitteilte. Novartis hat beispielsweise Arzneien zur Anwendung bei Augenkrankheiten wie dem Glaukom und dem Grauen Star (Katarakt) und der Hautkrankheit Psoriasis im Programm.

Der Generikahersteller Sandoz bekam die schwache Nachfrage vor allem in seinem Einzelhandelsgeschäft etwa in den Apotheken und bei dem Verkauf von Medikamenten gegen Infekte zu spüren. Grund war zum einen, dass wegen der Abstandsregeln in der Pandemie die Grippe- und Erkältungssaison ungewöhnlich harmlos verlief. Zudem hatte Sandoz im Vorjahr, als das Virus sich von Asien über die Welt ausbreitete, noch von Vorratskäufen profitiert.

Novartis-Chef Narasimhan rechnet zwar damit, dass sich die Entwicklung bei der Generika-Tochter nach dem "schwierigen Quartal" kurzfristig wieder stabilisieren dürfte. Die ursprünglichen Ziele für die Firma lassen sich damit aber nicht mehr halten. So erwartet der Vorstand für Sandoz nunmehr in 2021 einen Umsatzrückgang im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich, nachdem zuvor noch von Erlösen auf Vorjahresniveau die Rede war.

Mittelfristig sei er aber zuversichtlich, dass Sandoz die gesteckten Ziele erreichen werde, ergänzte Narasimhan während einer Telefonkonferenz. Immer mal wieder aufkommenden Spekulationen über eine Trennung von Sandoz erteilte er eine Absage. "Wir bleiben Sandoz gegenüber verpflichtet", betonte der Novartis-Chef.

Sorgen bereiten unterdessen dem Novartis-Chef die vielen verschleppten Diagnosen. Durch das geänderte Patientenverhalten in Covid-19-Zeiten gehe er davon aus, dass die Zahl der Krebsdiagnosen mit der allmählichen Normalisierung des Lebens deutlich steigen dürfte. Das dürfte mit einer Belastung für die Gesundheitssysteme einhergehen, sagt der Manager voraus.

Konzernweit legte der Umsatz von Novartis zum Jahresstart dank positiver Umrechnungseffekte im Vorjahresvergleich um ein Prozent auf 12,4 Milliarden US-Dollar (10,26 Mrd Euro) zu, zu konstanten Währungen musste Novartis aber Einbußen von zwei Prozent hinnehmen. Als wichtigste Wachstumstreiber erwiesen sich dabei aber einmal mehr das Herzmittel Entresto, die Gentherapie Zolgensma und das Schuppenflechte-Präparat Cosentyx.

Das um Sonderfaktoren bereinigte operative Ergebnis ging jedoch nominal um fünf Prozent auf 3,96 Milliarden Dollar zurück, unter dem Strich verdiente der Konzern mit 2,06 Milliarden Dollar ebenfalls fünf Prozent weniger als im Vorjahr. Analysten hatten mit mehr Umsatz und einem weniger starken Ergebnisrückgang gerechnet.

Die gesteckten Ziele will Novartis auch auf Konzernebene im Gesamtjahr erreichen. Die Prognose sieht ein währungsbereinigtes Umsatzplus im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich vor, das bereinigte operative Ergebnis soll währungsbereinigt im mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen, welches über dem Umsatzwachstum liegen soll.

Ab Jahresmitte dürfte sich die Lage mit einer Ausweitung der Impfkampagne langsam verbessern, ergänzte der Novartis-Chef. Wichtig sei, dass diese voranschritten und eine hohe Impfrate erreicht werde. Allerdings seien gerade dabei noch starke regionale Unterschiede zu erkennen. So seien etwa die USA und China deutlich weiter damit als andere Regionen./tav/hr/AWP/ngu/stk