Ungewöhnlicherweise beginnen wir mit dem Fazit, zu dem wahrscheinlich jeder Anleger bereits gelangt ist: Novo Nordisk sollte man im Portfolio haben, selbst zu den aktuellen Kursen. Das dänische Pharmaunternehmen besitzt viele fundamentale Stärken, die wir in unseren Artikeln mehrfach diskutiert haben: es ist gut geführt, es operiert auf einem wachsenden Markt, es genießt einen nahezu unangreifbaren kommerziellen und regulatorischen Schutz, es kann nach Belieben investieren, es ist schuldenfrei, es übertrifft regelmäßig die Markterwartungen, es verwaltet ein Angebot, das weit unter der Nachfrage liegt, es kauft Produktionskapazitäten, um das Wachstum zu beschleunigen... Auf der anderen Seite steht lediglich, dass es im Vergleich zu den Marktstandards teuer ist. Es gibt zwar Schlimmeres, aber es bleibt teuer.

Alles ist relativ in der Finanzwelt: Wenn es derzeit teuer ist, dann deshalb, weil der Markt auf ein starkes Gewinnwachstum setzt, das weit über dem anderer Pharmaunternehmen dieser Größe liegt - mit sehr wenigen Ausnahmen (zum Beispiel Eli Lilly, der zweite Akteur, der in den Markt für Adipositas-Behandlungen eingestiegen ist).

Novo

Aus einer "klassischen" Perspektive, also einer rein finanziellen und etwas altmodischen Sichtweise, hier einige rationale Punkte, die den Aktienkurs drücken könnten:

  • Die Aktie hat sich in zehn Jahren verachtfacht.
  • Die Aktie bewegt sich 12 % über dem durchschnittlichen Kursziel der Analysten.
  • Das Unternehmen wird mit dem 36-fachen des für dieses Jahr erwarteten Ergebnisses bewertet, im Vergleich zu 19-fach bei den großen europäischen Pharmakonzernen.
  • Novo Nordisk hat alle Eier in einem Korb: 93 % der Einnahmen stammen aus der Behandlung von Diabetes und Fettleibigkeit.

Wenn alle anderen Faktoren gleich bleiben, gibt es eigentlich keinen Grund, warum die schöne Novo-Geschichte enden sollte - solange die Markt- und Ergebnisdynamik positiv ist (oder sogar sehr positiv, da Fettleibigkeit und ihre Folgen wahrscheinlich der größte Gesundheitsmarkt der Welt sind).

Aber ein Nullrisiko gibt es nicht. Hier sind drei spezifische Szenarien, die die Aktienentwicklung in Frage stellen könnten:

  • Die Anti-Adipositasbehandlungen von Novo verursachen Nebenwirkungen, die in klinischen Studien und Follow-up-Untersuchungen noch nicht identifiziert wurden. Der Verkauf von Wegovy und Ozempic wird vorübergehend gestoppt, um Licht ins Dunkel zu bringen. Die Patienten schließen sich zusammen. Eine Sammelklage wird in den USA eingeleitet... Okay, das ist das Horrorszenario für das Unternehmen, aber wir haben Ihnen das Schlimmste versprochen, nicht war? Große Schäden am Aktienkurs!
  • Ein Konkurrent erzielt in klinischen Studien bessere Ergebnisse als die Produkte von Novo. Auch dieses Szenario würde wahrscheinlich zu erheblichen Kursverlusten führen, die sich nach konkreten Faktoren richten (Zeitpunkt der Markteinführung, Produktionskapazitäten, Angebot und Nachfrage usw.).
  • Novo hat Qualitäts-/Produktionsprobleme bei seinen Produkten. Der Aktienkurs wäre vorübergehend betroffen, aber die Geschichte nicht grundsätzlich in Frage gestellt.

Ein informierter Anleger ist doppelt geschützt: Das erste der oben genannten Risiken ist unwahrscheinlich. Das zweite ist etwas wahrscheinlicher, aber handhabbar. Das dritte ist banaler und gehört zu den klassischen Problemen, mit denen Unternehmen im Pharmasektor umgehen müssen. Was Sie nun mit diesen Informationen anfangen, bleibt (leider/ zum Glück) Ihnen überlassen.

Novo Nordisk ist seit September 2023 eine Position im Investorportfolio Europa von MarketScreener.