Zürich (Reuters) - Aller guten Dinge sind drei: Novartis hat nach einem kräftigen Ergebniszuwachs im dritten Quartal seine Jahresprognose erneut angehoben, nachdem der Schweizer Pharmariese den Ausblick 2024 bereits nach dem ersten und dem zweiten Vierteljahr erhöht hatte.

Der jahrelange Umbau des Konzerns zu einem ausschließlichen Anbieter von neuen, patentgeschützten Medikamenten habe sich ausgezahlt, sagte Konzernchef Vasant Narasimhan am Dienstag. "Die Veränderungen, die wir vorgenommen haben, um ein fokussiertes, Pure-play-Unternehmen zu werden, das sich auf die wichtigsten therapeutischen Bereiche und die Schlüsselregionen konzentriert, funktionieren."

An der Börse konnte Novartis mit dem Quartalsbericht indes nicht punkten. Mit einem Kursabschlag von drei Prozent rutschten die Aktien ans Ende der Schweizer Bluechips und gehörten zu den größten Verlierern unter den europäischen Gesundheitswerten. Marktteilnehmer machten dafür das Ausbleiben positiver Überraschungen verantwortlich. Denn die erneute Prognoseanhebung war erwartet worden. "Die Prognoseanhebung wird fast schon zum Dauerritual", kommentierte Analyst Michael Kunz von der Luzerner Kantonalbank. Auch geringere als erwartete Zuwächse bei wichtigen Umsatzbringern wie etwa Kesimpta gegen Multiple Sklerose dämpften die Stimmung. Zudem kommt die Übernahme der deutschen Biotechfirma Morphosys Novartis teuer zu stehen: Der Konzern verbucht eine Wertminderung von 800 Millionen Dollar und braucht für die Entwicklung des Morphosys-Medikaments Pelabresib zur Behandlung von Myelofibrose mehr Zeit.

WACHSTUM AUCH OHNE ABNEHMARZNEIEN

Novartis strebt 2024 neu eine Umsatzwachstum unter Ausschluss von Wechselkurseinflüssen im niedrigen zweistelligen Prozentbereich an. Der um Sonderfaktoren bereinigte operative Gewinn soll stärker im hohen Zehnerbereich zulegen. Bislang wurden ein hoch einstelliges bis niedrig zweistelliges Plus der Verkaufserlöse und ein operativer Ergebnisanstieg im mittleren bis hohen Zehnerbereich in Aussicht gestellt. Die Mittelfristvorgaben bekräftigte Konzernchef Narasimhan: Bis 2028 hat sich der Arzneimittelhersteller ein durchschnittliches Umsatzwachstum von fünf Prozent vorgenommen. Die bereinigte operative Gewinnmarge soll bis 2027 auf über 40 Prozent steigen. Vergangenes Jahr waren es 36 Prozent und im dritten Quartal 40,1 Prozent.

Auf den aktuell boomenden Markt für Abnehmmedikamente setzt Novartis dabei nicht. Der Konzern forsche zwar an einer neuen Generation von Medikamenten gegen Fettleibigkeit, die verträglicher seien oder in längeren Abständen verabreicht werden könnten, sagte Narasimhan. Aber derzeit konzentriere sich Novartis auf andere Therapiegebiete, die für Umsatzwachstum bis in die 2030er-Jahre hinein sorgen dürften. "Wir sind nicht wirklich von der Übergewichtswelle abhängig", erklärte der Amerikaner. "Wir haben das Gefühl, dass wir mit den Plattformen, die wir haben, bis zum Ende dieses Jahrzehnts und bis ins nächste Jahrzehnt hinein robust wachsen können."

Im Zeitraum Juli bis September steigerte Novartis den Umsatz währungsbereinigt um zehn Prozent auf 12,82 Milliarden Dollar. Der bereinigte operative Gewinn wuchs um 20 Prozent auf 5,15 Milliarden Dollar. Der Konzern schnitt damit besser ab als von Analysten erwartet. Unter dem Strich stand ein Nettogewinn von 3,19 Milliarden Dollar. Wachstumstreiber waren vor allem Cosentyx gegen Schuppenflechte, das Herzmedikament Entresto, Kesimpta, die Brustkrebsarznei Kisqali, der Cholesterinsenker Leqvio und Pluvicto gegen Prostatakrebs.

(Bericht von Paul Arnold, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)