BASEL (dpa-AFX) - Der Pharmakonzern Novartis findet langsam wieder zurück in die Spur. Nach einem bereits guten zweiten Quartal konnten die Schweizer auch im dritten Jahresviertel zulegen. Die Tochter Sandoz verbuchte jedoch einen deutlichen Ergebnisknick. Novartis startet nunmehr eine strategische Überprüfung des angeschlagenen Generikaspezialisten. Ziel dabei sei die "Wertmaximierung für unsere Aktionäre", sagte Novartis-Lenker Vas Narasimhan am Dienstag in Basel laut Mitteilung. Das Management bestätigte zwar den Konzernausblick für 2021, rechnet bei Sandoz aber mit einem noch stärkeren Ergebnisrückgang als bisher.

Sandoz hat bereits seit längerem zu kämpfen. Insbesondere in den USA macht der Tochter der Preisdruck im wettbewerbsintensiven Gesundheitsmarkt zu schaffen. Noch hält sich Novartis für die Tochter aber alle Optionen offen - diese reichten von einer Beibehaltung des Geschäfts im Konzern bis hin zur Trennung, hieß es weiter. Genauer lässt sich Novartis nicht in die Karten schauen. "Wir werden alle Optionen ansehen, es ist jetzt zu früh, schon einzelne Möglichkeiten explizit zu benennen", sagte Narasimhan.

Das Ergebnis der Überprüfung soll dann spätestens bis Ende 2022 bekannt gegeben werden. Damit würde sich Novartis womöglich noch schlanker aufstellen, nachdem bereits 2019 der Augenheilkunde-Spezialist Alcon über einen Börsengang abgespalten wurde.

Während Sandoz im dritten Quartal einen leichten Umsatzrückgang verkraften musste, konnte Novartis konzernweit die Erlöse weiter ankurbeln. Diese stiegen um sechs Prozent auf rund 13 Milliarden US-Dollar (11,2 Mrd Euro), zu konstanten Währungen betrug das Plus fünf Prozent. Zum einen gehen inzwischen wieder mehr Menschen zum Arzt, zum anderen verkaufen sich bewährte Wachstumstreiber wie das Schuppenflechte-Mittel Cosentyx und das Herzmedikament Entresto überdurchschnittlich gut. Sogar so gut, dass Novartis den beiden Produkten inzwischen höhere Spitzenumsätze zutraut.

An der Börse legte die Novartis-Aktie am Morgen um mehr als ein Prozent zu. Besonders die starken Gewinnzahlen des Konzerns kamen laut Marktteilnehmern gut an, wohingegen jedoch die Entwicklung bei Sandoz als enttäuschend gewertet wurde.

Das bereinigte operative Ergebnis der Tochter war im vergangenen Quartal um 13 Prozent eingebrochen. Konzernweit konnte Novartis hingegen einen Anstieg um zehn Prozent auf rund 4,5 Milliarden Dollar verbuchen, was mehr war als von Analysten erwartet. Unter dem Strich kletterte der Gewinn um 43 Prozent auf 2,8 Milliarden Dollar.

Jefferies-Analyst Peter Welford erklärt sich die besser als erwartet ausgefallene Gewinnentwicklung mit niedrigeren Kosten. Er geht davon aus, dass die strategische Überprüfung bei Sandoz in einer Abspaltung oder einem Verkauf dieses Geschäfts münden wird. Seines Erachtens dürfte den Novartis-Aktien dadurch wieder vermehrt Beachtung geschenkt werden.

Im Gesamtjahr peilt das Novartis-Management unverändert einen Umsatzanstieg zu konstanten Wechselkursen im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich an. Der bereinigte operative Gewinn soll stärker als der Umsatz und im mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen. Dabei setzt der Konzern darauf, dass auch im Schlussquartal wieder mehr Medikamente verschrieben werden.

Während für den wichtigen Geschäftsbereich für innovative Arzneien inzwischen ein noch deutlicherer Anstieg beim bereinigten operativen Ergebnis in 2021 erwartet wird, dämpft das Management jedoch die Aussichten für Sandoz. Für die Generika-Tochter wird nunmehr ein Ergebnisrückgang im mittleren bis hohen Zehnprozentbereich erwartet - hier stand zuletzt noch ein Minus im niedrigen bis mittleren Zehnprozentbereich im Plan./AWP/tav/lew/jha/